Editorial: Die unfassbare Hochwasserkatastrophe

Dutzende Gemeinden waren oder sind ohne Wasser und Strom

3 Min.

Angelica Pral-Haidbauer, Chefredakteurin © AQUILA-Picture

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle darüber schreiben, wie wichtig es ist, uns doch einmal eine Auszeit zu gönnen. Raus aus den An- und oftmals Überforderungen des Alltags, Kraft tanken in der Natur, bei Workshops Inspirationen sammeln oder an entschleunigenden Wanderungen mit den Alpakas der Bäuerin und Psychotherapeutin Barbara Enk teilnehmen, über deren „Auszeithof“ in St. Aegyd am Neuwalde wir berichten. Doch nun ist alles anders. Eine unfassbare Hochwasserkatastrophe hat Straßen und Gärten überflutet, Keller verschlammt, Eigenheime zerstört. Dutzende Gemeinden waren oder sind ohne Wasser und Strom. Tausende Freiwillige sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Blaulichtorganisationen befinden sich im Dauereinsatz. 

Heute ist Mittwoch, der 18. September, wir sind vor der Druckabgabe, die Situation ist noch immer kritisch,  eine Erleichterung für die Betroffenen noch nicht in Sicht. Alleine der Gedanke an jene Familien, die binnen kürzester Zeit evakuiert werden mussten und oft nur die wichtigsten Dokumente mitnehmen konnten, macht uns sprachlos. Wo bleiben all die lieben, unersetzbaren Erinnerungsstücke, die aus ihrem Leben erzählen?  Wie wird es weitergehen?

Ein Pferd, Lämmchen und Hühner im Wohnzimmer. 

Andrea Merz hat vor zwei Jahren einen Bauernhof im Helenental übernommen, in unermüdlicher Arbeit Stallungen und Gehege für gerettete Tiere gebaut, die sie zu Therapiehunden und Therapiepferden ausbildete, und damit den Verein für missbrauchte Frauen und Kinder betreute. Erst kürzlich wurden die Renovierungsarbeiten abgeschlossen – bis die Schwechat binnen weniger Minuten den gesamten Hof eineinhalb Meter hoch überflutete. Ställe, Zäune, Pumpen und Werkzeug – alles in den reißenden Fluten hinweggespült. Zurück in einer Spur der Verwüstung blieb die Allanderin mit ihrem zerstörten Lebens­traum. „Mein Projekt ist vernichtet. Aber ich gebe nicht auf. Ich fange noch einmal an! Jetzt erst recht! Ich bin immer für alle da, jetzt brauche ich Hilfe“, postete sie verzweifelt in einem Video, zusammen mit einem Pferd, mit Schafen, Enten und Hühnern im Wohnzimmer. Das Schicksal Andreas sei hier stellvertretend für viele erzählt …

In bedingungsloser Solidarität erleben wir jetzt die Stärke Niederösterreichs.

Liebe Leserinnen und Leser, um Hilfe zu bitten, ist kein Zeichen von Schwäche. Es gibt kaum ein Land, wo Nachbarschaftshilfe und Zusammenhalt mit einem so enorm großherzigen Einsatz gelebt werden wie in Niederösterreich. Nur durch bedingungslose Solidarität mit jenen, die auf Hilfe angewiesen sind, kann eine Gesellschaft eine solche, noch nie dagewesene,  Katastrophe überstehen. Vor nun fast zwölf Jahren sind wir mit der NIEDERÖSTERREICHERIN angetreten, Ihnen die schönsten Seiten dieses Landes zu zeigen – und wir haben es hundertfach getan. Seine allerschönste und beste Seite erleben wir in diesen schweren Tagen: im Füreinander und Miteinander der Menschen im Land. In einem Land, das ein gutes ist.

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