Krimiautorin Andrea A. Walter

Mord ist ihr Hobby: Autorin Andrea A. Walter im Interview

Die "Niederösterreicherin des Jahres" über ihre Liebe zum Schreiben

8 Min.

© Georg Bischof

… und auch ihr Beruf! Krimiautorin Andrea Walter begeistert mit ihren Geschichten eine große Fangemeinde. Die „Niederösterreicherin des Jahres 2025“ im Interview.

Autorin Andrea A. Walter über ihre Leidenschaft zum Schreiben

Mit ihrem Psychothriller „Deine Wahrheit ist der Tod“ feierte Andrea Walter 2022 ihr Autorinnen-Debüt. Heute ist die Niederösterreicherin eine erfolgreiche Krimiautorin, die mit ihrer bekannten „Horvath-Reihe“ quer durch Österreich und Deutschland tourt – und obendrein auch noch angehenden Schreibprofis dabei hilft, Geschichten zu verfassen und im Business Fuß zu fassen. Wir haben mit Andrea Walter, die beim Niederösterreicherin Award 2025 nicht nur zur Gewinnerin der Kategorie „Kunst & Kultur“, sondern auch zur „Niederösterreicherin des Jahres“ gekürt wurde, über ihre Liebe zum Schreiben, ihre Inspirationsquellen und ihre beruflichen Ziele gesprochen. 

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Geschichten begleiten mich seit meiner Kindheit. Meine Mutter sagt immer, ich sei quasi schreibend auf die Welt gekommen – und tatsächlich habe ich schon als Kind angefangen, kleine Texte zu verfassen. Worte und Geschichten waren schon immer mein Zuhause, aber bis zum ersten Buch hat es dann doch ein paar Jährchen gebraucht.

Und wie  bist du dann zur Autorin geworden?

Alles begann mit einem Psychothriller-Manuskript in der Schublade. Zwei Jahre lag „Deine Wahrheit ist der Tod“ dort, weil ich mich von den Erzählungen, wie schwer es sei, als unbekannte Autorin einen Verlag zu finden, einschüchtern habe lassen. Erst durch meinen damaligen Coach und heutigen Trainingspartner habe ich den nächsten Schritt gewagt. Zunächst habe ich im Selbstverlag veröffentlicht und war damit sehr erfolgreich in Österreich und Deutschland. Ein Jahr später sind Verlage auf mich zugekommen und ich durfte nicht nur für „Deine Wahrheit ist der Tod“ einen Autorinnenvertrag unterschreiben, sondern auch für die ersten beiden Bände meiner Krimireihe.

Wie sieht ein typischer Schreibprozess bei dir aus?

Wenn ich eine Idee habe, bin ich sofort aufgeregt und fange an, die Geschichte zu plotten. Dann kann ich an nichts anderes mehr denken. Der restliche Schreibprozess besteht aus Deadline-Stress und viel zu viel Tiefkühlpizza und Schokolade. Ich nasche mich durch jede Phase und schiebe alles gerne bis zum letzten Drücker vor mir her. Aber sobald ich schreibe, bin ich voll und ganz in der Geschichte drin. Und irgendwie entsteht aus all dem Chaos am Ende doch wieder ein Buch.

Du schreibst auch unter dem Pseudonym Fanny Svoboda – wie ist das entstanden?

Unter meinem richtigen Namen, Andrea Walter, schreibe ich Psychothriller, damit hat alles begonnen. Meine Krimireihe dagegen ist durch ihren schwarzen Humor, den Sprachstil und die ganze Tonalität etwas völlig anderes. Um diese beiden Welten klar zu trennen, habe ich ein Pseudonym gewählt. „Svoboda“ bedeutet Freiheit – und genau die nehme ich mir heraus. Die Freiheit, das zu schreiben, was ich schreiben möchte, und zwischen zwei Genres zu wechseln.

© Georg Bischof
© Georg Bischof

Deine Bücher sind bekannt für ihre interessanten Charaktere – wie entstehen diese? 

Meine Figuren tauchen ganz plötzlich in meinem Kopf auf, wie neue Bekanntschaften, die man zufällig macht. Manche bleiben, manche verschwinden wieder. Mit manchen entwickelt sich etwas ganz anderes, als ich anfangs gedacht hatte, weil sie sich im Laufe des Schreibens selbst neu erfinden. Das ist fast wie im echten Leben. Beim Kennenlernen ahnt man auch nicht immer gleich, wer einem wirklich wichtig wird, wer überrascht oder wer vielleicht ganz anders ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Niederösterreich, allen voran die Wachau, spielt eine große Rolle in deinen Geschichten, warum? 

Ich lebe mein ganzes Leben in der Wachau und liebe diese Landschaft. Die Weingärten, die Burgen, die Donau. Das alles lässt unglaublich viel Raum für Fantasie, vor allem, wenn man sich fragt, was wohl hinter den bunten, blumenberankten Fassaden lauern könnte. Die Wachau ist idyllisch, und genau das macht sie zum perfekten Schauplatz für dunkle Geschichten. Den einen oder anderen echten Kriminalfall hat es hier übrigens auch schon gegeben, ich denke da nur an Elfriede Blauensteiner. Meine Liebe zur Heimat und unserer Sprache spielt also eine große Rolle, auch wenn ich in meinen Büchern regelmäßig Einheimische zur Strecke bringe.

Welches deiner eigenen Bücher ist dein absolutes Lieblingsbuch?

Am meisten hängt mein Herz sicher an „Deine Wahrheit ist der Tod“, meinem Psychothriller-Debüt. Damit hat alles begonnen. Es war mein Sprung ins kalte Wasser als Autorin, und ohne dieses Buch gäbe es den ganzen Rest nicht. Aber ehrlich gesagt ist es so, dass jedes aktuelle Schreibprojekt mein Lieblingsbuch ist. Sobald ich mittendrin bin, denke ich: Genau das hier ist das Beste, was ich je geschrieben habe. Und vielleicht muss das auch so sein, sonst könnte man die Energie gar nicht aufbringen, ein Buch zu Ende zu bringen. Rückblickend liebe ich alle meine Bücher für das, was sie mir ermöglicht haben: das eine den Anfang, das andere die größte Lesetour, und wieder ein anderes neue, verrückte Figuren. Es ist ein bisschen wie mit meinen Kindern – alle sind unterschiedlich, aber lieben tue ich sie alle gleich.

Du trainierst auch angehende Autorinnen und Autoren – wie ist das entstanden?

Als ich angefangen habe, hätte ich mir ehrliche und klare Informationen gewünscht. Vieles musste ich mir mühsam selbst zusammensuchen. Gerade in meiner Zeit als Selfpublisherin habe ich Fehler gemacht, aus denen ich enorm viel gelernt habe. Genau dieses Wissen möchte ich heute weitergeben, damit andere Autorinnen und Autoren nicht dieselben Umwege gehen müssen. Gemeinsam mit meinem Coach, der mir damals selbst wichtige Werkzeuge gezeigt hat, bieten wir Trainings an, in denen ich meine Erfahrungen teile – offen, ehrlich und praxisnah. Mir ist wichtig, dass angehende Autorinnen und Autoren die Unterstützung bekommen, die ich mir früher gewünscht hätte.

Und wie sehen solche Trainings aus?

Die Trainings von meinem Team und mir sind sehr vielseitig und richten sich nicht nur an Autoren und Autorinnen. Es gibt Gruppentrainings, systemische Buchaufstellungen, aber auch Einzelcoachings für Persönlichkeitsentwicklung. Alle Trainings finden an den schönsten Plätzen in der Wachau statt, können bei Bedarf aber auch online abgehalten werden. Besonders beliebt sind meine Schreibworkshops. Ein allgemeiner Workshop übers Schreiben, dann ein spezieller Krimi-Workshop „Kill your Darlings“, in dem ich zeige, wie man nicht nur literarisch Spannung aufbaut, sondern auch die Spannung in sich selbst herauskitzelt, und ein Format, das mir persönlich sehr am Herzen liegt und mich sehr erdet: „Schreiben, spüren, sein“, das achtsame Schreiben. Damit beschäftige ich mich schon seit Jahren und praktiziere es auch privat. Es geht dabei darum, Schreiben als einen bewussten, klärenden Prozess zu erleben, der weit über Technik hinausgeht.

Was rätst du anderen, die auch Bücher schreiben und Geschichten erzählen wollen?

Mein wichtigster Tipp: Einfach anfangen. Schreiben, loslegen, ausprobieren. Schreiben ist immer auch ein Stück Mut. Sich zu zeigen, seine Stimme hörbar zu machen. Und es lohnt sich. Denn es gibt nichts Schöneres, als irgendwann das eigene Buch in den Händen zu halten.

Welche Fehler sollte man beim Schreiben auf jeden Fall vermeiden?

Viele lassen sich vom negativen Mindset anderer entmutigen. „Das ist doch unmöglich“, „Davon kann man nicht leben“, „Das schafft eh keiner“. Wer ein Buch schreiben will, muss irgendwann einfach loslegen. Gleichzeitig braucht es, wenn man das Ganze professionell betreiben möchte, auch ein gewisses Maß an Handwerk und Respekt vor dem Buchmarkt. Ein Cover, das in Word gebastelt ist, oder ein Text ohne Lektorat haben dort keine langfristige Chance. Wichtig ist das gesunde Mittelmaß. Genug Perfektion, um Qualität zu sichern, aber auch die Freiheit, Fehler zu machen und seinen eigenen Weg zu gehen. Und vor allem Leidenschaft, denn die trägt einen weiter als alles andere.

Auf welche zukünftigen Projekte dürfen sich deine Leserinnen und Leser demnächst freuen?

Aktuell bin ich auf „Sonnwendmord“-Tour. Im Februar 2026 erscheint dann der dritte Band meiner Horvath-Reihe, begleitet von der nächsten Lesetour. Außerdem steht ein neues Psychothriller-Projekt in den Startlöchern, und auch am vierten Teil der Horvath-Reihe wird schon gearbeitet.

Gibt es berufliche Ziele, die du selbst noch für dich gesteckt hast?

Mein größtes berufliches Ziel ist eigentlich ganz simpel: Ich möchte meinen Leidenschaften folgen. Ich will Projekte machen, die mich begeistern, Menschen treffen, die mich inspirieren, und Geschichten schreiben, die mir selbst unter die Haut gehen. Für mich bedeutet Erfolg nicht, möglichst viele Boxen abzuhaken, sondern frei zu bleiben und meinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn er manchmal unkonventionell ist. Ich mag es, in meinem eigenen Rhythmus zu arbeiten, mit Lust statt mit Druck. Und genau das möchte ich mir bewahren: Die Freiheit, das zu tun, was sich für mich richtig anfühlt.

© Emons Verlag

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