Influencerin Linda Lime mit Selfie-Ring-Licht

Linda Lime: Die erfolgreiche Influencerin im Interview

Mit mehr als 1,6 Millionen Followern ist sie eine der bekanntesten Influencerinnen Österreichs

8 Min.

© Elias Kaltenberger

Linda Lime aus Obritzberg im Mostviertel ist mit mehr als 1,6 Millionen Followern eine der bekanntesten Influencerinnen Österreichs und eine begeisterte Botschafterin ihrer niederösterreichischen Heimat, deren schönste Plätze sie voll Stolz präsentiert.

Emotionen teilen: Linda Lime im Talk

Linda Baier, in den sozialen Medien bekannt unter „Linda Lime“, war engagierte Lehrerin für Englisch und Sport. Als im ersten Lockdown 2020 die Schulen geschlossen wurden, begann sie Content auf TikTok, der Social-Media-App, auf der viele Jugendlichen ihre Freizeit verbringen, zu erstellen. Mit Comedy, Spaß und Abenteuer, aber auch mit pädagogischen Themen, wie Geschwisterliebe, Ehrlichkeit und Dankbarkeit, begeisterte sie ihre Zuseherinnen und Zuseher. Doch das war nur der Beginn einer beachtlichen Erfolgsstory …

Linda, wie schwer ist es dir gefallen, deinen Beruf als Lehrerin aufzugeben?

Sehr schwer! Es war eine der schwierigsten Entscheidungen meines Lebens. Seit ich zehn Jahre alt war, wollte ich Lehrerin werden und in die Fußstapfen meiner Mutter, die auch Englisch und Sport unterrichtet, treten. Im Lockdown postete ich zu Beginn drei bis vier Videos pro Tag. Diese zu drehen, zu planen und zu veröffentlichen, war viel Arbeit. Ich arbeitete rund um die Uhr, und musste mich entscheiden: Bleibe ich im „sicheren Boot“ als Lehrerin oder entscheide ich mich für einen ganz neuen, ungewissen Weg, den hauptberuflich vor mir erst wenige gegangen sind.

Am letzten Schultag vor den Ferien bin ich aus der Schule gegangen, und mein Freund, der bereits seit Jahren selbstständig ist, sagte zu mir: „So, jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“ Er wusste, wie sehr man über sich hinauswachsen muss, um in der Selbstständigkeit erfolgreich zu sein – und er hatte recht! (lacht). Auch wenn ich in den ersten Monaten mit Situationen konfrontiert war, in denen ich oft meine Komfortzone verlassen musste, habe ich bis heute meine Entscheidung, den „neuen Weg“ zu gehen, nie bereut. Ich führe heute ein abenteuerreiches, selbstbestimmtes Leben, welches ich mir früher nie erträumt hätte – auch wenn der Job auch Schattenseiten hat …

Groß, blond, sportlich und immer voll Energie, bist du prädestiniert, wie ein schöner Wirbelwind durch die Medien zu fegen. Wie hast du eigentlich die Liebe zu deinem neuen Beruf als Influencerin entdeckt? 

Um ehrlich zu sein, habe ich es bereits als Kind geliebt, kreative Projekte mit meiner Schwester und Freundinnen umzusetzen. Damals haben wir uns die Filmkamera meiner Mutter geschnappt und „Bibi und Tina“ nachgefilmt. Weil ich sehr groß bin, wollte ich als Jugendliche Model werden, wusste aber, dass es nur ganz wenige schaffen.  Also habe ich mich ganz auf mein zweites „Talent“, mit Kindern zu arbeiten, konzentriert. Sie kamen irgendwie immer magnetisch zu mir, ich verstand sie und wusste, wie ich sie begeistern kann.

Deshalb schoss auch mein TikTok-Account wie ein Schwammerl aus der Erde, weil ich die junge Generation liebe, Emotionen mit ihnen teile, und sie als Freundin unterhalten möchte. Ich war auch ein Jahr als Austauschschülerin in den USA, diese spannende Zeit habe ich damals bereits mit einer kleinen Kamera mitgefilmt. Naja, danach musste alles geschnitten werden, weshalb ich mich bereits 2012 mit Schnittprogrammen auseinandersetzte. Ich merkte damals schon, dass nur Emotionen die Menschen zum Schauen bewegen. Dass meine Liebe, neue Dinge und Orte zu entdecken, und diese Erfahrungen zu teilen, später mal mein Beruf werden würde, hätte ich damals niemanden geglaubt. (lacht)

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Mit über 1,6 Millionen Followern trägst du als Vorbild auch eine große Verantwortung für deine Videos. Hattest du zu Beginn auch Zweifel oder Ängste?

Diese Verantwortung war mir von Anfang an bewusst, denn als Lehrerin habe ich eine pädagogische Ausbildung und ein starkes Wertebewusstsein. Ich fragte mich bei jedem Video: „Bringt es meinem Gegenüber etwas Positives?“ „Dürfte dieses Video auch die ganze Welt sehen?“ Vor mir hatte ja noch keine Lehrerin so viele Kurzvideos online veröffentlicht! Doch meine Schülerinnen und Schüler fanden es cool, mit ihrer Lehrerin auch in ihrer Freizeit online Abenteuer, wie Zipline-Ausflüge, gemeinsames Kochen im Livestream, usw. erleben zu können – und hatten noch mehr Respekt und Freude am Unterricht. Auch meine Direktorin stand immer stärkend hinter mir. Ja, ich hatte schon Zweifel, ob ich durch die Erstellung von Videos leben kann.

Aber wenn ich mir was vornehme, dann mache ich das mit vollem Herzen. Ich habe den ganzen Sommer intensiv gearbeitet und bereits im ersten Monat mehr verdient wie in meinem Beruf als Lehrerin – es war verrückt! Heute habe ich zwei Mitarbeiterinnen und ein tolles Team, das mich bei meinen Videodrehs in ganz Österreich unterstützt und mir bei der Aufbereitung des Contents hilft. Ohne sie könnte ich längst nicht mehr so viele Aufträge annehmen.

Ist es nicht auch ein großer Druck, ständig präsent und mitreißend gut gelaunt zu sein?

Ja und nein. Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch, spüre eine tiefe Lebensfreude und Begeisterung, die ich gerne mit meinen Mitmenschen teile. Mich trifft man immer mit einem Lächeln im Gesicht – so war ich schon immer, deshalb fällt es mir leicht, meine Zuseher mitzureißen. Der Druck des ständigen Postens überfordert jedoch auch mich manchmal, denn unsere Welt dreht sich immer schneller. Posting-Termine und Abgaben müssen eingehalten werden, und ja, jeden Tag stehe auch ich nicht gerne vor der Kamera. 2023 war ich einmal stark überfordert, das hat mich gelehrt, mehr auf meinen Körper zu hören, und auch einmal „nein“ zu sagen. Heute weiß ich, wie viele Drehs gut sind und was mir zu viel ist …

Wie viel Zeit investierst du in Content-Produktion und Community-Management?

Sehr viel! Oft bin ich für ein oder zwei Videos mehrere Drehtage unterwegs. Am Ende teile ich dann meine persönlichen Erfahrungen mit meinen Communities. Sie speichern sich das Video direkt ab und/oder fahren auch hin, um das Hotel oder das Abenteuer zu erleben. Täglich bin ich viele Stunden beschäftigt, die Videos zu schneiden, Kommentare zu beantworten und Drehs zu planen. Ich habe mich auch bewusst gegen ein Management entschieden, da mich keiner so gut vertreten kann, wie ich mich selbst. Ich möchte mit den Kunden persönlich sprechen, schätze den Kontakt, und lerne aus jeder Zusammenarbeit viel Neues. 

Als Pädagogin hast du sogar eine TikTok-Schule gegründet. Wird genug getan, um die Kids und Jugendlichen auf den diversen Plattformen zukunftsfit zu machen?

Jein! Von den Schulen und den Plattformen selbst wird bereits einiges getan, der österreichweite Verband „EthicalAds“ schult die Influencerinnen, digitale Werberechte einzuhalten, und Eltern werden immer mehr sensibilisiert, darauf zu achten, was ihre Kinder konsumieren. Aber das ist noch nicht genug! Es wäre so wichtig, Schulungen, Projekte und praktische Übungen voranzutreiben, wie sich Trends und Technologien entwickeln. Ich arbeite tagtäglich in der digitalen Welt, und mir macht es manchmal Angst, wie sehr man dranbleiben muss, um nicht ins Abseits geschossen zu werden.

Du zählst namhafte Hotels zu deinen Kunden. Wie gestaltest du deren Content?

Ich achte darauf, das Hotel in all seinen Facetten zu zeigen. Weil ich in einem 1,20 Minuten – Video nicht alles im Detail beschreiben kann, teile ich meine ganz persönlichen Highlights, denn jedes Hotel hat sich unglaublich viele Gedanken zu ihren Räumen und Aktivitäten gemacht. Mit den Hoteltests habe ich 2018 begonnen, heute bin ich jeden Monat in ein, zwei Hotels, um ein umfangreiches Bild ihres Angebots zu zeichnen. Die „Hoteltester-Videos“ sind meist Evergreens, die über mehrere Jahre hinweg urlaubs- und reisefreudigen Zusehern abgespielt werden. 

Was bedeutet deine Heimat für dich?

In Niederösterreich bin ich geboren, hier bin ich aufgewachsen und hier möchte ich auch meine Familie gründen und großziehen. Ich liebe NÖ! Meine vielen Reisen erinnern mich immer wieder, wie schön unser Bundesland ist. Ich schätze hier am meisten unser Trinkwasser, die Traditionen, unsere schönen Plätze wie die Wachau, den Dunkelsteinerwald, die Voralpen mit dem Semmering, der Rax, der Buckligen Welt – uuuund die Heurigen (lacht)! Ja, ich fühl mich hier richtig Zuhause und wohl. 

Gibt es auch für dich mal Digital Detox?

Ja, aber nur selten. Urlaub ist für mich, wenn ich mein Handy eine Woche zur Seite lege. Ich bin dann auf einer Berghütte – ohne Internet. Da ich sehr traditionell bin, ist Sonntag immer mein „offline-day“. Dieser Tag ist mir heilig, da versuche ich abzuschalten, denn sonst bin ich ja sechs Tage die Woche intensiv in der digitalen Welt. Ich rate also jeder und jedem, das Handy für mehrere Stunden bewusst wegzulegen und Detox zu machen.

Die TikTok Schule

Das Buch "Die TikTok Schule" von Linda Lime
© edition a

Lindas Ratgeber für die TikTok-Welt
2023 erschienen bei edition a 

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