© Ingo Pertramer
Sie studierte noch Altgriechisch und Latein, als sie mit nur 23 Jahren mit ihrem Debütroman „Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“ gleich internationale Anerkennung fand. Seither hat sich der damalige „Jungstar“ aus St. Pölten als preisgekrönte literarische Größe etabliert. Vea Kaiser im Talk.
Vea Kaiser über das Schreiben und ihre Heimat
Begonnen hat alles in einem kleinen Dorf in Niederösterreich, wo sie bereits als Kind als „G’schichtldruckarin“ ihre Erzählkunst auslebte. Der Rest ist Geschichte: Ihre Romane wurden Bestseller, ihr Theaterstück „Die Argonauten“ am Wiener Rabenhof-Theater uraufgeführt, ihr zweiter Roman „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“, den sie in Buenos Aires schrieb, von der Stiftung Ravensburger Verlag als „bester Familienroman“ ausgezeichnet, ihr Debüt „Blasmusikpop“ kam 2023 auf die Bühne des Salzburger Landestheaters. Privat ist die zweifache Mutter leidenschaftliche Hobbyköchin sowie Rapid-Fan und „Frauli“ eines Jack-Russell-Terriers.
Vea, du betonst in Interviews oft deine Heimat …
Niederösterreich ist ein sehr vielfältiges Bundesland. Es hat viele inspirierende Seiten, hält aber auch genug bereit, an denen man sich abarbeiten kann.
Als einen inspirierenden „Säulenheiligen“ nanntest du einmal den kolumbianischen Literatur-Nobelpreisträger Gabriel García Márquez …
Márquez war mir früher sehr wichtig, das Interview, in dem ich ihn als „Säulenheiligen“ bezeichnete, ist etwa zehn Jahre alt. Momentan würde ich als wichtigen Einfluss lieber die austroamerikanische Schriftstellerin Vicki Baum nennen: Zum einen schrieb sie einen Hotelroman, der mich inspiriert hat, zum anderen war sie die erste Schriftstellerin, mit der ich in Berührung kam, die leidenschaftlich, gern und ungehemmt erzählte. Sie wurde früh mein Vorbild. (Anmerkung: Vicki Baums „Menschen im Hotel“ erschien 1929.)
Viele Autoren haben Autobiografisches in ihre Erzählungen verwoben. Wie viel Vea Kaiser steckt in deinen Romanen?
Tatsächlich habe ich bisher nur Romane geschrieben, die – wie es Romane so tun – erfundene Geschichten erzählen. Ich glaube, um einen guten Roman zu schreiben, muss man das, was man erzählt, nicht zwangsläufig erlebt haben, sondern mit ganzem Herzen nachempfinden und fühlen können. Und das kann ich zu 100 Prozent behaupten: dass ich die Dinge, die meinen Figuren passieren, entweder selbst empfunden habe, von ihnen träume oder sie fürchte. Autobiografische Anekdoten stecken natürlich auch in den Büchern, aber da sind eher meine Kolumnen der richtige Ort, um nach dem zu suchen, was ich erlebt habe. Die Romane erzählen mehr von dem, was ich fühlen kann.
Du hast zwei Kinder, schreiben Bücher und Kolumnen – wann und wo findest du dazu Zeit?
Wie alle anderen berufstätigen Mütter muss auch ich viel organisieren und planen, um alles, was ich tun will, mit dem, was ich tun muss, unter einen Hut zu bringen. Viel von dem, was ich gerne tun würde, muss dabei natürlich oft warten. Ich habe aber das große Glück, dass meine Kinder sehr gerne, viel und gut schlafen, ich wiederum mit sehr wenig Schlaf auskomme. Und es macht mir nichts aus, bis spät in die Nacht zu arbeiten: Ich liebe ja das, was ich tue, so sehr.
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