
Osterfestival „Imago Dei“: Intendant Albert Hosp & Sängerin Monika Hosp im Interview
Das großartige künstlerische Programm ist vom 29. März bis zum 21. April erstmals unter der Intendanz von Albert Hosp zu erleben.
© Nancy Horowitz
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert vereint das Osterfestival „Imago Dei“ Musik mit Kontemplation. Im inspirierenden Klangraum der Kremser Minoritenkirche atmet jeder Stein Spiritualität, verbinden sich Epochen und Religionen – intoniert in verschiedenen Genres. Das großartige künstlerische Programm ist vom 29. März bis zum 21. April erstmals unter der Intendanz von Albert Hosp zu erleben.
Seine Stimme ist uns seit 35 Jahren vertraut. Als beliebter Ö1 Musikmoderator, als Kulturvermittler und Musikexperte mit einem enormen Hintergrundwissen in vielen Genres. Seit 2018 ist er auch Künstlerischer Leiter des Weltmusikfestivals Glatt&Verkehrt – mit Vertragsverlängerung bis 2028. Er ist ein Erklärer. Einer, der uns das oftmals „Nicht-Hörbare“ in der Musik hörbar macht. Nach Nadja Kayali übernimmt nun Albert Hosp die Künstlerische Leitung des Festivals Imago Dei. In der Besetzung der ersten Ausgabe findet sich auch der Name Monika Hosp. Wir bitten das Ehepaar Hosp zum Interview …
„Imago Dei“: Das Ehepaar Hosp im Interview
Herr Hosp, mit welchen Gefühlen haben Sie das Angebot für die Intendanz von „Imago Dei“ angenommen?
A.H.: Mit großer Freude und aus zwei Beweggründen: Der Raum ist einfach fantastisch und extrem inspirierend. Und das Team ist beinahe dasselbe wie bei Glatt&Verkehrt. Ich wusste also, dass ich mit verlässlichen, engagierten und freundlichen Menschen zusammenarbeiten würde.
Frau Hosp, worauf dürfen wir uns bei „Bach tanzt“ freuen?
M.H.: Ausgangspunkt war eigentlich die Begegnung mit Ferhan Önder. Wir haben schnell festgestellt, dass wir miteinander ein Programm machen und einen Abend lang Bach musizieren wollen! So kam es, dass wir für die spezielle Besetzung mit zwei modernen Konzertflügeln eigene Arrangements anfertigen ließen. Die Spontaneität und Flexibilität der Musiker zu Zeiten Bachs findet sich dann in den Bewegungen von Simon Mayer wieder. Sie können sich also auf einen spontanen, aber auch genau durchchoreografierten Abend freuen.
Mit Ihrem Mann erarbeiten Sie spezielle Konzertprogramme, wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
M.H.: Ich bin wohl ein sehr intuitiver Mensch und spüre, welche Projekte umsetzbar sind. Und dann kommt mein Mann ins Spiel – ich füttere ihn mit meinen Ideen und nach zehn Minuten steht das Programm (lacht). Wir sind auf vielen Ebenen ein gutes Team.
Herr Hosp, Sie sagen „Ich denke in Klängen, nicht in Genres“. Wie sehr wird dieser Leitsatz Ihr Programm beeinflussen?
A.H.: Es ist wirklich so! Ich gehe in einem Raum und stelle mir vor, was dort gut klingen könnte. Ein hingetupfter Klavierakkord. Ein Ton von einer Posaune. Eine einfache Gesangslinie. Ein dröhnender Gong. Und daraus können dann Konzertprogramme oder Aufträge entstehen, also nicht aus dem Gedanken heraus: „Barock“, oder „Jazz“ etc.
Sie sind Sängerin und Gesangspädagogin. „Mein Körper ist meine Werkzeugkiste“, schreiben Sie auf Ihrer Website. Was meinen Sie damit?
M.H.: Ein großer Unterschied zwischen der Stimme und anderen Instrumenten ist ja, dass sozusagen alles in uns ist. Jeder Muskel ist ein Werkzeug und will genau eingesetzt werden. Es besteht die Herausforderung, keine unnötige Spannung, Verspannung zu machen, die Balance zu finden. Alles sollte mühelos klingen, so sehe ich meine Arbeit. Brauchen wir einen 4er- oder eben einen 10er-Bohrer? Ich liebe hochwertiges Werkzeug im Alltag – und so kam ich zu dieser Formulierung.
Sie haben zwei gemeinsame Kinder. Welche Rolle spielt Musik in Ihrer Familie?
M.H.: Gar keine bestimmte, sie ist einfach immer präsent …
A.H.: Genau, sie ist eher ein völlig selbstverständlicher, essentieller Teil unseres Lebens. Natürlich sind wir bestrebt, unseren Kindern möglichst viel an eigenem Weg offenzulassen. Ich habe ja noch zwei ältere Töchter und habe das bei ihnen genauso versucht.
Das erste Wochenende startet mit Georg Friedrich Händels Oratorium dreier Weltreligionen „Israel In Egypt – From Slavery To Freedom“. Inwieweit sieht sich das Festival als „Brückenbauer“?
A.H.: Ich glaube, dass Musik viel mehr Kraft zu echter Veränderung hat, als wir ihr allgemein zugestehen. Vielleicht wird das in unseren Konzerten ein Stück weit mehr spürbar. Fast jedes Konzert bietet außerdem inhaltliche Brücken, von Laute zu Gitarre beim „Gipfeltreffen“, besonders außergewöhnlich bei „Totentanz“, wenn Distlers großartges a capella-Werk mit Bachs d-moll-Partita verbunden wird, und in der Person von Lena Willemark, die als Artist In Residence einen Monat in Krems verbringt und in zwei sehr unterschiedlichen Programmen mitwirkt. Es war mir zudem, abgesehen von der Musik wichtig, jedes Konzert mit einer Einführung zu versehen, die durchaus andere Themen aufwirft als die dann zu hörende Musik. Zum Beispiel bringen wir am zweiten Wochenende Lesungen junger Schauspieler als „Präludien“ zu den Konzerten.
In seiner Festrede wird Konrad Paul Liessmann – ausgehend von Kants „Zum ewigen Frieden“ – das Thema Frieden beleuchten …
A.H.: Für die Eröffnungsrede wollte ich eine kompetente Stimme Österreichs bitten, sich zum Thema „Frieden“ Gedanken zu machen, ohne dabei auf die Musik des Abends oder auf das aktuelle Zeitgeschehen Bezug zu nehmen, sondern eher aus philosophischer Sicht. Konrad Paul Liessmann ist natürlich eine ideale Person dafür.
In Ihrem Vorwort aus dem Herbst 2024 schreiben Sie: „Niemand weiß, wie die Welt im Frühling 2025 aussehen wird.“ Hat uns seither die Realität überholt?
A.H.: Was den Plan des ersten Wochenendes betrifft, auf jeden Fall. Mit den Musikern war ich im Frühjahr 2023 mehr oder weniger handelseinig. Ein halbes Jahr später kam der Terror-Anschlag der Hamas. Damit hat dieses religionsübergreifende Oratorium unter Beteiligung von deutschen, österreichischen, israelischen und palästinensischen Künstlern auf einmal eine völlig unerwartete Aktualität erhalten.
Frau Hosp, inwieweit vermag die Musik uns zu verändern?
M.H.: Also, ich würde mich ja als sehr spirituellen Menschen bezeichnen. Musik bringt mich, egal ob ich sie mache oder höre, sofort in meine Verbindung zu meiner inneren Welt, das finde ich immer wieder faszinierend und ich bin dankbar dafür. Natürlich geht es nicht nur mir so. Ich bin davon überzeugt, dass das die Kraft und Magie von Musik ist: sich zu finden, eine Gemeinsamkeit zu erleben, eine spezielle Energie zu spüren. Das verbindet. Ich als Sängerin sehe darin meine Aufgabe, diesen Raum zu schaffen, immer wieder, unermüdlich. Und in diesem Raum ist dann vielleicht auch Veränderung möglich.
Den Abschluss des Festivals bildet „Hey Jo“, eine Hommage an Josef „Jo“ Aichinger, dem Gründer des Festivals Glatt&Verkehrt, Imago Dei und des Klangraum Krems. Was erwartet uns in dieser Uraufführung?
A.H.: Jo Aichinger, der am 8. April 70 Jahre alt geworden wäre, war ein Besessener, der Musik – und Kunst überhaupt – wie ein Nahrungsmittel zum Überleben begriff. Da wir über 20 Jahre lang gemeinsam bei „Glatt&Verkehrt“ zusammenarbeiteten, durfte ich seine Art, Musik zu ermöglichen, genau kennenlernen. An diesem Abend werden einerseits viele Weggefährten von ihm auftreten – andererseits wird neue Musik komponiert. Clemens Wenger schreibt Songs für eine speziell zusammengestellte Band mit der großartigen Maja Osojnik. Den zusätzlichen Rahmen schafft Martin Ptaks Posaunen-Quartett, das im Stile der Funeral Music von New Orleans den Abend eher nachdenklich beginnen und ganz gewiss lebensfroh ausklingen lassen wird…
Das Programm und die Termine der neun Veranstaltungen auf
www.imagodei.at
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