Autorinnen-Talk mit Grete Keram

Zu ihrer Goldenen Hochzeit brachte die Autorin ihre berührende Liebesgeschichte im Waldviertel der 1960er-Jahre heraus. Eine Autobiografie, die Zeugnis gibt von einer Liebe ohne Wenn und Aber, und die sich trotz Ablehnung ihrer Familien nun bereits 50 Jahre bewährt hat.

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© Privat

In ihrem Buch veröffentlichen Sie mitunter ihre täglichen, sehr persönlichen Briefe, die sie sich mit ihrem Mann über vier Jahre geschrieben haben. Was war Ihre Motivation?
Grete Keram: Damals hatten wir nur Briefe, um unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, anders war es ja nicht möglich, denn sogar Telefonieren war kompliziert. Heute wäre dies per E-Mail, WhatsApp oder SMS einfacher. Diese Briefe sind also das authentische Zeugnis, wie wir an unsere gemeinsame Zukunft glaubten, trotz der vielen Versuche, dies zu verhindern. Heute denke ich, dass schon ein bisschen Mut dazu gehört hat, zu diesen jugendlichen, manchmal sogar naiven Liebesbekenntnissen zu stehen.

Die 1960/70er-Jahre standen ganz im Zeichen der Hippies und wohl in einem ziemlichen Spannungsfeld zum Leben im Waldviertel. Wie haben Sie beide das erlebt?
Die Beatles und die halblangen Haare sind auch bis ins Waldviertel vorgedrungen (lacht). Mein Mann war ja damals Gitarrist und Sänger einer Band, was zu dieser Zeit sehr verwegen war – für uns und viel mehr noch für unsere Eltern. Unsere Vorstellung von Treue mag durch die sogenannte „freie Liebe“ der Hippiezeit spießig und altmodisch gewirkt haben, und sie war auch für uns eine große Herausforderung.

Sie sind zweifache Mutter und sechsfache Großmutter. Was möchten Sie ihren Kindern und Enkelkindern mitgeben?
Dass ich Mutter werden durfte, obwohl das natürlich mit 19 Jahren und in dieser schwierigen Situation nicht unbedingt wie ein Glücksfall wirkte, hat mein Leben verändert, bestimmt – und mit Freude erfüllt, denn für mich hat die Familie hohen Stellenwert. Wie immer sich das Leben meiner Kinder, Enkelkinder und Urenkel gestaltet – denn nicht immer haben wir Einfluss darauf – wäre mein Wunsch: Sie mögen sich stets selbst treu bleiben, an das Gute glauben, Träume wahr werden lassen und auch gegen Widerstände ankämpfen. Vor allem sollen sie wissen, dass die Familie immer hinter ihnen steht und sie nie im Stich lässt.

„Romeo und Julia feiern Goldene Hochzeit“ ist Ihr bisher einziges Buch, geschrieben unter einem Pseudonym. Wird es ein zweites geben?
Sag niemals nie! Vielleicht etwas ganz anderes, einen Krimi oder eine „andere“ Liebesgeschichte, aber das wäre dann Fiktion. Zumindest wird es keine weitere Autobiografie, denn als Romeo und Julia habe ich ja bereits mein, unser Leben preisgegeben.

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