Romana Maria Jäger

Künstlerin Romana Maria Jäger alias „ro.jo“ im Interview

„Muss ich mich definieren, um zu sein?"

4 Min.

© ro.jo

Bei der Art Session der „Artfriends Austria“ in den Hallen eines alten Fabriksgebäudes in St. Pölten setzt sich die Multimedial-Künstlerin Romana Maria Jäger alias „ro.jo“ erneut mit dem Thema Mann/Frau auseinander. Wir haben die Künstlerin zum Interview getroffen.

Romana Maria Jäger spielt mit den Klischees der Geschlechter

Bereits in ihrer vielbeachteten Bierdeckel-Aktion machte die Künstlerin darauf aufmerksam, dass Noah auf seiner Arche Pärchen gerettet hat – ein perfekter Einstieg in ihr aktuelles Schaffen: „Wir sind polare Menschen. Wir leben zwischen den Polen – Mann/Frau, kalt/heiß, mächtig/ohnmächtig, stark/schwach. Das Geheimnis ist, dass wir uns nur im anderen Pol erleben und dabei unsere Grenzen finden können. Wir lernen zwischen den Polen unsere Kräfte einzuschätzen, uns lebendig zu spüren.“ Dabei stellt sich die Autodidaktin als fühlendes weibliches Wesen, als Clanmutter, wie auch als systemische Coachin und Yogatherapeutin, wichtigen Fragen des gesellschaftlichen Entwicklungspotentials: „Muss ich mich definieren, um zu sein? Sind sichtbare Geschlechtermerkmale wichtig? Reicht es, ein menschlicher Mensch, einfach HUMAN zu sein? Die Antworten sucht sie im Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und Techniken, mit verbindenden Impressionen. Als Fan der Collagenart legt sie den Fokus auf analoge und digitale Printmöglichkeiten – ein eigener „Way of Art“ der Outsider-Artistin, der es wichtig ist, die Seele der Bilder in „non-perfekten Fotos“ zu finden, deren Ausdruck sie „retromodern“ nennt.

Der richtige Ort

In den Räumlichkeiten der ehemaligen Fabrikhallen der Firma Glanzstoff findet die modern-mixed-art Künstlerin, die seit 2012 ihre bildnerischen Arbeiten nur selten der Öffentlichkeit präsentiert, genau den richtigen Platz für ihre Ausstellung. „Mit meiner Erfahrung aus 30 Jahren Trainerin, Coach und in der Krisenintervention bringe ich eine umfassende Reife, ein besonderes Verständnis des menschlichen Miteinanders mit. Meine Kunst ist SYSTEMRELEVANT.“ Darum ist die richtige Auswahl des Platzes für das Verständnis dieser außergewöhnlichen Kunstrichtung entscheidend. 

Die Künstlerin Romana Maria Jäger im Talk

Wir haben mit „jo.jo“ über ihre aktuelle Ausstellung gesprochen.

Romana, welche Gedanken zum Thema Mann/Frau sollen deine neuen Werke anregen?

Der rote Faden ist die Verbindung. Denn, ob wir wollen oder nicht, gibt es immer eine Verbindung zwischen den Geschlechtern. Das moderne „Switchen“ zwischen den Geschlechterformen, tut der Gesellschaft nicht gut. Genauso wenig wie die totale Aufmerksamkeit auf eine Gruppe von Menschen, die sich anders definieren. Hey, ich sehe euch, aber ich möchte trotzdem meine Weiblichkeit erleben! Die Mehrheit, ca. 80 Prozent der Menschen, sind eindeutig Mann oder Frau, ob und wie sie ihre sexuelle Ausrichtung auch leben mögen. Was bitte ist so schlimm daran, weiblich oder männlich zu sein? Wo ist die Ordnung, die Orientierung, die Grenze? 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Das Thema Diversität ist hochaktuell, gibt es dazu eine (versöhnliche) Brücke?

Auf jeden Fall! Wir müssen endlich lernen zu begreifen, dass der oder die Andere anders ist. Du kannst das Andere weder ignorieren noch ändern. Es geht um Akzeptanz der Eigenheiten, um ein Verständnis von Zusammenhängen und Mut zur Veränderung. Wenn wir uns nicht verwandeln, sterben wir. Wenn wir immer nur wachsen, sterben wir auch. Jedes Kind muss geboren werden. Wenn nicht, sterben Mutter und Kind. 

Eine Collage verlangt aufmerksames Hineindenken und sich mitunter auch auf Konflikte einzulassen …

Im Gegensatz zu anderen geschätzten Kolleginnen und Kollegen verarbeite ich persönliche Konflikte nicht in meiner Kunst. Mein Wesen liebt es, zu schaffen, zu tun. Kunst, die nur im Denken stattfindet, ist keine Kunst. Papierbilder, die von mir gesammelt werden, sind im Auswahlverfahren bereits ein Statement. Daraus ergibt sich irgendwann das geklebte Bild – im meditativen Prozess ist zuerst kein Thema erkennbar. Erst in der Sammlung ergeben sich die zusammenhängenden Serien, wie meine  „Skurrille Faces“ – „one eye pics“ – „female attributes“ – „between blood & blossoms“ und viele mehr. Die digitalen Bearbeitungen sind dann nur das Sahnehäubchen zum ästhetischen Ausdruck.

Setzt deine Kunst Gegenpole zur harmonieverseuchten Insta-Welt?

Ja, mit meinen non-perfect-pics und retromoderner Kunst, zurück zu einem Teil „wahren, langsamen, simplen“ Lebens.

Romana Maria Jäger/ro.jo

Instagram:
@follow_denkkunst_ro
@digiart_byro

Facebook:
denkkunst-ro

_____________

Das könnte dich auch interessieren:

Abo

Wählen Sie Ihr persönliches Abo aus

×