SCHIFF AHOI
Wie die maritime Mode ihren Weg aufs Festland fand – inklusive der schönsten Stücke zum Nachshoppen.
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Was der Salzwasser-Spray für die Haare ist, sind Streifen und Bootsschuhe für den Kleiderschrank: Sie schicken uns gedanklich auf eine Reise in die Südsee und vermitteln ungezwungenen Chic, der sich ganz einfach in den Alltag integrieren lässt. Grund genug, einen Blick in die Geschichte maritimer Mode zu werfen. Denn die hatte, zumindest in ihren Anfängen, denkbar wenig mit Mode zu tun. Die ersten charakteristischen „Looks“ findet man im 15. Jahrhundert – damals trugen Seefahrer die sogenannten „Matelote“, eine Kombination aus Kittel und wadenlanger Hose mit Latz, die sich auch zur Zeit der Französischen Revolution bei Arbeitern in den französischen Hafenstädten großer Beliebtheit erfreute. Erst 1880 wurde der sportive Matrosenkittel erstmals als modische Inspiration für eine Damenbluse herangezogen, die gerne zu einem dunkelblauen Faltenrock kombiniert wurde.
Ein Streifen für jeden Sieg.
Das Bretonshirt ist bis heute ein Kernstück maritimer Ästhetik. Im 19. Jahrhundert wurde das gestreifte Oberteil vom Bekleidungsunternehmen Saint James für die in der Bretagne stationierte französische Marine entworfen, in den darauffolgenden Jahren verbreitete es sich rasch über die Grenzen Frankreichs hinweg und war bald an Matrosen und Seefahrern in ganz Europa zu sehen. Als Hauptmaterial wurde ursprünglich schweres Baumwoll-Jersey oder Wolle verwendet, um den Trägern auch bei rauem Wind und Regen auf See Wärme zu spenden. Die 21 marineblauen Streifen, welche die militärischen Uniformen zierten, sollen angeblich jeden Sieg Napoleons über die Briten repräsentieren. Einer etwas weniger heroischen Interpretation zufolge soll das gestreifte Muster die Erkennung von über Bord gegangenen Matrosen im Wasser erleichtern. Gesichert ist jedenfalls ein Dekret der französischen Marine aus dem Jahr 1858, das die Ausführung der Matrosenbekleidung detailgenau regelt und „La Marinière“, wie das Hemd in seiner französischen Heimat genannt wird, darin zum offiziellen Unterhemd erklärt. Die Farben und sogar die Anzahl und Breite der Streifen (exakt zehn Millimeter) wurden darin verbindlich festgelegt.
Stars in Stripes.
Weltweite Popularität erreichte das Bretonshirt aber erst durch Gabrielle Chanel: Die Designerin beobachtete 1913 bei einer Reise in den nordfranzösischen Badeort Deauville die Fischer, welche die Streifen bei der Arbeit trugen. Chanel war von der lockeren Eleganz der Bretonshirts so angetan, dass sie die Herrenshirts zunächst selbst trug und 1917 schließlich ihre eigene Variante aus einem leichten, weichen Stoff auf den Laufsteg schickte. Innerhalb kürzester Zeit schaffte es das gestreifte Shirt von den Fischerbooten in die Garderobe der gehobenen Pariser Gesellschaft. Spätestens nachdem Prominente wie Brigitte Bardot und Audrey Hepburn das Shirt in der Öffenlichkeit trugen, war ein neuer Klassiker geboren. Am liebsten wurde die „Marinière“ übrigens à la Bardot mit flachen Ballerinas und verwaschenen Jeans getragen.