Editorial: Die Liebe hat viele Gesichter

Wenn Liebe im Spiel ist, wird es immer ganz schön kompliziert.

3 Min.

Angelica Pral-Haidbauer, Chefredakteurin © AQUILA-Picture

Der Sommer naht und mit ihm das Jubiläum „30 Jahre Theaterfest Niederösterreich“, welches das ganze Land abermals in eine große Bühne verwandeln wird. Worum wird es in vielen Inszenierungen gehen? Natürlich um die Liebe! Und wie wir wissen: Wenn Liebe im Spiel ist, wird es immer ganz schön kompliziert.

Wahnsinn in der Liebe

Wie verrückt diese Emotion sein kann, erklärt Friedrich Nietzsche in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“: „Es ist wahr: Wir lieben das Leben, nicht, weil wir ans Leben, sondern ans Lieben gewöhnt sind. Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe. Es ist aber auch immer etwas Vernunft im Wahnsinn.“ Dieser Liebe in all ihren Facetten widmet sich die Mezzosopranistin Marina Viotti, die im Wolkenturm Grafenegg das Konzert „Amour Fou – About last night” kuratiert. Songs und Arien – von zarter Liebe auf den ersten Blick bis zum Verlassenwerden, von Verwirrungen der letzten Nacht bis zum großen Glück – werden Herzen zum Klingen bringen.

Um die Intensität der komplexen emotionalen Bandbreite zu vereinfachen, sagte die Schriftstellerin Elke Heidenreich einst in ihrer grandiosen Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele: „Die Liebe ist letztlich ein biochemischer Prozess, die Formel für jene Substanz, die das Liebessyndrom im Gehirn auslöst, lautet: C6H5 (NH2) CH3.“

Der Liebestrank

Nun, ich habe es gegoogelt: Die Formel steht für ein PEA-Molekül, das uns nicht nur zur Liebe animiert, es ist ebenso in Schokolade, gereiftem Käse wie auch in Rotwein enthalten. Rotwein als Liebestrank? Wohl ja, denn Kammersänger Clemens Unterreiner bringt im ersten Jahr seiner Intendanz der Oper Burg Gars Donizettis Oper „L‘elisir d‘amore“ – „Der Liebestrank“ – auf die Bühne. Regie führt das Künstlerehepaar Carolin Pienkos und Cornelius Obonya.

Im Interview zu diesem Zweiakter formuliert das sympathische Regie-Duo folgende Fragen: „Was ist aufrichtige Liebe? Und wie weit gehe ich, um sie zu verwirklichen? Und was hat das mit dem Bild zu tun, das ich von mir selbst habe?“ Um in einem persönlichen Statement über ihre Zusammenarbeit zu enden: „Diese emotionale Nähe ist Lebensglück für uns. Wir lieben einander und unsere Berufe.“ So einfach, klar und kraftvoll können Worte sein.

Die Liebe hat viele Gesichter: Mal tänzelt sie leichtfertig daher, mal tobt sie als Amour Fou.

Angelica Pral-Haidbauer

Liebe Leserinnen und Leser, wenn wir uns der Musik hingeben oder uns in Texte vertiefen, dann brauchen wir keine Formeln. Man muss sie nur fühlen. Die Liebe. Und man muss sie pflegen. Sie werden ihr in dieser Ausgabe oft begegnen – als Antrieb, Gutes zu tun, um Menschen glücklich zu machen, um die Zukunft liebenswert zu gestalten. Zu den kostbaren Momenten, die uns dieser Theatersommer schenken wird, geben wir Shakespeare das Wort, der uns in „Was ihr wollt“ wissen lässt: „Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter!“

Abo

Wählen Sie Ihr persönliches Abo aus