Zurück zu mir
Vier Tage wohltuende Öl-Behandlungen und reinigendes Fasten.
© privat
Eine Ayurveda-Kur im Haus soma in Geboltskirchen im Bezirk Grieskirchen reichte aus, um mich Hals über Kopf in die indische Heilkunde zu verlieben und eine neue Seite an mir kennenzulernen. Ein Erfahrungsbericht.
Bienen summen von Blüte zur Blüte, Schmetterlinge tanzen im Wind, ansonsten nichts als Blätterrauschen: Als ich in Geboltskirchen aus dem Auto steige, fühlt es sich an, als würde ich eine friedvollere Welt fernab des alltäglichen Trubels betreten. Vor mir liegt sanft in einen Hügel eingebettet das Haus soma. Das Zentrum für Maharishi Ayurveda und ganzheitliche Medizin hat sich auf Pancha Karma Reinigungskuren spezialisiert und wurde vor knapp einem Jahr von Dr. Wolfgang Schachinger und seiner Familie eröffnet. Ich gehe auf das imposante Gebäude im vedischen Baustil zu und lasse es auf mich wirken.
Der Falke als Namensgeber
Hinter mir liegen sechs Tage Vorkur, in denen ich auf Anraten von Dr. Schachinger meine tägliche Dosis Koffein, Zucker und Milchprodukte gegen heißes Wasser, Porridge und Reis mit gedünstetem Gemüse eingetauscht habe. Für eine noch effektivere Entschlackung bekam ich nach einem Vorkurgespräch zudem ein maßgeschneidertes Ayurveda-Paket zugeschickt. „Mit dieser Vorkur wird die Entlastung des Verdauungstraktes gewährleistet und die körpereigene Entgiftung aktiviert“, so der ausgebildete Ayurveda-Arzt. Zurück im Hier und Jetzt erregt ein vorbeifliegender Falke meine Aufmerksamkeit. Wie mir Dr. Schachinger später erzählt, ist er der Namensgeber des Hauses. „‚soma‘ bedeutet so viel wie Glückstrank der Götter. Einer Sage nach soll ein Falke den soma vom Himmel auf die Erde gebracht haben.“ Wenn das nicht meinen Aufenthalt bei soma einläutet, was dann?
Vollholzmöbel aus heimischen Wäldern
Bei der Rezeption werde ich herzlich von Resident Managerin Silvia in Empfang genommen, die mir meinen Therapieplan für die kommenden Tage überreicht und mich zu meiner Überraschung in die Junior Suite des Hauses führt. Schon beim Betreten des Zimmers schlägt mir eine Duftorgie aus verschiedenen Hölzern entgegen. „Die Hotelzimmer sind ausschließlich mit hochwertigen Vollholzmöbeln aus dem Hause Team7 ausgestattet“, verrät die Resident Managerin. Beim Abendessen, einer Gemüsesuppe mit Couscous, lerne ich meine drei sympathischen Kur-Kollegen der Woche kennen. Danach geht es noch in die Praxis von Dr. Schachinger für meine nun tägliche Kurbetreuung samt Pulsdiagnose, bevor ich rechtzeitig zur Nachtruhe um 21 Uhr in einen tiefen Schlaf entschlummere.
Mein Geist kommt zur Ruhe
Kurz vor acht Uhr früh gehe ich in den sonnendurchfluteten Speisesaal, wo mich ein Frühstücksbrei mit Quinoa, Amaranth, Datteln und Bananen samt Pitta-Tee erwartet. Vor mir liegt ein Tag voller ayurvedischer Kur-Anwendungen, die eigens auf mich abgestimmt wurden. Bevor es auf die Massageliege geht, wird jedoch noch mein aktuelles Gesundheitsbild durch eine Blutentnahme untersucht. Im flauschigen Bademantel und mit sanften Sama-Veda-Klängen stimme ich mich anschließend in meinem Zimmer auf meine erste Behandlung ein. „Die Heilwirkungen der einzelnen Therapien bauen logisch aufeinander auf und ergänzen sich“, verrät mir Dr. Schachinger. „Die Vishesh-Synchronmassage im Speziellen ist eine Ganzkörperbehandlung, die mit verstärktem Druck von zwei Therapeutinnen durchgeführt wird. Sie regt die Gewebedurchblutung an und dient der Tiefenentspannung der Muskulatur.“ Und er hat nicht zu viel versprochen, eine Mischung aus warmem mit Heilkräutern angereicherten Ölen durchströmt meine Nase und meine Gliedmaßen. Die sanften Knetbewegungen der Therapeutinnen lassen mich schnell wegdösen.
Nach einer Stunde werde ich in den Nebenraum gebracht, wo bereits eine Badewanne mit 40 Grad warmem Thermalheilwasser aus der naheliegenden Dreikönigsquelle Haag auf mich wartet. „Wärmeanwendungen, wie das Thermalwannenbad, führen zum Öffnen feinster Körperkanäle und eignen sich hervorragend bei stressbedingten Erscheinungen und Altersbeschwerden“, erklärt mir Dr. Schachinger. In der nächsten halben Stunde lasse ich meinen Körper von dem schwefeligen Wasser sanft nähren. Nach einer köstlichen Couscous-Gemüse-Linsenpfanne mit Kräuterdip und Chutney zu Mittag steht Matra Basti auf dem Programm, ein nährender Öleinlauf, der das Vata-Dosha ausgleicht und mit Heilkräutern die Verdauungskraft ankurbelt. Danach bleibe ich noch ein wenig zugedeckt liegen, bevor die nächste und letzte Behandlung für diesen Tag ansteht: Marma. Und diese ist so schön, wie sie klingt. „An der Körperoberfläche befinden sich sogenannte Marma-Punkte, die den Energiestrom in unserem Körper lenken. Durch Stress oder Toxine können diese blockiert werden. Die Folge sind chronische, oft sehr schmerzhafte Krankheiten. Durch sanftes Berühren werden sie wieder aktiviert“, weiß Ayurvedaarzt Dr. Schachinger. Davor darf ich aber noch an einer erlesenen Auswahl an ätherischen Ölen schnuppern und mir mein Lieblingsöl aussuchen. Die 30 Minuten vergehen viel zu schnell, und danach fühlte ich mich tatsächlich viel frischer und energiegeladener. Diese Energie nutze ich sofort, um ein bisschen im angrenzenden Wald zu „baden“. Später im Bett merke ich, wie erstmals nach langer Zeit mein umtriebiger Geist zur Ruhe kommt.
Königin des Ayurveda
Am Mittwochmorgen werde ich von den Vögeln vor meinem Fenster geweckt. Neben meiner täglichen Marma- und Matra Basti-Behandlung komme ich heute in den Genuss der Pizzichilli – einer königlichen Synchronmassage. „Schauen Sie sich bei dieser Anwendung das Öl vor und nach der Behandlung an“, rät Dr. Schachinger. Ich bin gespannt, davor geht es für mich aber noch zum Frühstück. Hier empfängt mich Silvia schon mit einem warmen Getreidebrei samt Früchten und einem warmen Lächeln. Generell legt das gesamte Team rund um Dr. Schachinger eine warme Herzlichkeit an den Tag, wie man es selten wo sieht. Als ich in den Behandlungsraum komme, steht das klare Sesamöl schon in einem Topf bereit. Während alles vorbereitet wird, schließe ich meine Augen und lasse die Düfte auf mich wirken. Plötzlich merke ich, wie zwei Ölstrahle synchron langsam meinen Körper hinunterströmen und mich in warmes Sesamöl hüllen. „Durch die gleichmäßige Wärme des fließenden Öls werden die Toxine im Körper gelöst und durch angeregtes Schwitzen ausgeschieden“, erklärt mir Monika, eine der beiden Maharishi Ayurvedatherapeutinnen. Ich fühle mich wie im siebten Ayurveda-Himmel. Knapp zwei Stunden und sieben Liter Öl später zeigt mir Monika erneut das Sesamöl, das durch den eingetretenen Entschlackungsprozess milchig-weiß geworden ist.
Handy & Co sind tabu
Immer noch fasziniert geht es für mich zu Ernährungsberaterin Gudrun Sowa. „Beim Ayurveda geht es zunächst weniger darum, was man isst, sondern wann und wie man die Nahrung zu sich nimmt“, erklärt mir die Ernährungsexpertin. „So sind während des Essens Ablenkungen durch Handy & Co. sowie kalte Getränke tabu. Und auch Zwischenmahlzeiten sollten für einen guten Verdauungsprozess vermieden werden. Gleichzeitig sollte man aber nicht zu streng mit sich sein und den Nachmittagskuchen bei der Freundin bewusst genießen. Auch das ist Ayurveda.“ Bei der Abendsuppe komme ich mit den anderen Kurgästen und Frau Schachinger, der guten Seele des Hauses, ins Gespräch und merke, dass ich seit Langem wieder ganz in meiner Mitte bin.
Am vierten Tag ist für mich die Zeit gekommen, um Abschied von dem wunderschönen Haus und seinem herzlichen Team zu nehmen. Am Vorabend bespreche ich mit Dr. Schachinger die bevorstehenden Tage daheim. „Anstatt seine gewohnten Ess- und Alltagsroutinen prompt wieder aufzunehmen, ist es gerade in der ersten Woche wichtig, sanfte Schritte zurück in den Alltag zu setzen.“ Mein nun klarer Puls überrascht selbst den langjährigen Ayurveda-Arzt. Mein Geist ist wach und kristallklar, und wohl zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich in meinem Körper angekommen. Mit einem Herz voll schöner Erinnerungen, neuer Freundschaften und innerer Gelassenheit fahre ich nach Hause und weiß: Das war sicher nicht mein letzter Besuch im Hause soma.