
Pflege mit Herz: Petra Hellmich über ihre Arbeit im Hilde Umdasch Haus
Seit 2018 leitet sie die Einrichtung mit Herzblut und voller Leidenschaft
© Christian Holzinger / Malteser Kinderhilfe
Petra Hellmich leitet das Hilde Umdasch Haus in Amstetten, eine Einrichtung, die Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Diagnosen begleitet. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen gesprochen.
Hilde Umdasch Haus: Petra Hellmich über ihren Job & die Herausforderungen
Bereits seit zehn Jahren bietet das Hilde Umdasch Haus der Malteser Kinderhilfe als stationäres Hospiz ein ganzheitliches Betreuungskonzept für Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Diagnosen und speziellen Bedürfnissen an. Mit insgesamt elf Betreuungsplätzen – davon neun für die Langzeitpflege und zwei für die Kurzzeitbetreuung – sollen Eltern und pflegende Angehörige so gut es geht entlastet werden. Seit 2018 leitet Petra Hellmich die Einrichtung mit Herzblut und voller Leidenschaft – und einem Konzept, das es ermöglicht, die Kinder individuell zu betreuen, zu fördern und ihnen einen ganz normalen Alltag zu bieten.
Wie sind Sie dazu gekommen, im Bereich der Kinderpflege und Hospizbegleitung zu arbeiten?
Ich wurde durch einen Todesfall in der Familie schon sehr früh in meinem Leben mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer konfrontiert. Daher setzte ich mich mit dem Thema intensiv auseinander. Aufgrund dieser Erfahrung begann ich auch direkt nach meinem Krankenpflegediplom auf einer Hospizstation in Wien zu arbeiten. In den Bereich der Kinderkrankenpflege kam ich erst durch meine Managementposition. Prinzipiell war jedoch der Wunsch, mit Kindern in dieser Lebensphase zu arbeiten, schon immer da.
Sie haben ein spezielles Konzept für individuelle Betreuung etabliert – wie sieht das genau aus?
Die Beziehungspflege zu unseren Gunsten (d.h. unseren BewohnerInnen) und deren Angehörigen ist bei uns das zentrale Thema. Wir haben sowohl im Bereich der Pflege als auch im Bereich der Pädagogik die sogenannte Bezugspflege implementiert. Das Ziel ist dabei, beiden Gruppen das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu bieten. Gerade Kinder in der Situation der Schwerstbehinderung und mit einer verkürzten Lebenserwartung brauchen diese Umgebung, um sich entfalten zu können.
Was ist besonders wichtig, um die Lebensqualität der Kinder zu verbessern?
Meiner Ansicht nach ist die familiäre Betreuung sowie die Zuwendung der MitarbeiterInnen jeder einzelnen unserer Bewohnerinnen und Bewohner am zentralsten. Dazu kommen noch die unterschiedlichen Förderungen durch Pflege, Pädagogik, Physiotherapie, Logotherapie und Ergotherapie. Jedes einzelne Kind wird dort abgeholt, wo es in seiner Entwicklung und mit seinen Bedürfnissen steht und wird individuell betreut. Alle unsere MitarbeiterInnen – egal aus welcher Profession sie kommen – sind in die Betreuung mit eingebunden und setzen Anreize für unsere Gäste. Das kann das Kuchenbacken der Hausmütter genauso sein wie die Gartenarbeit unseres Haustechnikers. Wir orientieren uns an der Lebensnormalität und versuchen, diese auch mit unseren Kindern und Jugendlichen zu leben.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen und Ihrem Team im Alltag?
Die größte Herausforderung, die hauptsächlich mich und den Geschäftsführer betrifft, ist natürlich die Finanzierung des Hauses, da die Tagsätze leider nicht ausreichen, um die Kosten dieser extrem aufwendigen Individualbetreuung zu tragen. Für mein Team entstehen herausfordernde Situationen, wenn es zu Notfallsituationen bei der Betreuung der Bewohnerinnen kommt, oder auch die Begleitung der Eltern und Angehörigen. Am herausforderndsten war kürzlich die Sterbebegleitung eines Kindes und dessen Eltern vor wenigen Monaten, oder eine Notfallsituation, bei der eines unserer Kinder mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen werden musste.
Wie gehen Sie selbst mit der emotionalen Belastung, die dieser Job mit sich bringt, um?
Ich habe schon zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit gut gelernt, Job und Privates zu trennen. Der familiäre Rückhalt und ausgewogene Freizeit helfen mir dabei, berufliche Herausforderungen aus einer gesunden Distanz zu betrachten. Auch der kollegiale Austausch im Haus ist eine wichtige Stütze. Besonders hilfreich ist die Supervision im Leitungsteam, um Probleme anzusprechen und gemeinschaftlich zu lösen.
Was erfüllt Sie an Ihrer Arbeit besonders?
Zufriedene BewohnerInnen und Angehörige sowie ein eigenverantwortliches Team, das selbstständig die täglichen Herausforderungen meistert. Ich fühle mich im Hilde Umdasch Haus nur als Navigator, der gelegentlich den Kurs korrigieren muss, doch die Mannschaft kann eigenständig sehr gut segeln. Es ist großartig zu erleben, dass es gelungen ist, das zu erreichen. Ein ausgezeichnetes Team ist nämlich die Grundlage für die erfolgreiche Bewältigung dieser anspruchsvollen Arbeit in höchster Qualität.
Wo sehen Sie das die Einrichtung in den nächsten 10 Jahren und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich hoffe, dass die Leistungen und Erfolge, die wir in der Betreuung der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen erreichen, letztendlich auch von der öffentlichen Hand gesehen werden, sodass unsere Leistungen auch durch die Finanzierung entsprechend abgegolten werden. Ich denke, dass das Hilde Umdasch Haus der Malteser Kinderhilfe ein wichtiger Bestandteil für die Betreuung und Pflege schwerstbeeinträchtigter Kinder und Jugendlicher sowie für die Entlastung von Eltern in der österreichischen Gesundheitslandschaft ist. Insofern wünsche ich uns, dass das Haus noch lange besteht und auch in der Zukunft ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit für alle Betroffenen ist.
Nähere Infos unter www.malteser-kinderhilfe.at/ueber-uns/unser-haus/
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