Opernsängerin Daniela Fally

Daniela Fally: Die „KLASSIK.KLANG berndorf“-Leiterin im Interview

Über ihre Karriere und die Rückkehr in ihre Heimat.

7 Min.

© Andreas Tischler

Wer kennt sie nicht? Daniela Fally, die gebürtige Pottensteinerin, eine bejubelte und mehrfach ausgezeichnete Opernsängerin mit einem enormen Repertoire in vielen Genres. Eine Koloratursopranistin von Weltrang. Im Gespräch lassen wir ihre beispiellose Karriere Revue passieren – bis zu ihrer Rückkehr in die Heimat, wo sie ihr Herzensprojekt verwirklicht …

Daniela Fally über ihre Karriere und die Rückkehr in ihre Heimat

Berndorf. Hier, in der örtlichen Musikschule, wurden ihre stimmlichen Fähigkeiten gefördert. Hier, am Stadttheater Berndorf, nahm ihre Karriere an der Seite von Felix Dvorak ihren Anfang. Eine beeindruckende Karriere, die sie neben Österreich und Deutschland an die großen Bühnen dieser Welt – von Paris über Mailand, von Chicago bis nach Japan und China führte. Als künstlerische Leiterin des Festivals „KLASSIK.KLANG berndorf“ kehrte die Kammersängerin vor vier Jahren an ihren Geburtsort zurück.

Frau Fally, eigentlich haben Sie als Schauspielerin und Musicaldarstellerin begonnen. Denken Sie gerne an Ihre Anfänge zurück?

Sehr, sehr gerne! Es war die sicher schönste und freieste Zeit, in der man so unbedarft man selbst ist, eine Zeit, an die ich oft zurückdenke und von der jungen Fally oftmals heute gerne lernen möchte. Sie war so furchtlos, stark, selbstbewusst und hat sich kaum Sorgen gemacht und einfach drauflos gelebt – sie fand aber auch großartige Umstände mit sehr kundigen und wohlwollenden Förderern vor.  

Sie haben nicht nur eine Musicalausbildung, sondern auch das Gesangsstudium in Wien mit Auszeichnung absolviert. Daneben studierten Sie noch Publizistik, Politik-, Theater- und Musikwissenschaft. War es Ihr Ehrgeiz oder eher das lodernde Feuer eines Künstlerherzens, das Ihnen so viel Erfolg ermöglichte? 

Ich wollte immer auf die Bühne, aber meine Eltern haben mich eindringlich und frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass dies ein brotloser Job sein kann. Daher war es mir wichtig, auch etwas zu studieren, woraus man eventuell einen „normalen“ Beruf machen könnte. Drei Schienen gleichzeitig zu bedienen und daneben auch schon auf der Bühne zu stehen, war ein Arbeitsaufwand über viele Jahre, von sechs Uhr morgens bis 22 oder 23 Uhr abends, durchgehend an sieben Tagen der Woche. Das war dann aber auch gleich das perfekte Training für den späteren Beruf. Der Wille zu harter Arbeit war da und auch nötig, aber ich hatte so viel Freude, so viel Power zu der Zeit, dass mich die Liebe zur Sache täglich mit großem Elan aus dem Bett springen ließ.

Leidenschaft & Chancen

Begonnen von Ihrem Operndebüt als Zerlina in Mozarts Don Giovanni in der Schweiz, haben Sie – so scheint es – die begehrtesten Partien bereits alle gesungen. Gibt es eine Rolle, die Ihnen in Ihrem Repertoire noch fehlt? 

Mir fehlt derzeit keine Rolle. Die, die ich eventuell nicht gesungen habe, höre ich mir mit Begeisterung in der Oper an, gesungen von großartigen Kolleginnen, den besten ihres Faches. Ich selbst bin sehr angekommen in meinem neuen Leben als Lehrerin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Ich verdanke so viel schöne Möglichkeiten vielen tollen Menschen, die mir von Anfang an viel zutrauten und viele Möglichkeiten boten.

Daniela Fally

In einem Interview mit Martin Lammerhuber für die Kultur.Region.Niederösterreich haben Sie gesagt: „Ein Künstler ist nur dann wirklich gut, wenn er seine Flügel frei ausbreiten kann.“ Gab Ihnen dieses Land in Ihren Anfängen die Möglichkeiten, Ihre Flügel auszubreiten?

Absolut!! Immer! Ich habe erst später verstanden, dass es nicht allen einheimischen Künstlerinnen so erging und musste nicht erst ins Ausland gehen. Ich verdanke so viel schöne Möglichkeiten vielen tollen Menschen, die mir von Anfang an viel zutrauten und viele Möglichkeiten boten. Dafür bin ich immens dankbar und weiß, dass das nicht selbstverständlich war.

Nachwuchsförderung

2021 wurden Sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zur Professorin berufen. Wie sehr liegt Ihnen die Förderung des Nachwuchses am Herzen?

Wirklich sehr! Bereits seit meinem 35. Lebensjahr spürte ich deutlich einen Ruf in diese Richtung, was mich anfänglich durchaus verwirrte. Durfte ich doch gerade das Leben leben, was ich mir immer gewünscht hatte, nämlich an den tollsten Häusern mit den tollsten Kolleginnen und Dirigentinnen zu arbeiten.  Aber dennoch war da diese innere Stimme, die sagte „ich will unterrichten.“ Und so begann ich, diesen Weg durch stetes Tun und Fortbildungen neben den Auftritten zu verfolgen. Dass ich nun an meine Alma Mater berufen wurde, ist natürlich die größte Freude und Ehre! 

Ihre Tochter Sophie wächst in einem von Musik erfüllten Haushalt auf. Würden Sie sie als Mutter unterstützen, sollte sie in Ihre Fußstapfen treten wollen?

Sie ist wirklich hochmusikalisch, hat eine wunderschöne Stimme, spielt Klavier. Aber ich bin sowas von gar keine „Eislaufmutter“ (lacht). Sie soll ganz frei wählen können, was sie in ihrem Leben machen will. Sollte sie eines Tages in eine künstlerische Richtung gehen wollen, werden wir ihr sicher beistehen – wie auch bei jedem anderen Interesse. Eigentlich wünsche ich ihr ein ganz normales, schönes und ruhiges Leben mit einer Familie und Kindern. Das wäre meiner Meinung nach das schönste Leben. 

Daniela Fally leitet das Festival „KLASSIK.KLANG berndorf“

Zum KLASSIK.KLANG berndorf. Beim ersten Adventkonzert 2024 haben Sie auch den Kinderchor der Volksschule Berndorf und ein Blechbläserensemble der Musikschule Triestingtal eingebunden. Werden Sie weiterhin junge Talente ins Programm aufnehmen?

Auf jeden Fall! Das war der Kerngedanke von Kulturstadträtin Helga Hejduk und auch mir, als sie mir die künstlerische Leitung und die Mitbegründung des Festivals anbot. Diese Kombination junger Nachwuchstalente und regionalen Künstlerinnen mit internationalen Größen macht seit vier Jahren den speziellen Reiz dieses Festivals aus. 

Eröffnungskonzert des KLASSIK.KLANG berndorf 2023 mit Thomas Rösner, Lidia Baich, Andreas Schager und  Daniela Fally.
Eröffnungskonzert des KLASSIK.KLANG berndorf 2023 mit Thomas Rösner, Lidia Baich, Andreas Schager und Daniela Fally. © Markus Achleitner

Das heurige Programm steht sehr im Zeichen des Jubiläumsjahres des Walzerkönigs Johann Strauss. Welche Emotionen lösen seine Melodien in Ihnen aus? 

Heimat und Ursprung. Mein Vater hat immer Wienerlieder und Strauss‘sche Melodien gesungen und gespielt. Meiner geliebten Adele in der Fledermaus verdanke ich so viel. Ich spüre diese Musik so intensiv, sie ist mir sehr nah am Herzen, einfach eine ganz, ganz große Liebe! 

Gerade läuft in den Kinos der Film „Maria“ über die letzten, einsamen Jahre der legendären Operndiva, die nach einem Interview mit einem TV-Reporter noch ein letztes Mal auf die Bühne zurückkehrt. Wie sehr hat sich das Image einer Operndiva seither gewandelt? 

Oh, total! Durch die Sozialen Medien weiß heute jeder alles über die Künstlerinnen. Selbige nehmen ihr Publikum ja auch überall mit hin. Das entmystifiziert natürlich ein wenig. Aber eines blieb gleich: der Druck, die harte Arbeit, die es benötigt, eine Stimme und sich selbst zu trainieren, um es schlussendlich leicht und einfach und natürlich wirken zu lassen. Und die dicke Haut, die man braucht. Davon konnte die Callas ein Lied singen …

Viele verschiedene Rollen

Sie sind vielbeschäftigt, Mutter eines Fast-Teenagers und mit einer nahezu mädchenhaften Figur gesegnet. Wie schaffen Sie diesen Spagat und wie halten Sie sich fit?

Ich glaube, sie haben alte Fotos von mir gesehen (lacht). Mit jedem Jahr merke ich, wie wichtig es ist, auf seine Gesundheit zu achten. Wissen Sie, jetzt im fortgeschrittenen Alter, schaue ich mir Fotos von früher an und denke mir „mein Gott, warum hast du dich so oft kritisiert!“ Wir alle verändern uns, aber ich habe mich noch nie wohler in meiner Haut gefühlt als jetzt und war sicher noch nie so im Einklang mit mir selbst! Und den Jungen darf ich sagen: nehmt eure schönen und vor allem so gesunden Körper an, hegt sie, pflegt sie, liebt sie und erfreut euch an ihnen – wurscht wie genau sie aussehen! 

Ein Zukunftsszenario: Beethovens zehnte Sinfonie wurde mit Künstlicher Intelligenz fertiggestellt, in der Semperoper in Dresden wurde die weltweit erste Artificial Intelligence Oper „Chasing Waterfalls“ uraufgeführt, zum 70. Geburtstag des Wieners Hansi Lang wurde ein KI-generiertes Album des längst Verstorbenen veröffentlicht. Glauben Sie, dass KI die Musikwelt revolutionieren wird?

KI wird unser gesamtes Leben revolutionieren und sicher die Musikwelt ebenso mitprägen. Konkrete Vorstellungen davon habe ich, beziehungsweise will ich derzeit vermutlich noch keine haben …

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