
Uschi Nocchieri über ihr aktuelles Stück „Im Gasthaus zum braven Soldaten“
Der Theaterverein IL SALOTTINO bringt im Rothschildschloss „Im Gasthaus zum braven Soldaten“ auf die Bühne.
© Tobias Stowasser
Der Theaterverein IL SALOTTINO bringt im Rothschildschloss Waidhofen/Ybbs das Stück „Im Gasthaus zum braven Soldaten“ auf die Bühne. Warum sich dabei die Leichtigkeit der Schwejk-Texte von Jaroslav Hasek mit jenen der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner treffen, erklärt uns Uschi Nocchieri, verantwortlich für Buch, Produktion und Regie.
Nach zwei überaus erfolgreichen Produktionen, wie Arthur Schnitzlers „Der Reigen“ sowie Karl Schönherrs „Der Weibsteufel“, steht heuer ein heiteres, jedoch auch zum Nachdenken anregendes Schauspiel, auf dem Programm. Ein Garant für herzliche Lacher sind die Geschichten des braven Soldaten Schwejk und ihr Protagonist Christoph Marcik. Aber beginnen wir von vorne …
Uschi Nocchieri im Interview
Uschi, du hast 2020 den Theaterverein IL SALOTTIONO gegründet, warum?
Mit der Gründung von IL SALOTTINO wollte ich eine Marktlücke in der Kulturlandschaft Waidhofens schließen. Ich wollte mich auf klassische Stücke konzentrieren und so eine Ergänzung zum – durch die Waidhofner Volksbühne schon vertretenen Komödienfach –schaffen. Auch wenn dieser Bereich weniger Publikum anspricht als leichtere Theaterkost, ist es wichtig, dass Stücke mit ernsterem Hintergrund nicht in der Versenkung verschwinden. Theater soll auch zum Nachdenken anregen und der Gesellschaft den – nicht immer schmeichelnden – Spiegel vorhalten.
Zu dieser Intention passt ja ganz besonders das heurige Stück, frei nach den Texten aus „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“…
Ja, leider ist das Thema Krieg und dessen Folgen nach wie vor aktuell, heute noch mehr als je zuvor seit Beendigung des Zweiten Weltkrieges. Daher war es mir wichtig, zwischen den bekannt lustigen Geschichten des Soldaten Schwejk auch eine mahnende Seite einzuflechten, die die Zuseher auch zum Nachdenken anregt.
In der Hauptrolle brilliert Christoph Marcik, Inhaber des 1a-Installateur-Unternehmens in Waidhofen und Obmann-Stellvertreter der Waidhofner Volksbühne. Wie legst du seine Rolle an?
Christoph ist ein Meister des Komödienfachs und seine Spezialität ist seine Wandelbarkeit. So ist es möglich, die vielen Charaktere, die in den Geschichten von Hasek vorkommen, von einem einzigen Protagonisten darstellen zu lassen. Das macht den Monolog auch lebendig und abwechslungsreich.
Die Gaflenzerin Sabine Halbwirth spielt „Frau Navratil“, eine pensionierte Lehrerin und Stammgästin des besagten Wirtshauses, die den amüsanten Erzählungen Schwejks mit ihrem „Ja, aber…“ Paroli bietet.
Das stimmt, Sabine, ebenfalls Ensemblemitglied der Waidhofner Volksbühne, liest immer wieder aus Bertha von Suttners Buch „Die Waffen nieder“ vor und legt geschichtliche Fakten aus dem Ersten Weltkrieg auf den Tisch.
Wie wichtig ist dir die Einbindung der örtlichen Musikschule?
IL SALOTTINO darf sich glücklich schätzen, sowohl die Waidhofner Volksbühne als auch die Musik- und Kunstschule Waidhofen/Ybbstal als Kooperationspartner zu haben. Karl Schaupp (Piano) hat abermals die Musik zum Stück komponiert und wird gemeinsam mit dem Direktor der Musik- und Kunstschule Waidhofen/Ybbstal, Christian Blahous (Geige) sowie Michael Grabner (Trompete/Flügelhorn) den musikalischen Rahmen gestalten. Generell ist es mir sehr wichtig, eng mit den beiden Institutionen verbunden zu sein und ein Miteinander zu fördern, denn gemeinsam ist man stärker. Der Musikschule bin ich ja auch als Mitglied des Lehrerkollegiums speziell verbunden. Mittlerweile sind auch schon einige meiner SchülerInnen des Kunstfachs Schauspiel aktive Mitglieder des Ensembles der Waidhofner Volksbühne. Und das freut mich natürlich ganz besonders.
Der Soldat Schwejk war im zivilen Leben Hundehändler. Dein 15-jähriger Shih Tzu-Terrier Nino spielt Schwejks „zu heiß gebadeten“ Schäferhund „Nemecky Ovcak“. Wie geht‘s ihm auf der Bühne?
Nino begleitet mich seit 13 Jahren zu allen Proben und auch vielen Auftritten. Er ist eine richtige „Rampensau“, wenn man das so über einen Hund sagen darf. Ich bin sicher, er wird diesen Höhepunkt seiner Theaterkarriere genießen (lacht). Generell ist er lieber auf der Bühne als in der Garderobe und lieber mittendrin als nur „nebenan“. Applaus gibt ihm kurzfristig wieder jugendlichen Elan – er ist zwar schon taub, aber irgendwie dürfte er ihn immer mitbekommen, denn er springt sofort auf die Beine, sobald Publikum applaudiert, auch wenn er die Vorstellung verschlafen hat.
Das Schauspiel endet mit Bertha von Suttners Aufruf an die Menschen für den Frieden aufzustehen…
Dieser Text ist mir wichtig, um den Spagat zwischen den wirklich sehr amüsanten Geschichten des Soldaten Schwejk und der traurigen Realität – damals wie heute – zu schaffen. Es soll amüsant, aber auch ein Aufruf zur Wachsamkeit sein – neben der reinen Unterhaltung des Publikums einer der vielen Aufträge des Theaters.
Über Uschi Nocchieri
Die Schauspielerin Uschi Nocchieri ist u.a. seit 2015 Regisseurin an der Waidhofner Volksbühne, von 2018- 2022 hatte sie die Intendanz des Lenautheaters Stockerau inne. Weiters führt sie Regie für Ensemble sowie Solostücke in Österreich und Deutschland. Seit 2023 leitet sie das Kunstfach Schauspiel in der Musik- und Kunstschule Waidhofen/Ybbstal. Derzeit steht sie in Peter Turrinis Zweipersonenstück „Gemeinsam ist Alzheimer schöner“ im Theater Westliches Weinviertel auf der Bühne.
Gespielt wird „Im Gasthaus zum braven Soldaten“ am 7. und 8. Mai, sowie am 20., 22. und 23. Mai, jeweils um 19.30 Uhr im Schlosskeller des Rothschildschlosses Waidhofen/Ybbs.
Infos und Karten: www.uschi-nocchieri.at
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