Iris Weber im Porträt

Realistische Porträts und spontane, abstrakte Gemälde

5 Min.

© Laura Grabner

„Seelenmomente“ nennt Künstlerin Iris Weber die tiefen, emotionalen Augenblicke, die sie mit ihren Gemälden hervorrufen möchte. In ihrem Atelier in Gloggnitz, einem Raum voller Farben und Texturen, entfaltet sie ihre Kreativität in realistischen Porträts und spontanen, abstrakten Gemälden.

Kunst war schon immer ein zentraler Bestandteil im Leben von Iris Weber. Bereits in ihrer Jugend zog es sie besonders zu Porträts hin – vor allem die Augen faszinierten sie. Für sie sind die Augen das Herzstück eines jeden Porträts, das dem Gemälde Tiefe und Ausdruck verleiht. Damals malte sie diese oft übergroß, als ob sie bereits ahnte, dass sich in ihnen die Seele des Menschen offenbart. Diese frühe Faszination prägt bis heute ihre Arbeit. Während ihres Studiums des Textildesigns entdeckte sie ihre Liebe für Materialien und Stofflichkeit. Diese Leidenschaft spiegelt sich auch in ihren heutigen Gemälden wider.

Die Malerin, Iris Weber, war nicht nur vom Textildesign begeistert, sondern entdeckte auch die Kunsttherapie für sich. Doch später stand sie vor einer schwierigen Entscheidung: Sollte sie sich ganz der Therapie widmen oder ihrer eigenen künstlerischen Arbeit? „Man kann entweder mit Herzblut die Therapie oder die eigene Kunst ausüben, beides gleichzeitig funktioniert nicht“, erinnert sie sich an den inneren Konflikt.

Inmitten dieser Phase des inneren Ringens lernte sie ihren Mann Alfred kennen. Er, selbst kunstaffin und voller Verständnis für ihre Leidenschaft, bestärkte sie in ihrer Entscheidung, sich der Malerei zu widmen. Plötzlich fiel ihr die Wahl leichter als zuvor. „Es ist unglaublich wichtig, jemanden an seiner Seite zu haben, der die Kunst genauso schätzt wie man selbst“, erzählt sie. „Das gibt einem Rückhalt und es treibt einen an, wenn man diesen Weg gemeinsam gehen kann.“

Vor sieben Jahren, zeitgleich mit ihrer Hochzeit, fand ihre erste Ausstellung statt. Diese war ein voller Erfolg. Damit bestätigte sich, dass die Entscheidung, sich ganz der eigenen Malerei zu widmen, genau die richtige gewesen war.

© Laura Grabner

Ihre Kunst bewegt sich zwischen realistischen Porträts und abstrakten Akten. Gab es jemals den Druck, sich für eine Richtung zu entscheiden?
Ja, tatsächlich gab es Menschen, die sagten, meine Gemälde wirkten, als stammten sie von zwei verschiedenen Künstlern – einerseits realistisch, andererseits abstrakt. Es war, als ob ich mich entscheiden müsste, welchen Weg ich einschlagen will. Das hat mich anfangs sehr zum Nachdenken gebracht. Doch glücklicherweise bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich nicht entscheiden muss.

Diese Freiheit, mich zwischen beiden Welten bewegen zu können, ist ein essenzieller Teil meines Schaffens. „Mich nicht entscheiden zu müssen, war die beste Entscheidung für mich.“ Besonders beim Porträt folge ich klaren Strukturen, was mir als eher mathematisch denkendem und strukturiertem Menschen entgegenkommt. Beim Akt wiederum genieße ich die Freiheit, spontan zu arbeiten und auf das zu reagieren, was während des Prozesses entsteht. Es ist ein wunderbares Gefühl, manchmal einen Pfad verlassen zu können und einen neuen zu betreten.

Wie entstehen die Ideen für Ihre Bilder? Arbeiten Sie dabei eher intuitiv oder nach einem festen Plan?
Bei meinen abstrakten Arbeiten, insbesondere den Akten, agiere ich sehr frei und intuitiv. Ich arbeite mit Materialien wie Bitumen, also Dachlack auf Wasserbasis, sowie selbst hergestellten Papier. Außerdem integriere ich in meine Werke Schriftstücke, darunter Gedichte und ergänze diese mit Frottagen, gemalten Mustern und Zeichnungen. Je mehr Schichten sich auf der Leinwand ansammeln, desto mehr beginne ich, Formen und Strukturen darin zu erkennen, insbesondere Körper.

Anfangs habe ich viel abstrakter gearbeitet und viele Betrachter sahen bereits Körper in meinen Bildern, obwohl ich das ursprünglich nicht beabsichtigt hatte. Diese Erkenntnis hat mich dazu bewegt, diese Richtung weiterzuverfolgen. Im Gegensatz dazu folgt die Arbeit an Porträts einem anderen Ansatz. Wenn ich beispielsweise ein Porträt von Frida Kahlo male, muss es letztlich auch Frida Kahlo darstellen. Die Balance zwischen Gefühl, innerem Wissen und Technik, die ich im Laufe der Jahre entwickelt habe, ist für mich entscheidend.

© Laura Grabner

Die Frau ist ein immer wiederkehrendes Hauptmotiv Ihrer Gemälde. Was fasziniert Sie besonders an diesem Thema?
Wir Frauen können so viele Gesichter haben und oft genügen nur wenige Pinselstriche, um die Mimik und Gestik einzufangen, die uns als Mensch ausmacht. Ich werde tatsächlich auch oft gefragt, ob das ich in den Gemälden bin. Dem ist nicht so, aber ich glaube, dass man unbewusst immer ein Stück von sich selbst auf die Leinwand bringt.

Wie erleben Sie die Interaktion zwischen Ihrem Werk und den Betrachtern?
Ein Bild wird erst durch den Betrachter vollständig. Jede Person bringt seine eigenen Gefühle und persönlichen Erfahrungen in die Betrachtung ein. Ich nenne das auch „Seelenmomente“. Wenn es gelingt, diese „Seelenmomente“ in einem Porträt einzufangen, berührt es mich als Malerin und kann auch die Betrachter tief bewegen. Es geht ans Herz und bleibt in Erinnerung.

© Laura Grabner

Iris Webers Fähigkeit, sich sowohl in der Detailgenauigkeit realistischer Porträts als auch in der Spontanität abstrakter Arbeiten zu bewegen, zeigt eine beeindruckende Vielseitigkeit und Hingabe. Ihre Werke sind nicht nur Fenster in die Seele der Dargestellten, sondern auch Spiegel ihrer eigenen Kreativität und Emotionen. Letztendlich zeigt Iris Weber, dass wahre Kunst nicht nur in der Technik, sondern in der Fähigkeit liegt, eine tiefere Verbindung zum Betrachter herzustellen. Ihre Gemälde erzählen Geschichten, die noch lange nach dem letzten Blick nachhallen.

Die eindrucksvollen Bilder der niederösterreichischen Künstlerin, Iris Weber, sind vom 19. bis 20. Oktober bei den Tagen des öffentlichen Ateliers in Gloggnitz zu sehen. www.irisweber.at/atelier

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