Klar und frisch mit dem Inner Glow

Ein strahlendes Lächeln, ein rosiger Teint und Schönheit, die von innen kommt: ORF-Gesundheitsmoderatorin, Ärztin und Mama Christine Reiler im Interview.

6 Min.

© Sarah Katharina Hochmayer

„Du strahlst so! Wie machst du das?“ Diese Sätze, sagt Christine Reiler, bekomme sie „immer wieder zu hören. Und es freut mich natürlich, dass mich manche Menschen so wahrnehmen, auch wenn mir bei Weitem nicht immer nach Strahlen ist.“ Denn auch sie kennt gute und weniger gute Zeiten, als berufstätige Mutter stressige und weniger stressige Tage. Aber alle, die sie kennen, eint eine Aussage: Die Christine lebt gerne! Diese lebensbejahende Haltung der Freundin des Humors, der Leichtigkeit und Freude, gepaart mit der Liebe zur Natur, dem Wissen um die Kraft der Heilkräuter und nicht zuletzt ihr ärztlicher Blick aus der Perspektive der Ganzheitsmedizin gibt sie in ihrem neuesten Buch „Inneres Strahlen & Natürliche Schönheit“ weiter.

Christine, „get the glow“ ist ein gängiger Slogan aus der Kosmetikindustrie. In deinem neuesten Buch beschäftigst du dich aber mit dem „inner glow“ – was meinst du damit
Ich bin der Meinung, dass man ein schönes Äußeres haben kann und dieses natürlich auch pflegen sollte, aber dass das schönste Antlitz einen nicht umwirft, wenn man nicht auf sein Inneres achtet. Und dazu gehören unsere Emotionen, unsere Fitness, unsere Ernährung, unser generelles Wohlbefinden. Wenn man von innen heraus strahlt, weil diese Parameter alle gut versorgt sind, dann sind wir wirklich gesund und glücklich. Und das empfinde ich als Endziel!

Du wirfst auch einen Blick auf die medizinische Seite des Strahlens. Worum geht es da?
Ich wollte mich bei diesem Buch vor allem auf die präventive Seite fokussieren. Was kann man vorausschauend tun, damit es einem gut geht? Ich habe hier die Dinge hineingepackt, die mir persönlich dabei helfen. Dazu gehören für mich die richtigen Lebensmittel und in meinem Fall zum Beispiel das Kochen, weil mich das entspannt. Aus medizinischer Sicht finde ich es wichtig zu wissen, welche Vitamine, Nährstoffe und Co. in den Lebensmitteln stecken und wofür wir diese Stoffe überhaupt brauchen. So weiß jeder, dass man viel Vitamin C zu sich nehmen sollte, aber nur wenige wissen, dass es ganz wichtig für ein funktionierendes Immunsystem ist. Ich habe also auch versucht, ein medizinisches Gesamtheitskonzept in die Seiten zu packen. Jeder soll sich etwas aus dem Buch herausnehmen können, wo er oder sie persönlich denkt, dass noch etwas fehlt.

© Sarah Katharina Hochmayer

Was bringt dich persönlich zum Strahlen?
Wenn ich das Gefühl habe, es geht sich irgendwie alles aus und jeder, also meine Familie, meine Freunde und ich, sind glücklich. Wobei ich sagen muss, dass ich diese Selbstfürsorge, wie: mir einfach einmal Zeit zu nehmen für meinen Sport oder eine Badewanne, hart erlernen musste. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis so umschaue, kämpfen sich viele Frauen wie ich durch Wäscheberge, Rotznasen, berufliche Erwartungen und die eigenen Erwartungen an sich selbst. Diese paar Momente, in denen man sich denkt: Es ist alles genau so, wie es sein soll – ich denke, die gilt es zu genießen und auszubauen.

Detoxing

Gerade jetzt im Frühling ist Detoxing, das Entgiften und Entschlacken, ein Thema. Was empfiehlst du hierzu?
Bitterstofffe! Ich habe diesem Thema sogar ein eigenes Kapitel gewidmet, weil ich es so wichtig finde, denn Bitterstoffe kurbeln unseren Organismus kräftig an. Die Crux dabei ist, dass wir im Supermarkt kaum noch Gemüse wie Chicorée oder Radicchio finden, der wirklich bitter ist, weil diese Stoffe herausgezüchtet wurden. Unser Gaumen ist daher nicht mehr wirklich daran gewöhnt, dabei wären sie so gesund. Die gute Nachricht ist aber, dass jeder, der möchte, Zugang dazu hat, und zwar auf jeder sauberen Wiese. So ist der Löwenzahn ein ziemlicher Alleskönner, und der wächst bei uns überall. Vielleicht kennen auch manche den guten Röhrlsalat mit Ei noch? Auch die Wurzeln sind in der traditionellen Medizin nicht wegzudenken als Heilmittel. Und die Brennnessel unterstützt uns jetzt im Frühling – als Suppe oder Tee hilft sie beim Durchputzen! Die ganz Hartgesottenen können sich eine Brennesselpeitsche aus den Ruten binden und den Rücken damit behandeln – das wurde früher gern gegen Rheuma verwendet. Eine gute Durchblutung ist damit garantiert (lacht)!

Die Pandemie, der Klimawandel, ein Krieg in Europa verbreiten eine gewisse Stress-Stimmung, die uns neben Alltag, Beruf und Familie zusätzlich belastet. Wie können wir mit Mitteln aus der Natur unsere Stressresistenz stärken?
Ich würde jetzt gerne sagen, dass ein Teelöffel eines gewissen Krauts uns sofort stressresistent macht. Aber das gibt es leider nicht. Es gibt einige Heilpflanzen, die unser Immunsystem stärken, wie etwa der Sonnenhut. Und dann gibt es einige, die uns helfen, uns zu entspannen, besser zu schlafen oder die Ängste zu bewältigen. Dazu gehören der Baldrian, die Zitronenmelisse, die Passionsfrucht, der Hopfen und andere. Aber diese Kräuter können uns nur alle unterstützen. Schluss­endlich denke ich, dass es eben die Mischung aus den vier Säulen Bewegung, Ernährung, Psyche und Naturheilmitteln ist, die uns stark machen kann.

Wenn wir unsere Bedürfnisse kennen und danach handeln, können wir uns auch innerlich zum Strahlen bringen.

Christine Reiler

Du bist auch ausgebildete Phytotherapeutin. Wenn ich mir eine Hausapotheke im Garten anlegen möchte, welche Heilkräuter dürfen da nicht fehlen?
Wo fange ich da an! Viele Dinge haben wir schon in der Küche, wie etwa die Zwiebel oder Knoblauch. Beide Gemüsesorten wirken antibakteriell und anti­viral und können bestens bei Verkühlungen eingesetzt werden. Aber wenn man jetzt die Möglichkeit hat, etwas anzusäen, würde ich die Ringelblume anpflanzen, und auch Thymian und Zitronenmelisse. Die Ringelblume, weil sie, außer, dass sie ein optischer Blickfang ist, auch als Salbe, die man ganz schnell selber machen kann, bei rissiger Haut einsetzbar ist. Und auch Thymian ist ein Tausendsassa bei Erkältungen und duftet ebenso wie die Melisse einfach himmlisch. Die Zitronenmelisse wirkt erwiesenermaßen bei Fieberblasen und macht sich hervorragend in jedem Tee oder auch im Infused Water – dazu habe ich auch ein paar Rezepte im Buch.

Hausmittel & Ernährung

Welche Erfahrungen hast du mit deinen Kindern in der Behandlung mit Hausmitteln?
Sagen wir mal so: Bei einigen nehmen sie die Beine in die Hand und andere erfreuen sie durchaus! Essigpatscherl oder Zwiebelwickel sind nicht so ihr Ding, aber der selbstgemachte Fichtenwipfel- oder Spitzwegerichsirup gehen ganz gut. Ich denke, als Mutter muss man das abwägen, denn es hat ja auch keinen Sinn, wenn das kranke Kind dann auch noch gestresst ist. Aber eine Hühnersuppe läuft bei mir auch schon unter Hausmittel und damit mache ich sie durchaus glücklich.

Welche Rolle spielt die Ernährung, wenn es um das Strahlen und die natürliche Schönheit geht?
Ich finde, eine ganz große! Aber nicht nur die Ernährung an sich, sondern auch, wie man isst. Wir nehmen uns heutzutage viel zu selten Zeit, um ein gutes Essen zu zelebrieren, doch genau das wäre so wichtig. Und damit verbinde ich wieder die vorher erwähnten Säulen: Psyche und Ernährung. Wir schaffen für die Familie damit nicht nur einen Raum für den Austausch von Gedanken oder Sorgen, sondern geben dem Gekochten auch den Stellenwert, den es verdient. Und der Genuss spielt ja auch eine große Rolle, denn dabei empfinden wir Glück!

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