Autorinnen-Talk mit Mina König

Beeindruckende Frauen, die Geschichte geschrieben und zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind, lässt Mina König in ihren faszinierenden Romanen, basierend auf biografischen Fakten, wieder zum Leben erwachen. Die Journalistin und Autorin wurde mit diversen Stipendien und Preisen ausgezeichnet und lebt mit ihrer Familie in Wiener Neustadt.

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© Philipp Hacker-Walto

Sie sind als Emily Walton 1984 in Oxford/UK geboren und schreiben Ihre Bücher unter dem Pseudonym Mina König. Warum?
Mina König: Ich habe in den vergangenen Jahren als Autorin und Journalistin eine Vielzahl an Themen behandelt und mein Werk ist stark gewachsen. Meine historischen (Liebes-)Romane erscheinen seit einiger Zeit unter meinem Pseudonym Mina König, um für etwas Struktur in meinem Werk zu sorgen und den Leserinnen und Lesern eine Orientierung zu geben.

Ihr Buch „Miss Hollywood“ schildert den sagenhaften Aufstieg der Schauspielikone Mary Pickford, die in der Geburtsstunde Hollywoods 1916 neben Charlie Chaplin das bekannteste Gesicht Amerikas war. Dann begegneten wir in „Mademoiselle Oppenheim“ einer Frau, die zur größten Künstlerin im Paris der 1930er-Jahre wurde. Für Pablo Picasso, Salvador Dalí oder André Breton war sie einzigartige Muse, mit Max Ernst und Marcel Duchamp verband sie eine Liebesgeschichte. Nach welchen Kriterien suchen Sie diese Frauenfiguren aus?
Seit meiner Jugend brenne ich für die 1920er- und 30er-Jahre, ganz besonders für Paris in dieser Zeit. Je mehr ich im Lauf der Jahre recherchierte, desto weiter zogen sich die Kreise. Es ist erstaunlich, wie viele geniale Künstlerinnen und Künstler miteinander vernetzt waren. Bei manchen Personen macht es dann „klick“ und ich will mich sofort intensiver mit ihnen beschäftigen, ihnen ein Buch widmen. Bei Meret Oppenheim war es mitunter die Beziehung zu ihrer Großmutter, die mich berührte; bei Mary Pickford die Ohnmacht der Frauen im Filmbusiness.

Ihr drittes, im Heyne Verlag erschienene Buch widmen Sie jener Frau, welche die Modewelt des 20. Jahrhunderts revolutionierte und sogar die Grande Dame Coco Chanel in den Schatten stellte: Elsa Schiaparelli. Ihre Lebensgeschichte als Mutter und Gründerin des „Maison Schiaparelli“ ist zutiefst berührend …
Ja, Elsa Schiaparelli war exzentrisch, frech und skurril! Sie sah ihre Kleider als Kunstwerke und hat sich mit großen Künstlern ihrer Zeit, etwa Salvador Dalí, Man Ray, Marcel Duchamp, Jean Cocteau, Meret Oppenheim und Alberto Giacometti umgeben. Hollywood-Größen wie Greta Garbo und Joan Crawford wollten ihre Mode. Da bin ich sofort aufmerksam geworden. Faszinierend war aber vor allem, dass Schiaparelli das alles geschafft hat als alleinerziehende Mutter einer schwerkranken Tochter.

Würden Sie ein Frauenporträt der Gegenwart schreiben, wer könnte das sein?
Eine Frau der Gegenwart als Figur hat mich bislang noch nicht gefunden. Meine nächste Protagonistin habe ich aber bereits: meine eigene Großmutter. Sie war im Zweiten Weltkrieg bei der Royal Air Force und hat Erstaunliches erlebt. Für die Recherche und das Schreiben möchte ich mir Zeit nehmen, denn ein Buch über diesen Lieblingsmenschen schreibe ich nur ein Mal.

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