Bettina Sax

Bettina Sax: Ein Tag im Leben einer Vorstandsdirektorin

Wir haben die gebürtige Lilienfelderin zum Interview getroffen.

6 Min.

© Michelle Dimitrovic

Seit Jänner 2025 ist Bettina Sax neue Vorstandsdirektorin der Sparkasse Niederösterreich Mitte West. Wir haben die gebürtige Lilienfelderin zum Interview getroffen.

Bettina Sax im Interview

Mit über 23 Jahren Erfahrung in der Finanzbranche und einem starken Netzwerk sowohl auf Banken- als auch auf Unternehmensseite, ist Bettina Sax seit Anfang des Jahres als Vorstandsmitglied hauptsächlich für das Privat- und Firmenkundengeschäft sowie das Private Banking der Sparkasse Niederösterreich Mitte West verantwortlich. Vor allem das Thema Nachhaltigkeit sowie die Menschen in unserer Region liegen ihr besonders am Herzen. Im Interview spricht die 43-Jährige über ihre Aufgaben, Herausforderungen und Zukunftsvisionen.  

Frau Sax, wie sieht ein typischer Arbeitstag einer Vorstandsdirektorin aus?

Typisch gibt es nicht wirklich, weil jeder Tag anders ausschaut. Es gibt Tage, da bin ich den ganzen Tag mit Kolleginnen und Kollegen bei Kundenterminen in der Region unterwegs. An anderen Tagen habe ich den ganzen Tag Sitzungen und Besprechungen, am nächsten Tag dann die ein oder andere Begegnung – so wie heute – mit der Presse. (lacht) Dann gibt es auch unterschiedliche Abendveranstaltungen, wo wir repräsentieren und begrüßen dürfen, oder es gibt Mitarbeiterveranstaltungen – es ist wirklich unglaublich bunt und vielfältig und es macht mir Spaß, dass nicht jeder Tag der gleiche ist.

Welche Routinen sind Ihnen wichtig?

Das ist vor allem die Zeit in der Früh, bevor ich ins Büro fahre. Ich gehe nicht außer Haus, ohne dass ich mit meiner Tochter gekuschelt habe! (lacht) Also das ist eine Routine, die ich jeden Tag habe. Das ist immer gleich in der Früh: mit unserer Tochter kuscheln, mit ihr gemeinsam aufstehen, ihr die Haare machen, das Frühstück zubereiten und dann sage ich irgendwann ‚Baba‘ und der Papa übernimmt und bringt sie in den Kindergarten. Dann setze ich mich ins Auto und pendle raus. Das ist ein Zeitpunkt, an dem für mich dann auch die Arbeit beginnt. Ich fahre etwa eine Stunde nach St. Pölten und das ist für mich ein gutes Tageseinschwingen: Da weiß ich dann schon, welche Termine habe ich heute, wie gehe ich es an, worauf muss ich mich einstimmen, etc. – da findet für mich schon sehr viel Nachdenken statt. Je nachdem höre ich Musik, an anderen Tagen Podcasts oder die Nachrichten. 

Wie wichtig ist Teamarbeit für Sie?

Ohne Team geht es nicht, weil ich alleine kann die Bank nicht in die Zukunft bringen! Das Team fängt im Kleinen an, einerseits mit meinem Vorstandskollegen Peter Hronek, mit dem ich mich unglaublich eng abstimme, und dann mit allen unmittelbaren Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich die meisten Berührungspunkte habe – also die zweite und dritte Führungsebene. Ich bin sicherlich keine Führungskraft, die gerne „Top-down“ entscheidet und arbeitet. Das passt nicht zu mir und wird auch eine gewisse Veränderung für das Haus bedeuten. Etwa, dass alles, was wir strategisch in der Zukunft angehen, nicht stattfinden wird, ohne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einzubinden, zu befragen und auch deren Sichtweise, Gedanken und Ideen mitzunehmen. 

Welche Tipps haben Sie für Frauen, die eine Führungsposition anstreben?

Grundsätzlich würde ich mir wünschen, dass Frauen mutiger und eine Spur weniger perfektionistisch sind. Ich glaube, dass wir Frauen eher so ticken, dass wir denken, wir müssen eine Rolle zu 120 Prozent erfüllen. Männer, die sich dafür bewerben, sind hingegen selbstbewusst genug, wenn es – provokant gemeint – nur 80 Prozent sind. Ich würde Frauen raten, nicht in den Hürden zu denken, die man zu nehmen hat, sondern in Lösungen. Denn es gibt für alles eine Lösung!

Welche Initiativen gibt es seitens der Sparkasse, um Finanzbildung bei Frauen zu fördern?  

Das, was wir machen, finde ich ziemlich cool und war auch einer der Beweggründe, mich für diesen Job zu bewerben. Unser Haus sponsert rund eine Million Euro im Jahr und bewegt unglaublich viel für die Region. Ein großer Schwerpunkt davon ist das Thema Finanzbildung – unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Wir starten das in Volksschulen, wir gehen in höherbildende Schulen, wir sind zurzeit auch am Überlegen, die ersten Lehrlingsinitiativen zu machen – und das alles völlig unabhängig davon, wer uns gegenüber sitzt. Finanzbildung grundsätzlich schon sehr früh zu starten, ist wichtig! 

Warum ist Regionalität für Banken in Zeiten der Globalisierung so wichtig?

Ich glaube, da muss man wirklich unterscheiden, wie groß die Bank ist. Das wird Ihnen jemand, der in der UniCredit sitzt, anders beantworten, als eine Regionalbank, so wie wir es sind. Wir leben mit und von der Region. Meiner Meinung nach ist es ein Riesenvorteil, wenn wir uns auf unsere Regionalität und unsere Stärken konzentrieren, und darauf schauen, wie wir etwas unabhängiger von der Globalisierung sein können. Das schaffst du als regionale Bank sicher besser, als eine sehr international agierende, weil uns gewisse Themen gar nicht so treffen. Und das ist eine totale Stärke in der jetzigen Zeit. 

Wie unterstützt die Sparkasse Niederösterreich Mitte West die Region? 

Wir investieren, wie bereits erwähnt, rund eine Million Euro im Jahr in Sponsoring, was wirklich viel ist für unsere Größe. Wir sind keine Bank, die beispielsweise einen einzelnen Sportler sponsert, sondern wir gehen wirklich in die Vereine – von klein bis groß, von Sport über Kultur bis hin zur Bildung. Das sind ganz viele kleine Initiativen, die wirklich bei den Menschen draußen ankommen. Dann natürlich die Finanzbildung, das zieht sich über die ganze Region, das ist immanent. Und geschäftlich dahingehend, dass wir ein relativ dichtes Filialnetz haben im Vergleich zum Mitbewerb, an dem wir momentan auch nicht rütteln wollen. Die Sparkasse ist zudem wichtig für die Wirtschaft, da wir nicht nur direkt Arbeitsplätze schaffen, sondern auch durch Kreditvolumen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Infrastruktur des Landes beitragen. 

Was unterscheidet die Sparkasse von anderen Banken?

Im Vergleich zu unserem Mitbewerb in unserer Region: dass wir wirklich persönlich lokal präsent sind und unseren Kundinnen und Kunden, gerade im Privatkundensektor, gleichzeitig mit dem modernsten Internetbanking, das Österreich momentan hat, zur Seite stehen. Die Kombination aus regionaler Stärke und einer so tollen Digitalisierung in Form von George unterscheidet uns ganz sicher vom Mitbewerb. Und dann ist da noch unser Gründungsauftrag, der bereits vor 170 Jahren definiert wurde: Wir wirtschaften, um dem Gemeinwohl der Region zu dienen und den Lebensstandard der Menschen in der Region zu erhalten und zu erhöhen. 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der  Sparkasse? 

Ich wünsche mir, dass wir in zehn Jahren noch immer ein sicherer Arbeitgeber für so viele Menschen sind. Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Geld zur Verfügung haben, um die Region zu fördern. Ich wünsche mir, dass wir in uns eine Spur diverser werden. Das sind Eckpfeiler, die ich gerne sehen möchte – und daran müssen wir auch arbeiten. Und etwas, das ich mir auch wünsche, ist, dass wir in zehn Jahren eine Nachhaltigkeitsstrategie verinnerlicht und umgesetzt haben und das genauso in unserer DNA drinnen ist, wie George. Es sollte aus innerer Überzeugung funktionieren und nicht, weil es die Gesetze vorgeben. Das ist eine Mindset-Änderung – auch die der Mannschaft – und das braucht Zeit. Da sollte die Reise hingehen. 

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