Barbara Rektenwald

Pianistin Barbara Rektenwald im Interview

"Die Welt klingt anders"

4 Min.

© Maria Frodl

Die Klosterneuburger Komponistin und Pianistin Barbara Rektenwald präsentiert in ihrem neuen Album „Mittendrin“ eine musikalische Reise rund um die Welt, zu der sie an den Ufern der Donau mit dem „Blue Danube Waltz“, einer jazzigen Interpretation des Walzers, aus ihrer Heimatstadt aufbricht.

„Die Welt klingt anders“: Barbara Rektenwald im Talk

Es ist ihre musikalische Handschrift sowie die besondere Leidenschaft, die ihre Jazz-Crossover-Kompositionen so unvergleichbar machen, verbunden mit der virtuosen Ausdruckskraft ihres Spiels. Mit den harmonischen Improvisationen ihres Ensembles, dem ukrainischen Kontrabassisten Anton Zhukov und dem österreichischen Schlagzeuger Gottfried Schnürl, berührt und inspiriert sie die Herzen ihres Publikums. Ob mit dem „Cotswolds Waltz“, einer Auftragskomposition für den Wiener Musikverein, oder mit „La Camargue“, wo sie mit einem lebhaften Samba-Rhythmus einen Stopp in Frankreich einlegt, der den Galopp der weißen Pferde, das stolze Auftreten der Flamingos und die Leichtigkeit des Seins musikalisch einfängt – bis zu dem melancholischen „Buenos Aires“, wofür Barbara Rektenwald den Text der argentinischen Sängerin Maria Bisso vertonte, und deren Stimme in die tiefe Melancholie des Tangos entführt. Am besten: Augen schließen und sich der Reise in die Vielfalt musikalischer Welten hingeben …

Frau Rektenwald, warum nennen Sie das Album „Mittendrin“?

Ich habe nach einem Albumtitel gesucht, der meine Kompositionen, die ein Spiegel meines Lebens sind, beschreibt. Das Wort „mittendrin“ vereint alles: mitten in den Gefühlen und Ereignissen, inmitten von netten Freunden und Familie, die Donau in der Mitte von Europa, mitten drinnen im Leben mit allen seinen Facetten.

Sie starten Ihre Reise in Klosterneuburg und kehren mit „Dobleim“ wieder zurück. Was bedeuten Ihnen diese Wurzeln?

Klosterneuburg ist mein Zuhause, dort ist meine Familie, sind meine Freunde, dort sind Sicherheit und Geborgenheit. Ich liebe diesen Ort, die Natur und die Donau mit all ihren Gesichtern.

Ihre Komposition „Fog“ beschreibt den Nebel über der Donau. Wie gelingt es Ihnen, mit nur vier einfachen Akkorden diese Stimmung einzufangen? 

Fog ist eine der Kompositionen, die in ein paar Minuten entstanden sind – da komme ich in einen Flow, die Zeit steht still und die Musik fließt ohne Nachdenken. Ich glaube, das ist Intuition oder Eingebung. Natürlich kann ich im Nachhinein das Lied analysieren: Vier einfache Akkorde in einer statischen Achtelbewegung, darüber erklingt eine lange Melodielinie, die die gewohnten Schwerpunkte verschiebt – dadurch entsteht dieser nebelartige Schwebezustand.

Im Stück „Cocorango“, verarbeiten Sie sehr persönlich die Corona-Zeit, und im Song „Zerstörung“ die Angst und das Chaos beim Hochwasser 2024. Vermag es die Musik, sich von diesen Gefühlen oder Erlebnissen zu befreien?

Absolut! Ich war selbst vom Hochwasser betroffen und habe eineinhalb Meter Schlamm im Strombad Kritzendorf weggeschaufelt, alles kaputt, überall die Reste der erbarmungslosen Wassermassen, Kritzendorf glich einer Geisterstadt. Das Stück hat im Mittelteil einen freien Improvisationsteil und da können wir Musiker auf der Bühne immer etwas Neues entstehen lassen, das befreit und macht auch Spaß. Das heißt aber nicht, dass jeder Kompositionstitel nur negative Stimmungen verarbeitet. Cocorango war einfach nur ein Tango, der in der Coronazeit entstanden ist, die Komposition ist ein lustig beschwingter Tango. Damals im Lockdown war mir einfach danach, mich an den leichten Dingen zu erfreuen, statt an der Ausnahmesituation zu verzweifeln.

Als Leiterin des Vereins der Klosterneuburger KomponistInnen engagieren Sie sich intensiv für die regionale Musikszene. Warum werden Komponistinnen immer noch weniger wahrgenommen als ihre männlichen Kollegen?

Als Frau war ich jahrelang mit der eigenen Familie beschäftigt, ich habe selbst zwei Söhne aufgezogen, das hat sehr viel Zeit gekostet. Im Juni haben beide maturiert, und jetzt ist endlich Zeit, dass ich mich wieder um meine eigene Musik kümmere. Ich hoffe ganz stark, dass diese wahrgenommen wird und dass viele Projekte folgen werden. Aber das Musikbusiness verlangt einem viel Zeit ab, nicht nur fürs Komponieren und Üben, sondern gewaltig viel für Vermarktung und Organisation, und es ist ein beinharter Wettkampf. Ich kenne schon einige Komponistinnen, die Erfolg haben, die leben aber dann nur für die Musik, da gibt es nichts anderes daneben – ähnlich wie bei den männlichen Kollegen.

Die nächsten Termine:

Am 13.12. findet eine Benefizgala mit Barbara Rektenwald im Stadtsaal Mistelbach statt. 
Am 1.5.26 gastiert das Trio beim Kulturpicknick im Heuriger Ubl-Schober.

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