
© Katharina Eigner
200 Jahre Johann Strauss Sohn. Zum Jubiläumsjahr legt die Autorin Katharina Eigner einen Roman vor, in dem sie sich mit aufwendig betriebener Recherche dem musikalischen Duell zwischen dem jungen Strauss, und späterem Walzerkönig, mit seinem Vater widmet. 360 Seiten, komponiert in feinster Tonart, mit atmosphärischem Spannungsbogen.
Katharina Eigner im Interview über „Walzertod“
Wien im Walzerfieber 1844. Es ist, als flaniere man durch die Straßen und Gassen, bestaunt die Spielplätze der Aristokratie, bewundert die erste Schaufensterpuppe aus Wachs im exquisiten Modegeschäft „Zur schönen Wienerin“, während in der Vorstadt die Menschen in ärmsten Bedingungen hausen und für einen Hungerlohn arbeiten. Man besucht Anna Strauss in ihrem „Hirschenhaus“, wo sie als geschmähte Ehefrau ihre fünf Kinder großzieht, während Johann Strauss Vater mit der Modistin Emilie Trampusch acht weitere Kinder zeugt. Man taucht ein in die Fiakerszene – und schließlich halten noch Frauenmorde die Stadt in Atem. Sie alle verbindet eine Tanzkarte des Mediziner Balls in den Redoutensälen – auf der letzten Seite steht zart: Johann Strauss …
Katharina, die Orte und Persönlichkeiten im Wien des Vormärz sind penibelst recherchiert, wie ist dir das gelungen?
Zur Recherche hole ich mir alles, was ich kriegen kann. Das braucht Zeit und ist nicht immer einfach, aber ich liebe das intensive Abtauchen in Themen oder Zeiten. Ein Stadtplan von 1844, ein gedruckter Reiseführer für Touristen von 1843, Gespräche mit HistorikerInnen; man erarbeitet sich Stück für Stück das Wien von damals, um die Figuren dann darin bewegen zu können. Enorm hilfreich war die Lektüre der Tageszeitungen von 1844. Erst dadurch habe ich erfahren, was Wiens Bevölkerung beschäftigt hat. Worüber wurde getratscht? Was waren die Sorgen oder – im Fall Strauss – welche Events waren angesagt? Insgesamt stecken sieben Monate Recherche im Buch.
Die Biografien der Familie Strauss sind weitgehend bekannt, gab es dennoch „weiße Flecken“, die dich überrascht haben?
Der junge Strauss hat seine Karriere mit enormer Willenskraft angestrebt. Aber mich haben die Konflikte interessiert, die er mit sich selbst und seiner Mutter ausfechten musste. Auch wenn Anna Strauss ihren Sohn als Waffe gegen den verhassten Ehemann gerichtet hat: Johann Strauss hat einen fordernden Beruf ergriffen, der im schlimmsten Fall Familienleben zerrütten kann. Außerdem fand ich die Rolle seiner Schwestern interessant; über die weiß man wenig.
Als Johann Strauss Sohn im Dommayer’s Casino als junger Kapellmeister mit einer Soirée Dansante sein Debut gab, spendete das Publikum nach 19 Zugaben frenetischen Applaus. Weiß man eigentlich, wie sein Vater darauf reagiert hat?
Strauss Vater wollte die Soirée im Vorfeld vereiteln; er war der eigentliche Platzhirsch im Dommayer. An besagtem Abend hatte er Spione ausgeschickt, jedoch danach die Flucht nach vorn angetreten und seinem Sohn die Mitarbeit in seinem Orchester angeboten – wozu es nie gekommen ist.
„WALZERTOD“ erschien im Gmeiner Verlag, € 17,50.
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