Julia Mayer: (K)EINE ZEIT ZU TRÄUMEN?

Vom Joggen zum österreichischen Marathon-Rekord

4 Min.

PARIS 2024. 6. Platz im 10-Kilometer-Lauf, österreichischer Rekord und zweitbeste Europäerin. © ASICS

Julia Mayers Schulter ziert ein Tattoo mit drei Sternen und dem Spruch „Take time to dream, it’s the way to the stars”. Am 11. August wird die Marathonläuferin aus Bad Fischau bei den Olympischen Spielen in Paris an den Start gehen. Ihr olympisches Limit zeigt ein weiteres Tattoo: 2:26:43 – Julias österreichischer Marathon-Rekord.

Die Geschichte liest sich wie ein Märchen aus der Welt des Sports: Erst im Jahr 2017 beginnt die studierte Lehrerin zu joggen, wendet sich dem Laufsport zu und gewinnt auf Anhieb ihren ersten Staatsmeistertitel. Was folgte? Die 31-jährige EM- und WM-Finalistin ist 4-fache nationale Rekordhalterin über 5-km-Straße, 10-km-Straße, Halbmarathon und Marathon, 20-fache Staatsmeisterin und Wiens Sportlerin des Jahres 2022 und 2023. In den letzten Wochen vor den Olympischen Spielen wird Julia Mayer nun wenig Zeit zum Träumen bleiben, ihr „Weg zu den Sternen“ wird vielmehr im Zeichen von fünf Ringen stehen, getreu dem Motto der Spiele: „citius, altius, fortius“ – schneller, höher, stärker. Doch vorerst zurück an den Start …

TRAINING. Julia läuft bis zu 240 Kilometer in der Woche. © privat

Wie die Karriere von Julia mayer begann

Julia, Sie spielten seit Ihrem siebten Lebensjahr Fußball in Ihrem Heimatort, später im Damenteam des SG Gloggnitz, Wiener Neustadt und Erlaa. Warum haben Sie die Fußballschuhe an den Nagel gehängt?
Julia Mayer: Ich habe neben meinem Studium bereits Sport und Deutsch an der Sportmittelschule 10 in Wien Favoriten unterrichtet, war gleichzeitig Fußballtrainerin bei der Admira Wacker Mödling und hatte einfach wenig Zeit mehr für das Mannschaftstraining.

Sie sind Korporal des Österreichischen Bundesheeres und trainieren seit 2020 als Profi-Läuferin im Heeresleistungssportzentrum Südstadt. Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie sich im Vorjahr für die Olympischen Spiele qualifizieren konnten?  
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen war immer schon eines der größten Ziele, die ich hatte. Wenn sich die viele harte Arbeit auszahlt, dann ist das ein sehr spezielles Gefühl.

Sie absolvieren ein enormes Lauftraining. Wie bereiten Sie sich mental auf das große Ereignis vor?
Das tägliche Training an sich und die Vorstellung, das am Tag X zu zeigen, macht mich mental stark.

HÖCHSTLEISTUNG. Bei einem Marathon in der Sommerhitze steigt die Körpertemperatur bis über 30 °C an. © privat

Marathon-Rekord

Im Interview mit Edda Graf habe ich gelesen, dass Ihr Fieberthermometer nach dem Marathon-Rekord im letzten Jahr eine Körpertemperatur von 39,2 °C anzeigte. Ganz naiv gefragt: Wie kommt Ihr Körper mit den extremen Anforderungen zurecht?
In der Hitze Höchstleistungen zu bringen ist alles andere als einfach, aber es bleibt mir halt nicht erspart. Solche Werte sind spannend und vor allem für jene, die nicht im Spitzensport sind, wahrscheinlich interessant zu erfahren.

Denn jeder kann sich vorstellen, wie man sich mit über 39 Grad fühlt. Einen Marathon bei sommerlicher Hitze zu laufen ist alles andere als einfach. Eine spezielle Vorbereitung und mich gut mit Getränken im Rennen zu versorgen ist das Einzige, was ich beeinflussen kann. Während des Rennens ist die hohe Körpertemperatur, wenn die Vorbereitung passt, kein Problem.

Nach dem Rennen habe ich jedoch mehrere Stunden gebraucht, bis die Übelkeit, der Schwindel und das Unwohlsein wieder weg waren. Zudem bin ich diesen Marathon mit meiner Periode gelaufen. Da ist wirklich alles zusammengekommen. Der Marathonlauf ist überaus geschichtsträchtig in der Historie der Olympischen Spiele. 

VALENCIA-MARATHON. Julia lief den österreichischen Rekord und erreichte das Olympia-Limit. © Kurrasch

Olympische Spiele

Peter Filzmaier schreibt in seinem Buch „Olympia“, dass für ihn ein Traum wahr wurde, als er live im TV den Linzer Marathon kommentieren durfte. Was bedeutet es für Sie, Österreich bei den Olympischen Spielen zu vertreten?
Die Olympischen Spiele sind das Allergrößte, was ein Sportler erreichen kann. Eine direkte Qualifikation und den österreichischen Rekord um vier Minuten zu unterbieten ist das Genialste, was ich je gemacht habe.

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen war immer schon eines meiner größten Ziele.

Julia Mayer

Seit der Waffenruhe während des Olympischen Festes 800 v. Chr. im antiken Griechenland  und wiederbelebt durch den Pädagogen Pierre de Coubertin im Jahr 1896 gelten die Olympischen Spiele als völkerverbindendes Friedensprojekt. Laufen auch Sie für diese Idee – angesichts der aktuellen weltpolitischen Situation? 
Ich weiß nicht, ob wir Sportlerinnen und Sportler damit viel beitragen können …

Welche Headline möchten Sie am 12. August 2024 über Julia Mayer lesen?
…. ist mit ihrer Leistung bei den Olympischen Spielen in Paris mehr als zufrieden. 

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