Der richtige Dreh

Ob Beach Waves oder Korkenzieher: Schöne Locken sind oft nur eine Frage der richtigen Pflege – das behauptet zumindest die„Curly-Girl-Methode“. Wir haben den gehypten Trend unter die Lupe genommen.

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© Pexels/Eugenia Remark

Man will ja im Leben bekanntlich immer das, was man nicht haben kann. Die Haarstruktur ist dafür wohl der beste Beweis: Wer Locken hat, sehnt sich oft nach glatten Haaren – und manche, die mit einer seidig glatten Mähne gesegnet sind, wünschen sich nichts mehr als einen voluminösen Lockenkopf. Zumindest für Letztere haben wir gute Nachrichten: Vielleicht haben Sie ja eigentlich Locken – und wissen es nur nicht!

Let’s twist again. Davon geht nämlich die „Curly-Girl-Methode“ aus, die gerade wieder auf TikTok und Instagram viral geht. Unter dem Hashtag #curlygirl sieht man unzählige Videos von Userinnen, die ihre vormals (vermeintlich) glatte Mähne durch eine gezielte – wenn auch nicht ganz unaufwendige – Pflegeroutine in einen prächtigen Lockenschopf verwandelt haben. Sind Ihre Haare eher kraus, vor allem nach dem Bürsten? Trocknen sie an der Luft leicht wellig? Und rollen sich die Spitzen im nassen Zustand ein? Wenn Sie mindestens eine dieser Fragen mit Ja beantwortet haben, könnte die „Curly-Girl-Methode“ auch bei Ihnen Wirkung zeigen. Wir haben eine Expertin gefragt, worauf es dabei in puncto Pflege und Styling ankommt – und das Ganze natürlich selbst getestet.

Susanne Forobosko ist Stylingexpertin bei Schwarzkopf Professional für Österreich.

1. Waschen & PFlegen

Je lockiger das Haar, desto mehr Feuchtigkeit benötigt es. Ein mildes, feuchtigkeitsspendendes Shampoo ist die richtige Wahl. Anschließend einen pflegenden Conditioner einkneten und kurz einwirken lassen, zum Verteilen eignet sich ein grobzinkiger Kamm. Dann den Conditioner ausspülen, am besten mit kaltem Wasser. Solange das Haar noch tropfnass ist, kann die Lockencreme eingeknetet werden – so nimmt das Haar die Wirkstoffe besser auf und formt sich durch das Kneten zu definierten Lockenbündeln.

2. Kämmen

Die Haare sollten nur im nassen Zustand gekämmt werden, da das Kämmen im trockenen Zustand der Locke ihre Sprungkraft nimmt. Spezielle Locken-Balms und -Cremes verbessern die Kämmbarkeit, verleihen ein gepflegtes Haargefühl und reduzieren Frizz.

3. Trocknen

Statt eines normalen Handtuchs eignet sich ein Mikrofasertuch, das die Haarstruktur schützt. Mit diesem werden die Haare kopfüber sanft ausgeknetet („gescruncht“). Die Haare sollten auf keinen Fall zu heiß getrocknet werden – bestenfalls an der Luft oder alternativ mit einem Diffusor. Beim Trocknen mit Diffusor den Föhn auf die niedrigste Stufe stellen, das definiert die Locke noch mehr. Wer mag, kann auch vor dem Föhnen einzelne Strähnen zwirbeln und nach dem Trocknen die gezwirbelten Strähnen aufziehen. Jedenfalls gilt: Zuerst die Haare in den Diffusor legen, dann erst einschalten und trocknen – und vor dem Entfernen des Diffusors die Strähnen auskühlen lassen.

4. Das Styling

Sollte man es einmal eilig haben, kann man die Wellen oder Locken auch mit einem Lockenstab ein wenig nachstylen. Wichtig dabei ist dann, einen guten Hitzeschutz zu verwenden. Die Locke nach dem Stylen mit einem Lockenstab nicht gleich öffnen, sondern zuerst auskühlen lassen – so behält die Locke ihre Form. Man kann sie zum Beispiel mit einem Bobby Pin feststecken. Zur Unterstützung können auch Textursprays verwendet werden.

1. HÜLLE UND FÜLLE. Für mehr Volumen: Shaping Lift Foam von Newsha, um € 22
2. MEHRFACHSCHUTZ. Pflegt und wirkt Frizz entgegen: Curl Manifesto Gelée Curl Contour von Kérastase, um € 41,80
3. SPRUNGKRAFT. Bringt Schwung in die Mähne: Curl Activating Conditioning Spray von La Biosthétique, um € 22,50
4. GLANZLEISTUNG. Urban Moisture Hydro-Nourishing von Shu Uemura, gefunden bei Douglas, um ca. € 48
5. WIRRWARR. Lockenkamm aus Horn von Petz, um € 45

DER SELBSTTEST

Einshampoonieren, auswringen, föhnen: Das Ganze nahm bei mir bislang nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch – was auch daran liegt, dass ich außer Shampoo und Sprühbalsam kaum Produkte verwendet habe (Shame on me!). Meine Haare hatten nach dem Trocknen zwar immer schon eine leicht wellige Struktur, allerdings sah das Ganze ohne Glätteisen oder Lockenstab eher nach Bed aus als nach Beach. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an die „Curly-Girl-Methode“. Anfangs gewöhnungsbedürftig war – neben dem Haare-bürsten unter der Dusche – vor allem auch die Vielzahl an Pflege- und Stylingprodukten, die nach jedem Waschgang (in meinem Fall alle zwei Tage) zur Anwendung kamen. Ganz zu schweigen von dem zeitlichen Aufwand, der mit der neuen Routine einhergeht: Alleine das Föhnen mit dem Diffusor dauerte jedes Mal gefühlt eine halbe Ewigkeit. Das Ergebnis konnte sich dafür sehen lassen, denn schon nach dem ersten Curly-Girl-Waschtag wurde ich mit schön definierten Beach Waves belohnt. Nach dem Schlafen verloren sie allerdings etwas an Form und am nächsten Morgen musste ich dem Drang widerstehen, zur Bürste zu greifen. Man muss dazusagen: Je konsequenter man die Routine verfolgt, desto schöner und definierter werden die Locken mit der Zeit. Da Geduld aber nicht meine Stärke ist und ich in puncto Frisur gerne ein bisschen Abwechslung habe, gab ich mich in Woche drei schließlich geschlagen – und dem Glätteisen hin. Für besondere Gelegenheiten werde ich aber definitiv wieder auf die Technik zurückgreifen.
Andrea Lichtfuss, Redaktion

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