Die Weihnachtsgeschichte mal anders erzählt …
... beim ersten „Reinsberger Weihnachtsspiel“!
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Einer Idee von Franz von Assisi nach, sollte die Weihnachtsgeschichte in der Umgebung des Aufführungsortes spielen. Eine Idee, die der bekannte Dramatiker und Schriftsteller Christoph Frühwirth mit viel Gespür für Tradition und Heimat aufgreift, und beim ersten „Reinsberger Weihnachtsspiel“ die Geschichte rund um die Geburt Jesu Christi neu denkt: Es begann in einem kleinen Dorf im Mostviertel – jo, und wia kunt’s denn do so g‘wesen sei‘?
Ein Weihnachtsspiel in Reinsberg
Es war am Heiligen Abend 2023, als in der Kronen Zeitung eine Weihnachtsgeschichte von Christoph Frühwirth erschienen ist. Und es ist diese besondere Erzählung, welche die literarische Grundlage für sein neues Theaterstück bildet, welches er weiterentwickelt und für die Bühne adaptiert hat. So entstand ein Werk, das einerseits an die vertrauten Bilder der Weihnachtszeit anknüpft, andererseits aber neue Perspektiven eröffnet und die Erzählung unmittelbar nach Reinsberg holt. Nun sitze ich mit Christoph Frühwirth gemütlich an einem Tisch, und wir reden über jenes Ereignis vor 2025 Jahren, als mit der Geburt Jesus von Nazareth die Zeitrechnung unseres christlichen Glaubens begonnen hat, und das er bei seinem neuen Weihnachtsspiel mitten im Dorf Reinsberg in unsere Zeit holen wird…
Die Weihnachtsgeschichte neu gedacht
Das erste “Reinsberger Weihnachtsspiel” von Christoph Frühwirth.
Die Motivation
Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, die Weihnachtsgeschichte neu zu denken? „Ich hab von Kind an ein Faible für die Adventszeit, denn es sind so schöne frühkindliche Erinnerungen, die mich bis heute den Advent pflegen lassen. Deshalb sperre ich auch immer Ende November meine Schreibwerkstatt zu und hab wirklich den Dezember als die ‚stade Zeit‘. Schon lange wollte ich zwei Dinge machen: eine Passion, da gibt es auch schon Monologtexte von mir, und ein Weihnachtsspiel. In Reinsberg war ich lange nicht, aber als mein Produzent und Regisseur Karl Prüller Ehrenbürger der Gemeinde wurde, kam ich vor drei Jahren zurück, und sah das erste Mal das Musium Reinsberg, ein ganz tolles Veranstaltungshaus im Dorf. Aus diesem besonderen Moment heraus entstand dann die Idee, dort, mit Ausblick auf die Kirche, ein Weihnachtspiel aufzuführen.“

Das Theaterstück
Abendfüllend werden in drei Akten die Vertreibung aus dem Paradies, die Herbergsuche und der Besuch des Christuskindes durch die Drei Könige von und mit Reinsbergern dargestellt. „Es sind etwa 50 Laiendarsteller auf der Bühne, wobei viele davon – vom Chor über die Erwachsenen- und Kinderdarsteller – Mitglieder der Großfamilie unseres Spielleiters Karl Prüller sind. Man kann also sagen, fast eine Familienproduktion.“ Dabei ist die Produktion sehr aufwendig, gleitet doch die erzählte Geschichte am Stubentisch über eine Drehbühne in eine gespielte Handlung über. Eine Handlung, die den Bogen über drei Generationen, begonnen vor dem Zweiten Weltkrieg bis ins Jahr 2025, spannt.

Die Geschichte
In der Stube hocken sie gemütlich beisammen. Die Großmutter, die Eltern, die Kinder, das Familienoberhaupt beginnt zu erzählen: Die jüdische Magd Eva flieht hochschwanger von Reinsberg aus nach Israel. Jahrzehnte später, in den 1970er Jahren, befindet sich ihre Tochter Myriam mit deren Freund, nachdem sie in Israel einen mehrjährigen Militärdienst geleistet hatten, auf Weltreise. Doch Myriam wird auf dieser Rucksackreise schwanger, und so beschließen sie, im Mostviertel Halt zu machen, um den Geburtsort ihrer Mutter Eva zu besuchen. Es ist der 24. Dezember, als die Wehen einsetzen. Die beiden finden beim Schafbauern Karl eine Herberge, und noch in dieser Nacht kommt ihre Tochter Judith auf die Welt. Fünfzig Jahre später ist Judith Lehrerin in diesem Dorf im Mostviertel. Sie engagiert sich sozial, lebt christliche Werte, und probt mit den Kindern ein Stubenspiel: den „Besuch der Heiligen Drei Könige“.

Alter Zauber neu gedacht
Braucht es denn eine neuzeitliche Interpretation, um das Weihnachtsevangelium nach Lukas neu erfassen, erleben und mit dem Herzen begreifen zu können? „Nein“, meint der Autor, „das braucht es nicht, aber – und das ist der Punkt – um die Leute zu erreichen, muss man ihre Herzen erreichen, und das versuche ich. Das geht am besten, wenn man eine Geschichte erzählt, die jeder nachvollziehen kann. Es ist ja das Wesen der Kunst, die Leute im Herzen zu berühren. Die Themen Verfolgung, Flucht und Heimatsuche sind seit jeher politisch besetzt und heute aktuell wie damals, aber ich lasse bewusst das Politische weg, und besetze die Themen emotional – bis zum aktuellen Bezug im dritten Akt.“

Menschwerdung
Der neugeborene Jesus aus dem Weihnachtsevangelium bei Lukas wird in diesem Stück zu Judith, welche Botschaft möchten Sie damit vermitteln? „Wir wollen zeigen: da ist jemand Mensch geworden! Ob Jesus oder die Jüdin Judith – es geht ums Menschsein. Ich habe mich an eine französische Künstlerin erinnert, die Jesus am Kreuz als Frau dargestellt hat. Im Grunde geht es um drei Frauen-Generationen: Eva, Myriam und Judith. Das mag modern oder feministisch wirken, aber letztlich ist das ganze Stück die Geschichte der Menschwerdung. Mit der Vergewaltigung des Großbauern an Eva erleben wir etwas Entmenschlichtes – bis zur Enkelin Judith, die den Kindern aus dem Heimatdorf ihrer Großmutter beibringt, was Mitmenschlichkeit bedeutet. Das zeigt sie auch mit ihrer Drei-Königs-Spendenaktion für das legendäre Baby Hospital in Bethlehem, wo die ärmsten Kinder, egal, ob israelische oder palästinensische, medizinisch und psychologisch betreut werden. Mit diesem Bogen wird die Geschichte in die Jetztzeit gespannt. Am Ende sind es dann die Kinder, die Fragen stellen, und ihnen erklärt Judith, warum Menschen streiten – bis zur aktuellen Situation in Israel und Gaza.
Ob Jesus oder die Jüdin Judith. Wir wollen zeigen: da ist jemand Mensch geworden.
Christoph Frühwirth
Versöhnung und Integration
Die Weihnachtsgeschichte wird hier nicht medienwirksam über verschiedene Kanäle erzählt, sondern in einer einfachen Stube, rund um einen Tisch, von Mensch zu Mensch, oder neudeutsch „face to face“. In dieser Stube räumen Judith und Karl nach Heiligen Drei König gemeinsam den Baum ab, und dann sagt Karl, der einstige Schafhirte und Geburtshelfer, zu Judith: „Oaschiichti“ bist bei uns geboren, und jetzt bist mittendrin bei uns.“ Danach erklingt ein Lied… „Wir enden ganz bewusst mit einem Lied des burgenländischen Damen-Trios Sunadl, bekannt durch ihre pannonischen Chansons. Das Lied über Beziehungen, getextet von Belinda Fritz, heißt ‚Mensch‘. Es ist musikalisch ein Traum und trifft vom Text her diesen Humanismus-Gedanken, den ich rüberbringen möchte. Mit diesem wunderbaren Lied klingt das Stück aus.” Ein Stück, welches nach seiner Uraufführung 2025 alle vier Jahre auf die Bühne nach Reinsberg zurückkehren wird….

Das „Reinsberger Weihnachtsspiel“ wird unter dem Ehrenschutz der Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nach der „Funkelnden Dorfweihnacht Reinsberg“ am 6. und 7. Dezember an den zwei darauffolgenden Wochenenden, im MUSIUM Reinsberg jeweils von Freitag bis Sonntag aufgeführt. Die Premiere findet am 12. Dezember, um 19 Uhr statt. Alle Infos und Tickets sowie Busplatzreservierungen für den kostenlosen Shuttleservice von der Laubenbachmühle über Scheibbs nach Reinsberg und retour auf www.reinsberger-weihnachtsspiel.at.
DER AUTOR
Christoph Frühwirth, u.a. ausgezeichnet mit dem Kulturpreis NÖ und dem Dramenpreis der Akademie Graz, versteht sich als Handwerker im klassischen Sinn: Er arbeitet immer von Hand, ob für das Theater, den Film oder als Buchautor. Als Schriftsteller war er unter anderem mit „Trautmann“ Wolfgang Böck im Oldtimer unterwegs und mit dem „Bockerer“ Karl Merkatz auf den heimischen Bühnen. Als Dramatiker zeichnet er sich für einen der größten heimischen Publikumserfolge der letzten Jahre aus: den „Blunzenkönig“. Sein Lebensthema: Land und Leute.
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