Lässt sich guter Sex lernen?

Unsere Expertin Heidemarie König hat sich damit auseinandergesetzt.

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Bei manchen Menschen scheint es im Bett besser zu laufen als bei anderen. Doch warum ist das so? Und wie kann man seine eigene Sexualität verbessern? Unsere Expertin Heidemarie König hat sich damit auseinandergesetzt.

Warum läuft es bei manchen Menschen in der Sexualität einfach rund? Ohne großes Zutun? Es wirkt so, als würde es von Natur aus so sein, dass bei ihnen im Bett – wie man so schön sagt – die Post abgeht. Ohne dass sie sich anstrengen müssen. Vor allem Menschen, die eine Sexualberatung aufsuchen, haben oft das Gefühl, dass die Sexualität bei allen anderen bombastisch ist und es nur bei ihnen selbst nicht gut oder sogar katastrophal läuft. Doch woher kommt es, ob die eigene oder partnerschaftliche Sexualität zufriedenstellend erlebt wird oder nicht?

Sexuelles Lernen als Prozess

Aus dem sexologischen Blickwinkel ist es so, dass es gelernt ist, wie man sich selbst in der eigenen Sexualität gestaltet. Die eigene sexuelle Wahrnehmungs- und Gestaltungsmöglichkeit ist etwas Gelerntes. Sexuelles Lernen ist übrigens ein Prozess, der nie abgeschlossen ist.

Denn das sexuelle Lernen beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod – es ist somit ein lebenslanges Lernen auf allen Ebenen, die im Kontext der Sexualität relevant sind. Konkret geht es nach dem ressourcenorientierten Modell „Sexocorporel“ um vier Kompetenzbereiche. Diese hängen im realen Leben voneinander ab und beeinflussen sich gegenseitig. In der Sexualtherapie ist es aber sinnvoll, diese vier Ebenen auseinanderzudröseln.

Entwicklung auf vier Ebenen

Auf der Ebene der Kognition können Menschen unter anderem Wissen ansammeln, aber auch Mythen aufdecken, Gesellschaftskonstruktionen erkennen, soziale Regeln erlernen und die Fähigkeit zu reflektieren erwerben. Auf der Körperebene geht es um die Entwicklung und den Umgang mit den Grundprinzipien des Körpers: Tonus, Rhythmus, Atmung und Bewegung.

Auf dieser Ebene können Menschen also beispielsweise lernen, wie sie ihren Körper für die sexuelle Wahrnehmungs- und Gestaltungsmöglichkeit einsetzen können. Eine weitere Ebene befasst sich mit der Wahrnehmungsfähigkeit. Das Wahrnehmen und Spüren von Gefühlen, Berührungen, Lust, der eigenen Erregung – all das kann man erlernen.


Die letzte Ebene ist die Beziehungskomponente. Wie man auf andere Menschen zugeht, wie man von anderen Aufmerksamkeit bekommt, wie man Beziehungen zu anderen Menschen gestaltet, wie man mit ihnen kommuniziert, wie man das Gegenüber verführt – auch das kann ein Lernfeld sein.

Den eigenen Körper gut spüren

Wenngleich, wie bereits erwähnt, das sexuelle Lernen über das ganze Leben stattfindet und nie abgeschlossen ist, bekommt das erste Lebensjahrzehnt dennoch eine ganz besondere Bedeutung. Im Alter zwischen null und zehn Jahren entwickeln sich nämlich die sexuellen Basiskompetenzen. So stellen zum Beispiel die Fähigkeiten, seinen eigenen Körper gut zu spüren und die eigenen Gefühle differenziert wahrnehmen zu können, die Grundlage für alle weiteren möglichen Lernschritte dar. Die Basis etabliert sich also in den ersten zehn Lebensjahren.

Wenn Kinder in dieser Lebensphase kaum gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen auffinden, kann sich das auf das gesamte Leben – auch auf das sexuelle Leben – auswirken. Oft führen zu wenig ausgeprägte Basiskompetenzen bei Menschen dazu, dass sie eine Sexualität leben, die sie selbst als limitiert bezeichnen. Sexuelles Lernen findet übrigens immer statt, auch im Alltag und nicht nur, wenn Sexuelles gespürt wird. Ein Körperspüren und auch die emotionale Wahrnehmungsfähigkeit erlernen Kinder im Spiel, im Toben, im Laufen und auch in der Interaktion mit anderen Menschen.

Fazit: Wenn Menschen die eigene Sexualität als unbefriedigend, ungenügend oder zu wenig genuss- und/oder lustvoll bezeichnen, dann ist das häufig aufgrund limitierender Rahmenbedingungen in der Entwicklung mitbegründet. Das Gute: Die Erweiterung von Fähigkeiten und Ressourcen ist in jedem Alter möglich. Tools, die den eigenen Gestaltungs- und Wahrnehmungsaspekt in der Sexualität betreffen, kann man sich in jedem Lebensalter aneignen, verändern oder verbessern.

Unterstützung suchen

Eine Sexualberatung kann Unterstützung bieten. Dabei geht es erst mal darum, in einem Gespräch herauszufinden, wie es um die eigenen sexuellen Wahrnehmungs- und Gestaltungsfähigkeiten bestellt ist. Auf welchen Ebenen sind bereits Fähigkeiten und Ressourcen vorhanden und wo könnte man sich noch Tools aneignen? Auf dieser Basis werden dann Gespräche geführt und Körperübungen für zu Hause angeleitet, um die eigenen sexuellen Fähigkeiten erweitern zu können.

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