ART BLUE. Jasmin Minarik © Familie Minarik
Die eindrucksvollen Bilder der niederösterreichischen Künstlerfamilie Minarik sind unter dem Titel KEEP IN TOUCH ab dem 5. April im Haus der Kunst in Baden zu sehen. Wir stimmen mit einem 3-Generationen-Interview auf die Ausstellung ein.
Minarik Gene
Die „Macht der Gene“ ist in der Familie Minarik leicht zu definieren. Da wäre einmal die Welt der Zahlen und Fakten: Vater Johann, studierter Wirtschaftswissenschaftler, der 33 Jahre lang für den Erdölkonzern Esso international tätig war; Tochter Ursula, die ihre ersten Schuljahre in London verbrachte und eine Steuerberatungskanzlei in Mödling führt; sowie ihre Tochter Jasmin, die Mathematik studiert und bereits ihren Bachelor in der Tasche hat. Und da wäre noch die Leidenschaft zur bildenden Kunst, welche die drei Generationen vereint.
Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren hat Johann Minarik seinen ersten Van Gogh und mit vierzehn die Lautenspielerin von Michelangelo Caravaggio für einen Hauptschullehrer gemalt. Heute ist er mit seinen fotorealistischen Werken aus dem Weinviertel, wo er sich 1976 mit seiner Ehefrau Christine in einem alten Winzerhaus niedergelassen hat, nicht mehr wegzudenken.
Ursula Minariks Kunst hingegen steht für das kräftige, bewegte Bild in der Tradition der Pop-Art – abstrahierend und wortgewaltig zugleich, den Fokus auf die Beziehung von Farben zu einem bestimmten Subjekt legend: Eine Hommage an Marilyn Monroe in Rom, Ausstellungen in Paris, New York, Budapest oder auf der Kunstmesse Cannes, ihre großen und farbprächtigen Werke sind längst zu Gast in den Galerien dieser Welt, sogar im Louvre.
Großformatig präsentieren sich auch die Werke von Jasmin Minarik, in deren fotorealistischem Stil sich auch großartige Unterwassermotive finden. Alle drei auf einen Nenner gebracht: KEEP IN TOUCH. Drei Generationen: autodidaktisch und vielleicht gerade deshalb so unvergleichlich einzigartig.
Ursula Minarik
Ursula, wie sehr hat Sie Ihr künstlerisches Zuhause geprägt?
Ursula Minarik: Die Bilder meines Vaters haben mich seit meiner Kindheit umgeben, waren und sind Teil meiner Erlebniswelt. Deshalb wirken wohl Wohnräume ohne Bilder auf mich sehr nüchtern. Der Entstehungsprozess eines Bildes, die Herangehensweise meines Vaters sowohl bei der Motivsuche, beim Bildaufbau als auch bei der Maltechnik, hat mich fasziniert und dazu gebracht, eben diese selbst zu erforschen.
Auch der Terpentingeruch weckt noch heute vertraute Gefühle in mir. Nicht zuletzt sorgte und sorgt meine Mutter, Ehefrau und Muse meines Vaters, dafür, dass sich Kreativität entfalten kann. Es wurde und wird gestaltet, geformt, gefärbt, umgestellt, konzipiert, Ideen werden gesammelt, umgesetzt oder verworfen. All das hat mich bewogen, dort anzuknüpfen und gleichzeitig neue Wege im eigenen Stil zu gehen.
Ihr Buch über Malerei trägt den Titel „The spoken and unspoken words“. Was können Bilder, was Worte nicht auszudrücken vermögen?
In unserer Welt sind wir gewohnt, mit Worten zu kommunizieren. Dennoch gibt es für mich Gefühle, die ich nicht in Worte fassen, sondern nur in der Malerei ausdrücken kann. So hat jede Sekunde meines Lebens für mich eine Farblichkeit, die ich aus meinem Inneren heraus den Subjekten verleihe. Diese Wahrnehmung der Farben ist irgendwie geheimnisvoll – ich habe eben keine Worte dafür und überlasse die Interpretation den Menschen, die meine Bilder betrachten.
Von der ARTEXPO Basel Exhibition 2023 wurden Sie unter nur wenigen eingeladen, Ihr Bild „Climb out of the box“ zu präsentieren. Versteht sich Ihr Zyklus „Living in a box“ als Synonym für die Befreiung der Weiblichkeit im Leben wie in der Kunst?
Ich sehe mich ja nicht als „Emanze“, weil ich dachte, wir leben in einer gleichberechtigten Welt, zumindest in unseren Breiten. Doch dann musste ich leider feststellen, dass Künstlerinnen in Museen oder auf Kunstmessen mehr als nur unterrepräsentiert sind. Das ist schade und sollte sich ändern!
Es gibt weltweit so viele tolle Künstlerinnen, die wir sehen wollen. Bitte macht euch selbst ein Bild davon (lacht zu diesem Wortspiel): Das Buch „The Story of Art without Men“ von Katy Hessel kann ich dazu nur wärmstens empfehlen, denn sie befasst sich genau mit diesem Thema.
In seinem Buch „Wunderwerk Frau“ ließ uns der bekannte Gynäkologe und Theologe Johannes Huber wissen, dass Frauen 1.000 Gene mehr besitzen als Männer. Zeigt sich diese Extraportion an Genen auch in der Kunst?
Auf alle Fälle! Ich denke, wir Frauen sind emotionaler gestrickt, nehmen Dinge anders, vielleicht auch intensiver wahr. Diese Fähigkeit möchte ich nicht missen, denn emotionale Weiblichkeit ist auch die Grundlage meiner Malerei. Manchmal jedoch wäre bei meinem intensiven Einfühlungsvermögen ein Pause-Knopf ganz praktisch (lacht).
Jasmin Minarik
Der Titel der Ausstellung „Keep in touch“ bezieht sich auch auf Ihre Tochter, die vorerst ebenfalls das mathematische Gen geerbt hat …
Ja, das stimmt wohl! Umso mehr freut es mich, dass Jasmin neben ihrer Faszination für die Logik und Mathematik ihre Kreativität lebt. Im Alter von 15 Jahren hat sie begonnen, großformatige Porträts und Unterwasserbilder in Acryl zu malen. Sie beobachtet lange, aber dann – sozusagen wie ein Phönix aus der Asche – setzt sie „Ihres“ um. Ich bin sehr stolz auf sie! Ab und zu besuchen wir gemeinsam Mal-Workshops, wie zum Beispiel die Royal Academy of Arts, unternehmen Mal-Reisen und erweitern damit unseren malerischen Horizont.
Jasmin, Ihr fotorealistischer Stil setzt sich auch unterhalb der Wasseroberfläche durch. Was fasziniert Sie an dieser Perspektive?
Jasmin Minarik: Ich male gerne Unterwasserbilder, weil mich die Spiegelungen und ihre Wirkung auf den Betrachter faszinieren. Es ist die Klarheit unter Wasser und zugleich die Verzerrung von Formen, die mich anspricht. Die Realität soll möglichst genau wiedergegeben und die Bewegungen des Wassers eingefangen werden.
Johann Minarik
Herr Minarik, die Liebe zur Malerei setzt sich nach Ihrer Tochter Uschi auch bei Ihrer Enkelin fort. Welchen Wunsch möchten Sie Jasmin mitgeben?
Johann Minarik: Ich wünsche meiner Enkelin Jasmin, dass sie ihr großes Talent ein Leben lang nützen möge, dass sie sich zu einer ganz besonderen Persönlichkeit weiterentwickelt, und dass sie die vielfältige, magische Schönheit und Harmonie, die unserer Welt innewohnt, auf ihre persönliche, unnachahmliche Art und Weise den Menschen dauerhaft zeigen kann!
Ihre eigenen Bilder zieren neben vielen Marterln und Wegkreuzen im Weinviertel auch ein Hotel …
Johann Minarik: Ja, das tolle Wein-Hotel Neustifter in Poysdorf zeigt in jedem der Zimmer auf drei Stockwerken meine Werke – ausschließlich Originale. Sozusagen Kunst im Hotel als eine einzigartige Galerie.
Infos: www.minu-art.com
KEEP IN TOUCH
Malerei über drei Generationen
Kuratorin: Dr. Renée Gadsden
Vernissage am 5. April, 19 Uhr
Ausstellung bis 14. April 2024
Haus der Kunst, Kaiser-Franz-Ring 7, Baden bei Wien