Autorin Susanne Ayoub

Autorinnentalk mit Susanne Ayoub

In ihren Romanen gibt es Verbrechen, aber keine Ermittler und die Gerechtigkeit siegt nicht immer.

3 Min.

© Trip Art Team

Das Werk der in Bagdad geborenen Schriftstellerin und Filmemacherin wurde international vielfach ausgezeichnet. Ein Teil ihrer Bücher und Radiostücke, aber auch das Drehbuch zu ihrem ersten Film, entstanden an ihrem Gartenschreibtisch in Kaltenleutgeben. Gerade erschien ihr neuester Roman „Spiegelschrift“.

Susanne Ayoub über ihren neuen Roman “Spiegelschrift”

In den Romanen der promovierten Theaterwissenschaftlerin und Philosophin gibt es Verbrechen, aber keine Ermittler und die Gerechtigkeit siegt nicht immer. Wie in ihrem neuesten „Fall“: Anna wird als TV-Kommissarin über Nacht berühmt. Bald darauf erhält sie anonyme Briefe. „Ich weiß, was Du getan hast. Ich hab es gesehen.“ Und plötzlich kehrt ihr Jugendfreund Mario aus Sizilien zurück. Hat er die Briefe verfasst?

In Ihrem Roman verflechten Sie über siebzehn Jahre zwei spannende Erzählstränge…  

Susanne Ayoub: Es sind eigentlich zwei Romane in einem Buch verpackt, die gescheiterte Jugendliebe, die siebzehn Jahre später auflebt, und der Kriminalfall, der sich aus den Personen der Vergangenheit, die Anna verschweigt, entwickelt und mit Mord endet.

Als Kind spielte Anna vor dem Spiegel. Nun ist sie die gefragte Schauspielerin Anna Herz…. 

Anna träumt sich in ihrem Spiegelspiel in eine andere Welt. Das setzt sich in ihrem Schauspielberuf fort. Sie spielt Rollen, auch privat lässt sie niemanden an sich heran. Diese innere Distanz zu allen Menschen macht sie einsam – und führt im Roman zu einem tödlichen Missverständnis.

Mario scheint nicht fähig zu sein, seine Gefühle in Worte zu fassen. Warum?

Ähnlich wie Anna hat Mario die Vergangenheit verdrängt, er ist nie wirklich angekommen, in Sizilien ist er auch nach all den Jahren ein Fremder geblieben. Seine Rückkehr nach Wien ist ein Versuch, es besser zu machen. Seine Sprachlosigkeit ist daher ein Spiegel von Annas Schweigen.

Annas Mutter Isabella war psychisch krank, Marios Mutter Helena verließ die Familie, um sich ihrer Kunst zu widmen. Wie sehr wirkt diese traumatische Kindheit bei beiden nach? 

Die Kindheit schleppt man ein Leben lang mit sich herum, umso mehr, wenn es so schwierige Familienverhältnisse sind wie bei meinen Protagonisten.  

Es geht auch um Schuld, nämlich um Schuldgefühle, dort, wo es gar keine Schuld gab …

Meine Romane sind oft von wahren Fällen inspiriert. „Spiegelschrift“ enthält ein Stück meiner eigenen Familiengeschichte, meine Mutter ist der Figur Isabellas nachempfunden. Annas zwiespältige Gefühle ihrer Mutter gegenüber und die ablehnende Haltung der Familie gegenüber der „Verrückten“ kenne ich aus meinem Leben und dazu gehören Schuldgefühle.

Die Liste Ihrer Publikationen sowie Ihrer Arbeiten für Radio, Film und Theater ist enorm lang. Wie schaffen Sie das alles? 

Ich war von Anfang an für verschiedene Medien tätig, einerseits aus Neugierde und Ehrgeiz, andererseits, um ein besseres Einkommen zu erzielen. Wenn man als Autorin überleben will, muss man fleißig sein.

Alle Infos auf www.susanneayoub.at

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