Autorentalk mit Roman Klementovic
Der Autor erzählt uns über sein neues Buch "Tränengrab"
© René Kovacs
Thriller kann er, Pageturner, Hochspannung bis zur letzten Seite. So lesen sich die Vorab-Kritiken seines heiß erwarteten siebten Thrillers „Tränengrab“, der am 11. September erscheinen wird. Und tatsächlich ist Autor Roman Klementovic ein Meister subtiler Spannung, der uns mit einem kompromisslosen Blick in das Konstrukt Familie verstört und zugleich fasziniert zurücklässt.
Roman (nomen est omen) Klementovic ist im Marchfeld aufgewachsen, studierte Internationale Entwicklung, arbeitete im Marketing und bei Universal Music, bis er sich ganz dem Schreiben widmete und 2015 seinen Debütroman „Verspielt“ vorlegte. Sein Thriller „Immerstill“ (2016) wurde für die LandKrimi-Reihe von ORF und ZDF verfilmt, ebenso wird „Wenn das Licht gefriert“ als Film erscheinen.
Sie erzählen die Figuren und Handlungen Ihrer Geschichten sehr konsequent zu Ende, auch kleinste Details, wie ein Zettel am Boden, werden aufgelöst. Wie entstehen Ihre Plots? Am Reißbrett?
(schmunzelt) Ich überlege gerade, welche Szene das ist, in der ein Zettel auf dem Boden liegt. Schon öfter ist mir aufgefallen, dass ich dazu tendiere, Details aus meinen Geschichten zu vergessen.
Aber das stört mich nicht sonderlich, denn es hat einen entscheidenden Vorteil: Ich überrasche mich beim erneuten Lesen immer wieder selber. Aber zurück zur Frage: nicht wirklich auf dem Reißbrett. Ich überlege mir immer ein grobes Grundgerüst, bevor ich zu schreiben beginne. Außerdem habe ich eine klare Vorstellung davon, was am Ende passieren und wie sich der Showdown zutragen wird bzw. soll.
Dann beginne ich einfach zu schreiben. Die Vorabplanung fühlt sich für mich meist noch sehr leblos und mechanisch an. Erst mit dem tatsächlichen Schreiben der Geschichte beginnt meine Kreativität so richtig zu fließen, und es fängt an, Spaß zu machen.
Thriller Tränengrab
Als ich das Manuskript von „Tränengrab“ lesen durfte, ist mir das Sachbuch „Gierige Bestie“ des berühmten Kriminalpsychologen Thomas Müller eingefallen, der am Umschlag ein afrikanisches Sprichwort zitiert: „Suche den Feind im Schatten deiner Hütte.“ Auch Ihre Psychodramen spielen sich innerhalb von Familien ab …
In meinen Geschichten stehen keine Polizisten, Detektive oder sonstigen klassischen Ermittlerfiguren im Mittelpunkt, sondern Menschen, die im Alltag nichts mit Gewaltverbrechen oder Kriminalität zu tun haben. Die Gefahr kommt meist aus dem engeren Umfeld oder lauert wie in „Tränengrab“ sogar in den eigenen vier Wänden. Das ist es, was mich an Geschichten fasziniert. Da bekomme ich Gänsehaut!
Die Orte sind düster, verlassene Häuser, die von der Stadtflucht vieler Bewohner erzählen. Und auch dem Wald kommt eine besondere Bedeutung zu. Erinnerungen an Ihre Kindheit im Marchfeld?
Das Marchfeld war Schauplatz meiner beiden Thriller „Immerstill“ und „Immerschuld“ – in diesen habe ich die Region sehr überspitzt und düster dargestellt, weil es ja eben auch nicht meine Sicht auf das Marchfeld war, sondern die meiner Protagonisten.
In meinen übrigen Romanen habe ich mich für fiktive Regionen entschieden. Das hat aus meiner Sicht zwei Vorteile: Zum einen kann sich so jeder Leser und jede Leserin selber ausmalen, wo das sein könnte. Zum anderen kann ich mich bei der Beschreibung der Region voll austoben und so richtig kreativ dabei sein.
In meinen Geschichten stehen Menschen im Mittelpunkt, die im Alltag nichts mit Gewaltverbrechen zu tun haben. Die Gefahr kommt meist aus dem engeren Umfeld oder lauert sogar in den eigenen vier Wänden. Das ist es, was mich fasziniert, da bekomme ich Gänsehaut!
Roman Klementovic
Ihre Buchcover sowie die gebundenen Leseproben sind aufwendig gestaltet und stechen sofort ins Auge. Ein Expertenwissen aus Ihrer Zeit im Marketing?
In der Regel fragt mich der Verlag im Vorfeld, welche Vorstellungen ich zum Cover habe. Dieses Feedback wird dann an den Grafiker weitergegeben, der einige Entwürfe erarbeitet.
Diese Vorschläge diskutieren wir dann gemeinsam und einigen uns auf ein finales Cover. Es ist also ein gemeinschaftlicher Prozess, bei dem mir der Verlag aber immer sehr viel Spielraum ermöglicht, wofür ich sehr dankbar bin. Speziell das „Tränengrab“-Cover finde ich persönlich super gelungen.
Wird es einmal einen romantischen Klementovic mit einem echten Happy End geben?
Sag niemals nie! Aber aus heutiger Sicht würde ich sagen: unwahrscheinlich. Seit ich als Teenager den Film „Sieben“ gesehen habe, bin ich von Enden fasziniert, die einen schockiert und/oder nachdenklich zurücklassen.
Im Idealfall klappen meine Leser am Ende der Geschichte das Buch nicht einfach zu und legen es weg, sondern grübeln zumindest noch eine halbe schlaflose Nacht darüber.
Am 13. September starten Sie in Marchegg Ihre NÖ-Lesungen …
Ich freue mich wahnsinnig auf die Lesetour! Bis jetzt stehen knapp 40 Termine und weitere sind in Planung. Ich liebe es, meine Geschichten live vorzutragen, die Reaktionen des Publikums unmittelbar mitzubekommen und danach mit meinen Leserinnen und Lesern zu plaudern.
Alle Termine zu den NÖ-Lesungen finden Sie auf www.romanklementovic.at
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