Autorinnen-Talk
Sabine Kunz im Talk über ihre "Saubermacherin"-Serie.
© Bernadette Reiter
Die Protagonistinnen Ihrer „Saubermacherin“-Romane sind Agentinnen der Putzfrauen Spy Agency, kurz PSA, und haben allesamt Migrationshintergrund. Je mehr man in ihr Leben eintaucht, desto mehr verliebt man sich in diese wunderbaren, vom Leben geprüften Frauen. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Ich habe eine Zeit lang Arbeitslose beim Bewerben unterstützt. Meine Bewerbungsschreiben sind immer sehr blumig geworden, Schriftstellerin eben (lacht). Dabei habe ich Frauen in Reinigungsberufen und deren oft sehr dramatischen Lebensgeschichten kennengelernt. Manches von dem, was ich da gehört habe, war für mich nur schwer zu verkraften. Für mich sind diese Frauen Heldinnen. Und in der „Saubermacherin“-Serie wollte ich sie auch als solche präsentieren, ein bisschen à la „Putzfrau meets James Bond“: stark, schlau und humorvoll.
Gleich im ersten Roman ist die PSA international tätig, denn es geht um manipulierte Lebensmittel, um einen neuen Gesetzesentwurf zur Saatgutverordnung im EU-Parlament. Der spannende Showdown gegen die globale Verschwörung endet im EU-Regierungsgebäude in Brüssel. Ziemlich aktuell, das Thema …
Ich schreibe gerne über Themen, die mich selber gerade beschäftigen. Mein großes Unglück, zeitweilig aufgrund meiner Lebensmittelunverträglichkeiten keinen Kuchen zu vertragen, wurde in diesem Plot rund um Saatgut-Patente verarbeitet. Als ich den zweiten Band schrieb, haben mich Verschwörungstheorien und die zunehmende Schwierigkeit beschäftigt, wie man wahr und falsch in Medien und im Internet noch unterscheiden kann. Auch wenn ich gerne das Absurde und den Humor dieser Themen hervorkehre, ist doch ein sehr ernster Kern darin.
Millie begegnet im Roman dem „Schlächter“ ihrer Kindheit, der im Kosovo-Krieg ihre Familie in Serbien ausgelöscht hat. Recherchieren Sie dazu in den jeweiligen Ländern?
Ja, das Schöne daran ist, dass ich mich entschieden habe, die Serie jeweils einem neuen Mitglied des PSA-Teams mit anderer Nationalität zu widmen, dass ich immer ins Volle greifen kann bei der Recherche über die jeweiligen Länder. Teilweise lese ich natürlich Bücher, manches stammt aus Gesprächen, denn ich höre gerne zu. Und die Urlaubsreisen werden auch entsprechend geplant. Letztes Jahr waren wir in Albanien – da kann man schon überlegen, wer die nächste Protagonistin ist (lacht).
Sie leben mit Ihrem Mann, einer Katze und fünf Hühnern in Niederösterreich, haben sechs Programme für Ihr Kabarett-Duo verfasst, sind Co-Autorin des Drehbuchs für den international ausgezeichneten Film „Das kleine Vergnügen“ – wie geht es weiter?
Im Moment sind Bücher mein Fokus, aber wer weiß? Demnächst kommt eine Geschichte über eine Frau heraus, die von einer Wahrsagerin erfährt, dass sie eine Walk-in-Seele hat. Der Plot hat sich entwickelt aus einer Begegnung mit einer Geistheilerin, die von dieser Möglichkeit erzählt hat. Ich war sofort fasziniert und habe mich gefragt, ob es so etwas wirklich gibt und was das für ein Leben bedeuten würde – daraus ist die Geschichte entstanden, die dieses Mal kein Krimi ist …
Infos zur Autorin auf www.sabinekunz.at