Glücksmomente: Musikerin Stephie Hacker im Interview
Die vielseitige Künstlerin in einem sehr persönlichen Gespräch
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Stilistisch ist die Pianistin, Sängerin, Songwriterin und Komponistin Stephie Hacker aus Sitzenberg-Reidling nicht auf ein Genre festzuschreiben. Ob Jazz, Pop, Klassik und dem richtigen Schuss Groove – ihre Musik steht für Poesie in feinen Tönen, wie ihre Arbeit oftmals so treffend beschrieben wird. Die vielseitige Künstlerin in einem sehr persönlichen Gespräch über ein Leben zwischen Bühne und Familie, in der die feinen Töne weitergegeben werden …
Stephie Hacker: Pianistin, Sängerin, Songwriterin und Komponistin aus Sitzenberg-Reidling
Ihr Weg zur Musik wurde von der Familie geprägt. Der Vater ein ambitionierter Amateurmusiker, die Tante lehrt sie im zarten Alter von sechs Jahren Klavier, der Großvater Violine, bis sie mit zehn den Gesang entdeckt. Als junger Teenager kommt sie durch ihren Onkel mit Jazz in Berührung, der auch ihr neuer Klavierlehrer wird. Unterricht in Chor und Orchester erhält sie in den Musikschulen in Traismauer, Krems, St. Pölten, Herzogenburg, Inzersdorf und Nussdorf. Nach der Matura am Piaristengymnasium Krems studiert sie am Schubert-Konservatorium Wien Jazz-Gesang. Danach an der Universität für Musik und darstellende Kunst Gesang, klassisches Klavier und Klavier Popularmusik sowie Musik- und Instrumentalmusikerziehung. Ihrer Heimat bleibt Stephie Hacker treu. Denn noch heute unterrichtet sie, neben all ihren internationalen Arbeiten, an der Musikschule Unteres Traisental.
Von Niederösterreich bis nach New York
Nach ihrem Studienabschluss begibt sich Stephie auf eigene Faust ins Zentrum des Jazzgeschehens, nach New York City, und stellt dort bald ein Konzert mit namhaften MusikerInnen der lokalen Jazzszene auf die Beine. Es ist der Beginn einer regen Konzerttätigkeit, die sie als Solistin und mit der „Stephie Hacker Band“ bis nach Tokio führt. Seit 2007 ist sie als Musikerin, musikalische Leiterin und Komponistin für Arbeiten im Wiener Burgtheater, der Taschenoper Wien, dem Theater der Jugend Wien und dem Open House Theatre tätig. Sie arrangiert, schreibt Kindermusicals und Filmmusik. Die Liste ist überaus lang – und so steht als Nächstes am 22. November 2025 im Theater Kiel die Premiere des Weihnachtsmärchens „Die kleine Hexe“ unter der Regie von Michael Schachermeier am Programm. Stephie Hacker schrieb und komponierte für diesen Kinderbuchklassiker im Opernhaus die gesamte Bühnenmusik, wie auch eigene Songs. Im Jänner gibt es dann ein Konzert im Jazz & Music Club Porgy & Bess.
Ich glaube daran, dass Musik uns verbindet – über Unterschiede hinweg, direkt von Herz zu Herz
Stephie Hacker
Stephie, beim heurigen Kultursommer Traismauer haben Sie mit der „Stephie Hacker Band“ ein Konzert gegeben. Wie sehr fühlen Sie sich noch mit Ihrer Heimat verbunden?
Ich fühle mich nach wie vor sehr mit Niederösterreich verbunden, vor allem, weil ich mit meiner Familie seit Corona ein Ferienhaus in Nußdorf/Traisen bewohne und meine Freizeit am liebsten dort im Garten verbringe.
Inwieweit hat sich der Fokus Ihrer musikalischen Arbeit hin zur Komposition verändert?
Ich bin nach wie vor gern auf der Bühne, aber durch sehr viele Auftragsarbeiten in den letzten Jahren hat sich der Fokus tatsächlich mehr auf meine Arbeit als Komponistin verschoben. Und sehr vieles, das ich auf der Bühne performe, hab ich ja auch selbst komponiert.
Auf Ihrer Website zitieren Sie „Aus meinem großen Schmerz mach ich die kleinen Lieder“ von Heinrich Heine. Wie verletzlich machen so persönliche Songs, wie zum Beispiel „You and me“?
Sie machen sehr verletzlich, aber gleichzeitig macht es auch unheimlich stark, diese Verletzlichkeit zeigen und mit einem Publikum teilen zu können.
Ich habe gelesen, dass Sie damals den Plan, eine Musical-Ausbildung zu machen, schnell verworfen haben. Heute schreiben Sie auch Kindermusicals…
Ja, das stimmt. Als Darstellerin habe ich schnell bemerkt, dass Musical nicht meine Welt ist. Dann habe ich jedoch im Theater immer wieder musikalische Leitungen von Musicals übernommen und die Arbeit doch sehr spannend gefunden. Vor allem in der Arbeit mit Kindern macht das Genre wieder total Sinn für mich.
Mit Ihrem Bruder Laurenz Hacker haben Sie beim Kultursommer Wien „Brüderchen und Schwesterchen“ aufgeführt, Ihr Bruder, der Schauspieler Matthias Hacker, schrieb das Buch zu „Anders?“ und „Der Puppenkrimi“. Man könnte also sagen, es sind Familienproduktionen?
Ja, tatsächlich arbeite ich sehr gerne innerhalb der Familie, was nicht selten auch zu Konflikten führt. Aber auf der Bühne ist dann immer dieses Grundvertrauen da, das beim Musikmachen so viel Kraft gibt – und die Stimmen harmonieren mit Geschwistern einfach optimal.

Das Künstlerleben ist bei Ihnen Familiensache, denn Ihre Kinder Antonia (10) und Eduard „Edi“ (8) stehen auch bereits auf der Bühne. Wie geht’s Ihnen dabei als Mama?
Ich bin wahnsinnig stolz und finde es super, dass die beiden mit so einer Selbstverständlichkeit und Professionalität an die Sache herangehen. Eine Professionalität, die ich mir erst mühsam erarbeiten musste.
Welche Instrumente werden bei Ihnen Zuhause gespielt?
Vor allem Klavier, da unterrichte ich auch die Kinder, und viel Schlagzeug, weil mein Mann Schlagzeuger ist und den Kindern auch sehr viel beibringt. Vor allem Edi ist schon ein begeisterter Schlagzeuger. Ich spiele noch Akkordeon und Geige, und seit neuestem lernt Antonia auch Cello.
Ihr Alltag spielt sich zwischen Studio, Bühne, Schule und Familie ab. Wie schaffen Sie das alles?
Das frage ich mich selber manchmal! Aber ich habe gelernt, sehr effizient zu arbeiten. Und vor allem beim Komponieren vertraue ich darauf, dass die ersten spontanen Ideen immer die besten sind und es nichts bringt, zu lange auszuprobieren und mehrmals neu zu hinterfragen.
Welche Rolle spielt dabei das Lastenrad?
Eine große, weil es in Wien einfach das schnellste Verkehrsmittel ist, und gleichzeitig für Entspannung bei mir und den Kindern sorgt (lacht).

Am 24. Oktober erscheint Ihr viertes Solo-Album „Glücksmomente“. Worauf dürfen wir uns freuen?
Auf zwölf Lieder in deutscher Sprache, die dazu einladen, mitzufühlen, nachzudenken, sich zu erinnern, in sich zu gehen. Meine Songs erzählen von inneren Landschaften, von Brüchen, Sehnsucht, Mut und Zärtlichkeit. Ich glaube daran, dass Musik uns verbindet – über Unterschiede hinweg, direkt von Herz zu Herz. Ich habe das Album nicht nur mit meiner großartigen Band aufgenommen, sondern zusätzlich auch ganz tolle Gäste eingeladen, die meinen Liedern nochmal einen Schuss Magie mehr versetzt haben.
Informationen und Termine findet ihr auf www.stephaniehacker.com und auf Instagram stephie.hacker