Hannelore Kirchner
Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung bleibt „The Sound of Music“ ein fester Bestandteil der internationalen Film- und Fernsehprogramme. Seine anhaltende Anziehungskraft liegt in seinen universellen Themen Liebe, Familie und Streben nach Freiheit. Mehr als 350.000 Menschen kommen Schätzungen zufolge jährlich nach Salzburg, um die Drehorte und Lebensstationen der Familie Trapp zu besichtigen.
Elisabeth von Trapp, die Enkelin von Maria und Georg von Trapp, lebt in Vermont und ist Sängerin. Als Zehnjährige hat sie ein ganzes Jahr in Parsch verbracht und dort die Volksschule besucht. Mit der Stadt Salzburg verbindet sie: „Musikstunden, Dirndlkleid nähen und kochen“, so Elisabeth von Trapp. Wir haben sie getroffen und uns über ihr Leben, ihre Leidenschaft zur Musik und den Film „The Sound of Music“ unterhalten.
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Frau Elisabeth von Trapp, wie fühlt es sich an, Teil der Von-Trapp-Familie zu sein? Wie sehr hat Sie Ihre Familiengeschichte geprägt?
Elisabeth von Trapp: Ich erinnere mich an meine Kindheit, meine Mutter Erika und meine Tanten haben Dirndl getragen. Wir haben viel Österreichisch gesprochen und zudem bekamen zum Einschlafen Märchen vorgelesen. Ich ging als Jugendliche in die Salzburger Annahof-Schule und schneiderte mein erstes Dirndl. Geprägt hat mich aber der Familiengesang. Von klein auf haben wir immer viel miteinander gesungen. Durch meine Leidenschaft zur Musik bin ich dann selber Sängerin geworden. Die Geschichte meiner Familie hat mich durchaus geprägt, ich schätze meine Vorfahren sehr und es gibt meiner Persönlichkeit außerdem eine gewisse Tiefe.
Meine Großmutter hatte das Talent, Menschen zu begegnen und mit ihrer Geschichte zu berühren
Elisabeth von Trapp
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Großmutter Maria von Trapp?
Meine Großmutter war eine starke Persönlichkeit. Sie war sehr belesen und an vielen Dingen interessiert. Sie hatte zudem das Talent, Menschen zu begegnen und mit ihrer Geschichte zu berühren. Ihre Begabung war es, so spannend zu erzählen, dass es so still war und man beinahe eine Nadel hätte fallen hören können.
Gibt es ein Lied aus „The Sound of Music“, das Ihnen besonders am Herzen liegt? Wenn ja, warum?
Es gibt tatsächlich zwei Lieder, die ich sehr mag. Zum einen „Something good“. Es ist eines meiner liebsten Liebeslieder und „Edelweiß“. Beide Liedtexte berühren mich einfach.
Warum glauben Sie hat „The Sound of Music“ auch nach 60 Jahren noch eine so starke Wirkung auf die Menschen weltweit?
Würde ich mir den Film ansehen, ohne mit der Familie Trapp verwandt zu sein, würde er mich ebenfalls so berühren. Es ist ergreifend, wie sich der Vater um seine Kinder kümmert und sie zudem sehr behütet. Man kann sehen, wie das gemeinsame Singen eine natürliche Verbindung innerhalb der Familie aufbaut. Ich habe das selber mit meinem Vater zu Hause erlebt. Deswegen singe ich und Musik bedeutet mir viel. Die Geschichte der Familie und die Liebe zur Musik werden im Film außerdem sehr gut transportiert.
Es gibt im Film zudem zwei große Lieben – einmal die Liebesgeschichte von Maria und Georg. Maria war Novizin im Benediktinerkloster Nonnberg und hat ihre Berufung als Nonne für die Liebe zu Georg aufgegeben. Und andererseits die Liebe zu den Kindern. Es sind einfach viele Aspekte im Film, von denen sich die Menschen etwas für sich selber mitnehmen können.
Welche Botschaft aus dem Film halten Sie heute für besonders relevant?
Im Film sagt die Äbtissin zu Maria: „Du hast eine große Fähigkeit zu lieben. Du musst herausfinden, wie Gott möchte, dass Du Deine Liebe verbreitest.“ Diese Botschaft ist nicht unbedingt religiös zu betrachten, sondern es ist für jeden Menschen zutreffend, egal woran er glaubt oder nicht. Wir sollten authentisch sein und unserem Herzen folgen.
Was hätte Ihre Großmutter Maria von dem anhaltenden Erfolg von „The Sound of Music“ gehalten?
Es hätte sie sehr gefreut. Es war ihre Geschichte und sie wollte ein Teil des Entertainments sein. Die anderen aus ihrer Familie waren zwar auch auf der Bühne, aber sie lebten eher privat und zurückgezogen, auch aufgrund des aristokratischen Hintergrunds. Maria von Trapp war vom Charakter einfach anders und man hat das auch gespürt. Sie war innovativ und hat Leute zusammengebracht und vernetzt. Ohne sie wäre „The Sound of Music“ sicher nicht so bekannt geworden.
Wie sehen Sie die Zukunft des Films ?
Es gibt nicht viele Filme, die so viele unterschiedliche Aspekte wie Romantik, Geschichte und die unglaublich schöne Szenerie, wie sie in Salzburg ist, vereinen. Der Film ist einfach eine Institution. Er ist ein Stück Kunst, der für sich alleine steht. Ich bin daher davon überzeugt, dass der Film auch in Zukunft so erfolgreich sein wird.
MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS
Elisabeth Trauner ist Redakteurin von Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.