
Vergangenheit und Zukunft in der Eden Bar – Das Interview.
Michaela Schimanko-Stiedl und Heinz-Rüdiger Schimanko im Gespräch
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Michaela Schimanko führte rund 25 Jahre die Wiener Eden Bar, heuer übergab sie das Zepter an ihren jüngeren Bruder. Neben Tradition, Qualität und Beständigkeit steht die Tür für Neues offen.
Seit über hundert Jahren geben sich Nachtschwärmer in der Liliengasse 2 die Klinke in die Hand. Das Lokal, das sich schon in den 1920er Jahren zur gefragtesten Adresse des Wiener Nachtlebens etabliert hat, wurde spätestens ab den 1970er Jahren zur Legende, als Heinz Werner Schimanko die Bar erwarb. Stets der gehobenen Gesellschaft verpflichtet, bleibt das Lokal bis heute die erste Adresse für Gäste mit Geschmack und Anspruch. Die Nachfolgerin und älteste Tochter des legendären Gastronoms, Michaela Schimanko-Stiedl, verabschiedete sich mit 2025 nach über zwei Jahrzehnten in den Ruhestand. „Mit 61 Jahren, nach 482 Beitragsmonaten und nach über 40 Jahren Tätigkeit war es für mich an der Zeit, an die jüngere Generation zu übergeben,“ so die Unternehmerin, die das Lokal bereits in den letzten 12 Jahren mit ihrem Bruder Heinz-Rüdiger Schimanko gemeinsam geführt hat.
Bereits 2001 übernahm Schimanko die Eden Bar von ihrem Vater, und blieb dabei der Erwartungshaltung des Publikums gerecht. Nach vielen Jahren der Mitarbeit kannte man sie bereits. „Die Gäste haben es sich so gewünscht, und ich habe die Bar in ihrem Sinne weitergeführt,“ so die ehemalige Geschäftsführerin im Gespräch. In den letzten fünf Jahren war die sympathische Wienerin zu den Kernzeiten selbst an der Tür anzutreffen – eine Freude für viele Stammgäste. Dass die Eden Bar mit ihrem Ruf als exklusives Spitzenlokal potenzielle Gäste auch abschrecken kann, weiß Schimanko: „Ich bin froh, dass sie diesen guten Ruf hat, aber ich kenne auch die Schwellenangst. Sie ist im Laufe der Jahre entstanden und ich habe versucht, sie zu senken, habe beispielsweise zwölf Jahre lang Theater gemacht. Aber Scheu muss man keine haben. Ich sage – fesch anziehen und kommen!“
Nachtleben im Umbruch.
Der Dresscode ist so legendär wie die Bar selbst. Unter Heinz Werner Schimanko galt die Krawattenpflicht, heute bleibt das Sakko die präferierte Eintrittskarte. Grundsätzlich gilt – ein gepflegtes Auftreten mit Stil ist Pflicht. Aber noch wichtiger, ganz im Sinne der Wiener Tradition, ist das gute Benehmen. „Nicht jeder kommt einfach so in die Bar,“ so Schimanko, die vor allem aus diesem Grund persönlich den Empfang der Gäste vornahm. „Man muss schon sondieren, denn Stil und Benehmen haben sich leider nicht zum Besten entwickelt. Die Höflichkeit im zwischenmenschlichen Umgang fehlt. Im ersten Jahr nach der Pandemie sind dann Leute oft abends in der Jogginghose aufgekreuzt. Da halte ich es mit Karl Lagerfeld und seiner Sicht auf das Kleidungsstück,“ schmunzelt die Unternehmerin und meint damit die oft zitierte Haltung des Modedesigners, dass das Tragen einer Jogginghose zu unpassenden Anlässen mit einem Kontrollverlust gleichzusetzen sei. „Vielleicht bin ich alt geworden und hänge den alten Regeln, aber es ist mir stark aufgefallen.“ Die Werte und Erwartungen potenzieller Gäste werden aber auch von modernen Entwicklungen geprägt. „Das Nachtleben hat keinesfalls an Glanz verloren, aber es hat sich geändert.“ Die von ihrem Vater etablierte „Auslage“ mit Fotos von Hollywoodstars und Stammgästen war „das Instagram der 80er Jahre. Aber ausschlaggebend waren die physischen, sozialen Kontakte, die sich durch die Sozialen Medien völlig geändert haben,“ gibt die 61-jährige zu bedenken. Aber nicht alle Gäste sind gleich – und genau deswegen ist die Eden Bar immer noch die wohl berühmteste Adresse der Inneren Stadt. „Es gibt auch sehr viele aus der jüngeren Generation, die sehr gut angezogen sind. Die Freude an der Bar wird auch bei den Stammgästen an die Kinder weitergegeben. – Familienfeste werden bei uns veranstaltet und die Kinder kommen automatisch dann selbst. Dennoch – jede Generation ist hungrig und muss das Rad neu erfinden.“
Wirtschaft und Weitblick.
Neu erfunden hat man sich in der Liliengasse 2 jüngst auch wirtschaftlich, um sich noch besser gegen wirtschaftlich turbulente Zeiten zu wappnen. Denn auch an so der beständigen Eden Bar gang die Corona-Pandemie nicht spurlos vorbei – die größte Krise der letzten Jahre war sie aber nicht. „Die beste Zeit wirtschaftlich gesehen hatten wir zuletzt Anfang der 2000er. 2008 kam dann die Finanzkrise, dann eine Baustelle direkt vor der Tür. Das war eine böse Kombination. Und dann kam natürlich die Pandemie.“ In dieser Zeit bangte man um das „Nachher“, und einigte sich schließlich auf eine zukunftsweisende Partnerschaft mit dem Immobilienkonzern Soravia. In Kombination mit einer behutsamen Revitalisierung sicherte man sich so 2022 einen gefeierten Neustart mit einem klaren Ziel: „Dass die Eden Bar noch weitere 100 Jahre besteht!“
Frauen in der Branche & Beständigkeit.
Was wohl ebenfalls noch eine Weile dauern wird, ist die Etablierung von mehr Frauen auf Gastgeberinnen-Ebene. Unter den Bar-Legenden finden sich noch wenige. „Im ersten Bezirk kann man die Frauen an einer Hand abzählen,“ so Schimanko im Gespräch und nennt hier Marianne Kohn von der Loos Bar und Gabi Gabriel von der Pianobar Bonbonniere. „Es ist eine harte Branche, man muss gut mit Männern umgehen können.“ Negative Erfahrungen hat Schimanko selbst als Frau nicht gemacht, und verdankt dies dem Status als Eigentümerin. Als Geschäftsführerin und Arbeitgeberin setzte sie stets auf Beständigkeit im Team: Wir haben eine konstante Crew, mit Mitarbeitern die teilweise über 20 Jahre bei uns sind. Unser Oberkellner Herr Peter war 40 Jahre lang dabei, jeder hat ihn gekannt.“ Auch Barchef William Martinez ist seit 20 Jahren mit dabei und in seiner Funktion der Nachfolger von Michaela Schimanko.

Wie es weiter geht.
Als Eigentümer und Geschäftsführer ist ihr jüngerer Bruder Heinz Rüdiger Schimanko nun am Zug. Jüngst öffnete dieser die Eden Bar für spannende Veranstaltungen wie etwa die „Nacht der Wiener Barkultur“ von TopSpirit und den „Mindful Women’s Circle“ von Coach und Moderatorin Shadi Pouyazadeh-Schmidt. Nach der Renovierung der Bar vor zwei Jahren wurde die Theke erneuert, die Originaltheke aus den 70er Jahren soll nun eine neue Funktion bekommen und in Zukunft für Eden-Caterings eingesetzt werden. Man spiele auch mit dem Gedanken, neue Geschäftsfelder zu eröffnen, wie etwa die Marke Eden in exklusiven und hochwertig produzierten Merchandise Artikel umzusetzen, oder eventuell eine internationale Benchmark zu etablieren. Man will das legendäre Lokal also für die angepeilten nächsten hundert Jahre zukunftsfit machen.
Auch auf Social Media ist die Bar nun anzutreffen. „Ich weiß, dass es wichtig ist, hier mit der Zeit zu gehen – deswegen habe ich mir Unterstützung in diesem Bereich geholt,“ erzählt Schimanko, der selbst gerne außerhalb der digitalen Sphären aktiv ist. „Manchmal komme ich nach Hause, und lasse das Smartphone einfach für zwei Tage im Smoking,“ so der sympathische Gastgeber, der seine Zeit am liebsten der Familie widmet. Seine Kinder im Volksschulalter sind bereits gerne mit dabei und interessiert, wenn es um die Bar und die Arbeit dahinter geht. Unter seiner Führung bleiben die ursprünglichen Werte der Eden Bar, unter welchen gutes Benehmen einer der Grundpfeiler ist, weiterhin tonangebend. „Wir werden immer dafür sorgen, dass sich die Gäste – und ganz besonders die Damen – in Sicherheit und geborgen fühlen.
Währenddessen blickt Schwester Michaela Schimanko-Stiedl zufrieden auf die Arbeit zurück und entspannt in die Pension. „Mein größter Lohn war es immer, wenn die Gäste glücklich hinaus gehen und sagen – danke es war die schönste Party meines Lebens! Private Wünsche zu erfüllen, schöne Feste möglich zu machen, das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht!“ Im Wiener Speckgürtel gilt es nun „die Pension nett zu gestalten,“ schmunzelt die Barchefin. Mit zwei Bienenvölkern startete sie einen Imkerkurs, und genießt die Ruhe außerhalb Wiens. „Früher hat man mich gefragt was ich da draußen will, heute werden alle ehrfürchtig!“