Brigitte Kren: Ohne Drehbuch durchs Leben
Ein Rückblick auf das Leben der bekannten Schauspielerin.
Brigitte Kren bei "SOKO Donau". © ORF/Roman Zach-Kiesling
Die gebürtige Steirerin Brigitte Kren ist als Schauspielerin bis über die Landesgrenzen bekannt, besonders aus ihren TV-Rollen in „SOKO Donau“ und „Vier Frauen und ein Todesfall“. In ihrer gerade erschienenen Autobiografie blickt sie zurück auf ihr bewegtes Leben – ehrlich, offen und mit Schmäh.
Wir erreichen Brigitte Kren im Krankenhaus, wo Sie gerade wegen einer Corona-Infektion untergebracht ist. Doch selbst das kann den Humor und die Schlagfertigkeit der 71-Jährigen nicht trüben. Interview verschieben? Kommt gar nicht infrage. So sprachen wir über ihr gerade erschienenes Buch – eine Autobiografie. Nach Kindergarten-Missetaten in Bruck an der Mur und schönen Zeiten im steirischen Hügelland folgte der erste Bühnenauftritt in Linz.
Danach kamen wilde Jahre in Wien, wo sie zwar in ihrem vom Vater durchgesetzten Brotberuf als biomedizinische Analytikerin arbeitete – aber mehr nebenbei, denn sie steckte schon mit einem Bein in der Theaterbranche und agierte nachts als Szenewirtin. Auch Mutter wurde sie in dieser Zeit, ihr Sohn ist der heute bekannte Regisseur Marvin Kren. Die unzähligen Anekdoten aus der Gastronomiezeit und Einblicke hinter Theater- und Filmkulissen machen das Buch zu einer spannenden Lektüre, auch die Familie kommt darin nicht zu kurz. Im Interview kam aber vor allem Krens Humor zum Vorschein.

Brigitte Kren im Interview:
Wie sind Sie auf den Titel gekommen: „Und weiter geht die wilde Jagd“?
Brigitte Kren: Andere sagen „Immer nach vorne schauen“. „Und weiter geht die wilde Jagd“ ist unser Familienspruch: Es geht immer weiter.
Wie ist es Ihnen beim Schreiben ergangen?
Im Winter war ich in Thailand in einem Haus am Meer. Das hat mich beflügelt und ich habe angefangen, mit der Hand zu schreiben. Dabei bin ich einfach chronologisch vorgegangen, das hat mir geholfen, ich bin ja keine Literatin. In der Mitte habe ich mir wohl gedacht, mein Gott, die anderen nehmen Ghostwriter, warum mach ich das eigentlich allein? Aber ich habe dann einfach weitergeschrieben und es ist eigentlich peu à peu ganz gut gegangen.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt!
Das taugt mir. Wissen Sie, ich lese so gerne im Bett, bevor ich schlafe, da muss ich mich angesprochen fühlen. Und offenbar ist mir das gelungen.
Sie schreiben über verschiedenste Wegbegleiter:innen. Gibt es jemanden, der Sie besonders geprägt hat?
Beruflich gesehen Karl Welunschek. Er hat mir die Chance gegeben, überhaupt einmal aufzutreten in Wien. Nach meinem Schauspielunterricht hat er gesagt: „Du musst jetzt einmal raus auf die Bühne“. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken.
Sie beschreiben im Buch auch den schwierigen Spagat einer berufstätigen Mutter. Hat sich da in den letzten Jahrzehnten aus Ihrer Sicht vieles zum Positiven verändert?
Da ist schon noch sehr viel Luft nach oben. Maria Happel hat zum Beispiel erzählt, dass es im Berliner Ensemble früher in den Garderoben Kinderbetten gab – heute nicht mehr. Für Schauspielerinnen, die kleine Kinder haben, ist es wahnsinnig schwer: Wenn man nicht gerade eine Oma in der gleichen Stadt hat, ist es kaum zu stemmen, auch finanziell.
Brigitte Kren …



Sie beziehen im Buch auch Stellung zu gesellschaftspolitischen Themen wie etwa „Frauen zurück an den Herd“ (Tradwives-Bewegung). Wie ist Ihre Meinung dazu?
Ich bin ein bisschen traurig. Ich war zwar nicht direkt dabei, aber: Wozu haben wir in den 80ern unsere BHs verbrannt, wenn wir jetzt einen biedermeierartigen Rückschritt machen? Der ist natürlich auch von den Regierungen befeuert. Ich plädiere dafür, dass Frauen sich wieder auf ihre Eigenständigkeit besinnen und nicht mitspielen bei dem Blödsinn.
Sie bezeichnen sich im Buch auch als Teilzeit-Vegetarierin und Befürworterin der Klimaproteste. Waren Sie immer schon so umweltbewusst?
Zu meiner Schande ist das relativ spät gekommen. Ich habe immer gerne Fleisch gegessen. Aber einmal war am Schwedenplatz eine große Leinwand und es wurde gezeigt, wie die Tiere wirklich brutal in einen Schlachthof getrieben werden, das war für mich der Auslöser. Jetzt gönne ich mir nur mehr einmal pro Monat vom Fleischhauer ein Steak.
Sie zitieren ein Motto des Adels: „Wir sind nicht auf der Welt, um glücklich zu sein. Wir sind hier, um unsere Aufgaben zu erfüllen.“ Was ist Ihre Aufgabe?
Das klingt vielleicht blöd, aber ich glaube im Privaten: Helfen. Ich gehe sehenden Blickes durch Freundes- und Bekanntenkreise und begegne so auch Fremden. Und wenn ich das Gefühl habe, ich kann etwas machen, jemanden anrufen, dann mache ich das. Und beruflich: das Publikum nach bestem Wissen und Gewissen unterhalten und zum Lachen bringen. Bei meiner letzten Lesung haben die Leute wirklich zwei Stunden herzhaft gelacht, das taugt mir ur.
Brigitte Kren …



Sie haben sich trotz manchmal herausfordernder Zeiten Ihren Humor bewahrt. Haben Sie einen Tipp, wie das gelingt?
Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen. Ich liege jetzt deppert im Krankenhaus, aber ich muss selbst über mich lachen. Die Matratze hängt so durch, da habe ich in der Nacht ein Bild von der Wand genommen und es unter die Matratze gelegt – und es ist noch keiner draufgekommen. So habe ich zum ersten Mal schlafen können. In jeder unangenehmen Situation gibt es noch immer eine Stelle zum Lachen, die muss man eben suchen.
Darf ich das schreiben mit dem Bild oder ist das off-records?
Warum nicht? Die sollen sich bessere Matratzen kaufen. Die werden dann, wenn ich heimgehe, das Bild suchen und Jahre später unter der Matratze finden – da muss ich schon wieder lachen.
Biografien sind ja immer auch ein Stück Vermächtnis. Welche Botschaft möchten Sie den Lesenden mitgeben?
Ich denke, jede:r findet in jeder kleinen Geschichte die für ihn/sie passende. Aber wirklich wichtig ist, dass man sich aufbäumen soll gegen den Sicherheitswunsch der Eltern. Da muss man halt manchmal in den sauren Apfel beißen, weil das oft mit Streit verbunden ist oder mit finanziellen Einbußen. Talent bahnt sich immer den Weg. Aber man muss ja nicht unbedingt so viele Umwege gehen wie ich.

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Mehr über die Autorin dieses Beitrags:

Betina Petschauer ist Redakteurin bei der STEIRERIN und hauptsächlich für die Ressorts Genuss, Leben, Freizeit, Menschen und Emotion zuständig. Als Foodie zieht sich die Leidenschaft für Essen und Trinken durch alle Bereiche ihres Lebens. Daneben schlägt ihr Herz für Serien, Filme und Bücher, die sie in der Rubrik „Alltagspause“ auch regelmäßig rezensiert.