
Oh du lieber Augustin – Das Musical
Mit Ambros’scher Humoreske und tiefgründigem Wiener Prokopetz-Schmäh
© Stefan Sappert
Was Wolfgang Ambros, Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen im Jahr 1980 als sozialsatirisches Hörspiel verfassten, kommt im Juli in einer erweiterten Musical-Adaption auf die Bühne in Amstetten: „Oh du lieber Augustin“ – Eine Hommage an die Kultfigur AUGUSTIN mit Ambros’scher Humoreske und tiefgründigem Wiener Prokopetz-Schmäh …
„Oh du lieber Augustin“
Jeder kennt sie wohl, die Geschichte vom „lieben Augustin“ zur Zeit der Wiener Türkenbelagerung: Der Spielmann fiel – der Legende nach – betrunken in eine offene Pestgrube, schlief dort seinen Rausch aus, und tauchte am nächsten Morgen quicklebendig und unversehrt daraus auf. Seitdem steht der heitere Volkssänger als Symbol für unerschütterlichen Optimismus und Lebensfreude.
Das Musical. Unter der Intendanz von Alex Balga betten Thomas Kahry und Christoph Weyers in ihrer Bühnenbearbeitung unvergessene Ambros-Lieder wie „A Mensch mecht I bleib’n“, „Du verstehst mi net“, „Zwickt’s mi“ und „Zentralfriedhof“ in die Handlung ein. Vincent Bueno wird in der Rolle des Augustin den Liedtexten aus der gewohnt feinen Feder von Joesi Prokopetz zeitlose Strahlkraft verleihen. Wir fragen nach…
Die Texte
Von Joesi Prokopetz, Autor, Liedermacher, Kabarettist

Herr Professor Prokopetz, 2019 im Kabarett Simpl und 2023 im Theater Akzent mit Ihnen als „Pestknecht“ hat der Augustin fröhliche Urständ gefeiert. Wie seid Ihr eigentlich in der Urversion auf die Geschichte dieser legendären Figur gekommen?
In den 1980er Jahren hatte der Austro-Pop eine steile Aufwärtsentwicklung, wobei Wolfgang Ambros seit Anfang 1970 gewissermaßen die Inkarnation des Genres war – und ja heute noch ist. Um 1980 herum war dann irgendein Jubiläum der Augustin-‚Saga‘, ich weiß es aber nicht mehr genau. Jedenfalls lag die Idee, diesen Stoff satirisch zu bearbeiten, nahe.
In unserer Welt, gefährlich nahe am Abgrund, brauchen wir einen Augustin.
Joesi Prokopetz
Apropos, Augustin und sein Rausch: Als ich Wolfgang Ambros erreichen wollte, und er krankheitsbedingt verhindert war, hat mir sein Manager Peter Fröstl gesagt, „des war nach Watzmann a b’soffene G‘schicht“. Dem widersprechen allerdings die feingeschliffenen Texte. Wie wars wirklich?
Na ja, der Watzmann war ja überwiegend eine „b´soffene G´schicht“ gewesen und der Erfolg des „Berg-Mensch-Dramas“ hat uns – b´soff´n oder nicht – ermutigt, eine ähnliche Herangehensweise an den Augustin zu wählen. Ohne Pathos oder Anspruch auf historische Stimmigkeit. Überhaupt schien mir die „Biografie“ der Augustin-Figur als Muster für die Karriere des Wolfgang Ambros mehr als geeignet. Für das Kompliment „feingeschliffene Texte“ bedanke ich mich ausdrücklich…
Als Augustin in der „Roten-Dachl-Schenke” mit Gevatter Hein (der Tod) Bruderschaft trinken will, sagt dieser: „Wie Sie sehen, bin ich sehr beschäftigt. Ich habe eine Epidemie draußen wüten“. Braucht‘s eine Wiener DNA um diese fröhliche Morbidität zu verstehen?
J.P: Ja, vielleicht! Denn, dem Tod sich auf spöttische Art und Weise zu nähern, dürfte, zumindest dem Klischee nach, eine wienerische Seelenstruktur voraussetzen. Georg Kreisler hat das in dem Song-Titel „Der Tod, das muss ein Wiener sein“ wunderbar verifiziert.
Apropos, „…damals is heit“. Wäre ein Augustin heute nicht nötiger denn je?
J:P: Wenn man den Augustin, der ja eine Nacht in der Pestgrube unbeschadet überlebt hat und „aufersteht“, als Metapher für die wie besoffen torkelnde Welt, die gefährlich nahe am Abgrund steht, verstehen will, dann brauchen wir ihn dringender denn je!
Die Lieder
Vincent Bueno, Sänger und Kabarettist, singt Ambros.

Vincent, was bedeutet es dir, bei der Uraufführung des AVB Musical Sommers die Hauptrolle des Augustin zu verkörpern?
Es ehrt mich, und es bedeutet für mich, „gesehen zu werden“. Diese neue Gelegenheit hilft mir, alte Glaubenssätze der Vergangenheit loszulassen.
Die Geschichte spielt während der Pest-Epidemie im 17. Jhd. Auch dich hat eine Pandemie eingeholt, als du beim Eurovision Song Contest in Rotterdam deinen Song ALIVE präsentieren solltest, und dieser wegen Covid-19 abgesagt wurde. 2021 hast du dann mit AMEN das zweite Halbfinale erreicht. Ein eigenartiger Zufall, oder?
Ich glaube nicht an Zufälle! Mich verbindet mit dem lieben Augustin sehr viel, aber hoffentlich fall ich in keine Pest-Grube hinein (schmunzelt). Der ESC 2021 in Rotterdam war und bleibt jedoch eine meiner schönsten Erinnerungen.
Austropop im Dialekt? Ich bin ein Kind aus Favoriten!
Vincent Bueno
Mit deinem Programm „Schnitzel und Sojasauce“ begeisterst du auch als Kabarettist. Was fasziniert dich persönlich an der Figur des Augustin?
Seine goscherte Art, und – wenn’s aber drauf ankommt, der Frau, die ihm gefällt, zu imponieren, – wird er „cringe“, auf gut Deutsch urpeinlich. Ähnlich ging es mir damals, als ich noch Single war, denn wenn ich eine Frau echt hübsch fand, kam des Öfteren nur Unsinn aus meinem Mund (lacht).
Wie geht es dir als „Latino unter den Asiaten“ mit dem Austropop im Dialekt von Wolfgang Ambros?
Ich bin ein Kind aus Favoriten. Mir ist aber durchaus bewusst, dass Wienerisch viele Nuancen hat. Ich habe von Renate Kornherr ein Wiener Dialekt-Wörterbuch bekommen; da werd ich sicherlich ab und zu nachschauen – waun i wos ned gaunz so versteh…
Das Musical Augustin
17. Juli bis 10. August 2025
Pölz-Halle Amstetten
Infos auf www.avb.am
_____________