
KulturLangenlois: Geschäftsführerin Anna-Maria Grillmaier im Talk
Sie ist die jüngste Leiterin der KulturLangenlois GmbH
© Robert Herbst
Mit 29 Jahren ist Anna-Maria Grillmaier die jüngste Leiterin der KulturLangenlois GmbH. Wir haben mit ihr über ihre Leidenschaft für Kultur und ihren Beruf gesprochen.
Lust auf Kultur: Anna Grillmaier im Talk
Anna-Maria Grillmaier ist nicht nur die jüngste Leiterin der KulturLangenlois, sondern auch eine der wenigen weiblichen Geschäftsführerinnen des Niederösterreichischen Theaterfestes. Bereits seit März 2022 leitet die Langenloiserin das reine Frauenteam des Kulturbetriebs und fungiert als zentrale Schnittstelle zwischen den künstlerischen und wirtschaftlichen Bereichen. In ihrer bisherigen Laufbahn hat sie zahlreiche Projekte organisiert und begleitet – darunter Veranstaltungen wie die Operette Langenlois, das Literaturfestival Septemberlese, Kultur in Langenloiser Höfen, die Kammermusiktage Langenlois sowie der Kindermusicalsommer Niederösterreich.
Sie sind eine der wenigen weiblichen Geschäftsführerinnen im NÖ Theaterfest und die jüngste Leiterin der KulturLangenlois – Wie erleben Sie diese Rolle und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?
Anna-Maria Grillmaier: Die Rolle ist auf jeden Fall eine Herausforderung – aber keine negative. Meine Rolle verlangt täglich ein hohes Maß an Disziplin, Klarheit und Durchsetzungsvermögen. Besonders anspruchsvoll ist der Balanceakt zwischen einem empathischen, teamorientierten Führungsstil und der nötigen Entschlossenheit in Entscheidungen. Ein weicherer Führungsstil wird oft fälschlicherweise mit mangelnder Autorität gleichgesetzt, während klare Durchsetzungskraft schnell als „zu hart“ wahrgenommen wird. Diese Spannungen auszutarieren ist eine ständige Aufgabe. Was ich jedoch besonders schätze, ist der spürbare Wandel hin zu mehr Offenheit und Vielfalt – und wie erfüllend es ist, Ideen Realität werden zu lassen und gemeinsam mit meinem Team Projekte erfolgreich umzusetzen.
Haben Sie dieses Ziel schon immer verfolgt?
Nein. In meiner Jugend hätte ich nie gedacht, dass ich einmal in der Veranstaltungsorganisation lande – ich ging lange davon aus, dass ich in der Gastronomie oder im elterlichen Weingut Fuß fassen würde. Gleichzeitig haben mich Musik und Theater aber schon immer fasziniert. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass mein eigentliches Interesse – und vor allem mein Talent – in der Organisation liegt. Bei KulturLangenlois habe ich das große Glück, beides miteinander verbinden zu können: meine Begeisterung für kulturelle Inhalte und meine Stärke in der Planung und Umsetzung.
Was sind Ihre Aufgaben – und was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Teamwork makes the dream work! Ich bin keine Einzelkämpferin – im Gegenteil: Ich liebe es, im Team zu arbeiten, mich mit anderen auszutauschen und gemeinsam kreative Veranstaltungsformate und -konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Besonders schätze ich die enge Zusammenarbeit mit meinen „Bürodamen“ sowie die bereichernde Kooperation mit unserem erweiterten Team, das aus großartigen, engagierten Menschen besteht.
In meiner Funktion trage ich die Verantwortung für zahlreiche operative und strategische Bereiche: Von der Vor- und Nachbereitung sowie der Durchführung unserer Veranstaltungen über die Programmgestaltung in enger Abstimmung mit unseren künstlerischen Leiter:innen bis hin zur Umsetzung. Zudem bin ich für die Budgetplanung, das Fördermittelmanagement, Sponsoring und die gesamte Finanzpolitik zuständig. Auch die Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien, die Pflege der Medienbeziehungen und die Kommunikation mit der Öffentlichkeit gehören zu meinen Aufgaben.
Was inspiriert Sie persönlich am meisten in Ihrer Arbeit?
Was mich besonders inspiriert, ist mein persönliches Interesse und meine Leidenschaft für Kunst und Kultur. Ich bin der Meinung, dass man nur dann wirklich gute Arbeit leisten kann, wenn einen die Sache persönlich interessiert und Freude bereitet – ohne echtes Interesse fehlt auf Dauer die Leidenschaft, die es braucht. Mich erfüllt es jedes Mal aufs Neue, wenn ich sehe, dass unsere Besucher:innen eine gute Zeit haben, lachen, berührt sind oder einfach den Moment genießen.
Diese Energie nehme ich mit nach Hause – sie gibt mir unglaublich viel zurück und motiviert mich, mit noch mehr Herzblut an unseren Veranstaltungen weiterzuarbeiten. Gerade in den ruhigeren, oft etwas „trockeneren“ Planungsphasen ist genau dieses Gefühl mein Antrieb und meine Erinnerung daran, warum ich diesen Job so gerne mache.
Sie leiten ein reines Frauenteam. Welche Stärken ergeben sich daraus?
Genau, wir sind ein reines Frauenteam, in dem jede von uns ihre ganz persönlichen Stärken einbringt. Ich glaube, eine unserer größten Stärken – ganz unabhängig davon, dass wir ausschließlich Frauen sind – liegt darin, dass wir uns sowohl unserer Stärken als auch unserer Schwächen bewusst sind. Was hinzu kommt, ist, dass wir alle sehr harmoniebedürftig sind (lacht) und Probleme nicht lange aufschieben, sondern direkt und offen ansprechen. Wir unterstützen uns gegenseitig, geben Emotionen bewusst Raum und gehen sehr achtsam mit unseren individuellen Kompetenzen um. Dieses Miteinander ist in einem kleinen Team, besonders in oft sehr zeitintensiven Phasen, von entscheidender Bedeutung.
Als gebürtige Langenloiserin sind Sie Niederösterreich besonders verbunden – wie fließt Ihre Verbundenheit mit der Region in Ihre Arbeit und Ihre beruflichen Entscheidungen mit ein?
Ich bin in Langenlois aufgewachsen und habe die Stadt durch meine Auslandsaufenthalte noch mehr zu schätzen gelernt. Ich kenne die schönen Plätze und die Menschen hier sehr gut. Mir ist es besonders wichtig, nicht nur Tourist:innen das vielfältige Kulturprogramm in Langenlois zu präsentieren, sondern auch Veranstaltungsformate für die Einheimischen anzubieten. Es ist mir ein Anliegen, zu zeigen, was Langenlois selbst zu bieten hat – welche großartigen Musikgruppen, Autor:innen und Künstler:innen in der Gemeinde zuhause sind – und ihnen eine Plattform zu geben, um sich dem Publikum vorzustellen.
Meine persönliche Verbundenheit zum Weinbau bringt mit sich, dass ich bei unseren Veranstaltungen auch der Weinkultur eine Bühne bieten möchte. Alle unsere Veranstaltungen – von kleinen Hofkonzerten bis hin zu großen Events wie „Langenlois Blooomt“ oder der „Operette Langenlois“ – vereinen Wein und Kulturprogramm, wobei Regionalität für mich im Vordergrund steht. Wir arbeiten eng mit Winzer:innen aus der Region zusammen und setzen bei externen Dienstleistern konsequent auf lokale Partner.
Welche besonderen Highlights erwarten die Gäste in diesem Jahr in der „Operette Langenlois“?
Heuer feiern wir auch bei der Operette Langenlois 30. Geburtstag – und darauf freue ich mich sehr. Drei Jahrzehnte Operette in Langenlois sind keine Selbstverständlichkeit. Es braucht und brauchte viele Menschen, die an dieses Projekt glauben, sich mit Herzblut engagieren und kontinuierlich am Erfolg mitarbeiten. Besonders freue ich mich auf unser Jubiläumskonzert am 30. Juli, bei dem Künstler:innen auftreten werden, die in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits auf unserer Bühne gestanden haben – ein schöner Rückblick und gleichzeitig ein Ausblick auf das, was noch kommt.
Welche langfristigen Visionen haben Sie für die KulturLangenlois?
Ich wünsche mir, dass wir als KulturLangenlois Kultur nicht nur präsentieren, sondern aktiv mitgestalten: als Impulsgeber für die Region, als Ort der Inspiration und als Plattform für Menschen, die mitdenken, mitwirken und miterleben. Aber in die Zukunft können wir alle nicht blicken. Ich kann zwar nicht in die Zukunft blicken aber ich freue mich auf all die Herausforderungen, die noch kommen. Mit einer gesunden Portion Neugier, einem Augenzwinkern und viel Engagement nehme ich sie gern an.
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