© Nina Suzuki
In ihrem Debütroman verarbeitet die studierte Journalistin und Biologin, Ramona Seba, die Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend auf einem Vierkanthof in Haag. Im Zentrum steht die frischgebackene Maturantin Feli, die mit einer Gruppe Staatsverweigerer eine WG gründet. Die fiktive wie amüsante Handlung wird immer wieder von Felis Psychotherapie-Sitzungen unterbrochen, in denen sie vom Tod ihrer Eltern erzählt …
Der Titel Ihres Romans lautet „Mostblütenanarchie“. Würden Sie gerne einen Umsturz anzetteln?
Ramona Seba: Dafür fühle ich mich mittlerweile zu alt (lacht). Im Buch geht es mir vor allem um die Frage, inwiefern jeder für sich seine eigenen Regeln festlegen kann und wie sich diese mit der Gesellschaft in Einklang bringen lassen.
Die Handlung spielt im Hof Ihrer Kindheit, in den Alt-Hippies, Zirkusartistinnen und vor allem Staatsverweigerer einziehen. Sind bei einem so bunten Haufen Konflikte nicht schon vorprogrammiert?
Konflikte oder das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Anschauungen sind ja etwas Alltägliches, auch in homogenen Gruppen. Andererseits finden sich auch Übereinstimmungen bei Menschen, die auf den ersten Blick vollkommen unterschiedlich wirken. Und genau das ist das Spannende: zu versuchen, den anderen zu verstehen. Das heißt nicht, dass man alles gutheißt, aber im Idealfall erweitert man seinen Horizont – und das ist dann ein großes Glück.
Sie verarbeiten auch Ihre eigenen Psyhotherapiesitzungen. War das Schreiben der Geschichte eine Art „Healing Act of Writing“?
Absolut! Das wurde mir aber erst klar, als der Text fertig war. Ausschlaggebend dafür, dass ich mit dem Schreiben begonnen habe, war die Geburt meiner Tocher. Es hat mich gequält, dass ich ihr irgendwann vom Tod ihrer Großeltern erzählen muss, was mir damals unmöglich erschien. Als Teil einer ansonsten fiktiven Geschichte war es aber für mich machbar.
Mit Ihrer Familie leben Sie derzeit in Wien. Spielen Sie mit dem Gedanken, wieder zurück aufs Land zu ziehen?
Ich freue mich sehr darüber, dass ich durch meinen Roman wieder mehr Zeit in meiner alten Heimat verbringe und sich viele alte Kontakte aufgefrischt haben. Meine neue Heimat liegt aber jetzt in Wien-West. Ein alter Baum lässt sich ja nicht mehr so einfach umpflanzen.
Versteht sich „Mostblütenanarchie“ als Heimatroman?
Die genaue Einordnung überlasse ich den Lesern. Für mich persönlich ist es ein Mutmach-Buch. Es ist mir ein großes Anliegen, jungen Menschen, die vom Leben nicht die besten Karten bekommen haben, Mut zu machen. Ihr Blatt kann sich wenden! Mir hat es dazu immer an Vorbildern gefehlt. Feli zeigt, dass ein gutes Leben gelingen kann, auch mit der Bürde einer schweren Kindheit.
Sie sind Ehefrau und zweifache Mutter, arbeiten als Global Product Manager in einem großen amerikanischen Life Science-Konzern. Wann finden Sie noch Zeit zum Schreiben?
Das frage ich mich auch immer wieder (lacht). Ich habe das Glück, eine wunderbare Familie zu haben, in der jeder auch mal seine Leidenschaft ausleben darf. Das gilt für die Kinder genauso wie für meinen Mann und mich.
Am 4. Mai um 20 Uhr liest die Autorin im Haager Theaterkeller aus ihrem Buch.
Infos: www.theaterkeller.at