Die Waldbotschafterin Hermine Hackl

Sie hat eine große Leidenschaft: den Wald und teilt ihr Wissen gerne als erfolgreiche Autorin

6 Min.

© Gabriele Moser

Magistra Hermine Hackl leitete als Direktorin den UNESCO-Biosphärenpark Wienerwald, ist Vizepräsidentin des ÖAMTC und des Vereins zur Förderung des Waldes, Präsidentin vom Ökosozialen Forum NÖ und von Wald.zeit Österreich, dessen Vereinsgründerin sie auch war. Zuletzt leitete sie die Forstliche Ausbildungsstätte Traunkirchen (FAST) und war Koordinatorin des Waldcampus Österreich, des größten und modernsten Waldkompetenzzentrums in Europa. Sie ist Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich und hat den Hans-Kudlich- sowie den Eduard-Hartmann-Preis erhalten.

Frau Hackl, Sie haben Landwirtschaft, Theaterwissenschaften und Afrikanistik studiert und sind eine von Österreichs offiziellen Waldbotschafter/Innen. Wie kam es dazu?

Hermine Hackl: Die UNO rief 2011 zum „Internationalen Jahr der Wälder“ aus. Dies nahm der damalige Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich zum Anlass, Menschen, die sich in besonderer Weise für das Verständnis rund um Wald, Forst und Holz einsetzen, vor den Vorhang zu holen. In meinem Fall waren es wohl die Kommunikationsprojekte, die ich initiieren und auf Schiene setzen durfte.

Dazu gehören etwa „Der kleine Wald-Elmayer“, den wir mit Benimm-Guru Thomas Schäfer-Elmayer umsetzen konnten, oder mit den Wiener Philharmonikern die CD „Waldklang“, das Fotobuch „Waldzeit ist‘s“, eine Serie von Wald-Sonderbriefmarken und rund 20 weitere Projekte.

SCHLOSS WALDREICHS Der im Schloss angesiedelte Verwaltungssitz des Forstamtes Ottenstein war langjähriger Wohnsitz von Hermine und Richard Hackl. © Hermine Hackl

Ein Drittel aller Waldbesitzer in Österreich sind Frauen, die zum Teil auch ihre Forstbetriebe selbst leiten. Wenn wir von Forstwirtschaft sprechen, so haben wir dennoch meist das Bild eines Mannes mit Motorsäge im Kopf. Woran liegt das?

Das liegt daran, dass Wald und Forst als Bereich von den meisten viel zu klein gesehen wird. Wald ist eben mehr als die Summe seiner Bäume und mehr als „nur“ Männer mit Motorsägen. Wald ist die Abkürzung von „Wir Alle Leben Davon“, denn Wald ist ein Zukunftsthema, das uns alle betrifft. Denken wir etwa an den Klimawandel, die Energiefrage, das Thema Gesundheit, Bioökonomie oder Nachhaltigkeit.

Letzteres ist übrigens ein Prinzip, das aus der Forstwirtschaft stammt. Die Forst- und Holzwirtschaft ist nach dem Tourismus der zweitwichtigste Wirtschaftsfaktor in Österreich. Unsere Forstleute aus der Forst- und Holzwissenschaft und Lehre sind weltweit gefragte Expertinnen und Experten und auch am anderen Ende der Welt werden Holzbauten mit österreichischem Know-how errichtet.

HELWIG HABSBURG-LOTHRINGEN In den 1930er-Jahren die erste Forstakademikerin der Welt. © privat

Sie haben mir erzählt, dass die „erste Forstfrau“ eigentlich Erzherzogin Maria Theresia war. Wofür ist sie eingetreten?

Die „Kaiserin“ war eine der ersten, die den Wert von Wald und Holz für ihr Land erkannte und erließ zahlreiche Anordnungen, Dekrete und 1767 die mariatheresianische Waldordnung, die ihre Untertanen zum Holzsparen anhalten sollte. So stellte sie etwa die Hacke für Schlägerungsarbeiten unter Verbot und schrieb stattdessen die Verwendung der Langsäge vor. Zuvor schon ließ sie das Setzen von Maibäumen und Entzünden von Sonnwendfeuern untersagen.

Die Untertanen sollten tunlichst auch keine Schuhe aus Holz tragen. Aber auch der Naturpark Föhrenberge bei Mödling geht auf ihre Anordnung zurück. Die weitläufigen Föhrenwälder sollen der Versteppung der trockenen Landschaft entgegenwirken. Nur beim mehrfach verwendbaren hölzernen „Spar-Sarg“ verweigerten ihr die sonst so treuen Untertanen die Gefolgschaft.

Können Sie uns einen kleinen Auszug der „Who‘s who“- Forstfrauen, die Geschichte geschrieben haben, geben?

Zu den absoluten Role Models auf diesem Gebiet gehört Helwig Schütte (verehelichte Habsburg-Lothringen), Jahrgang 1910. Sie absolvierte in den 1930er-Jahren ihr Forstwirtschaftsstudium in Wien und wurde damals die erste Forstakademikerin der Welt. Erst viele Jahre später absolvierte die zweite Frau in Österreich ein Forststudium, nämlich Elisabeth Johann, eine ausgewiesene Forsthistorikerin, die als erste Frau überhaupt im Jahr 2022 den Titel „Forstrat honoris causa (h.c.)“ erlangte.

Die Forstwirtin Maria Patek war Ministerin in der Expertenregierung von Brigitte Bierlein. Manuela Dickinger war 2021 die erste Frau, die den europäischen Motorsägenführerschein in allen Klassen absolvierte, und Dagmar Karisch-Gierer, die in Österreich den Verein „Forstfrauen“ begründete, ist seit Kurzem Präsidentin der Europäischen Forstfrauenorganisation. Als niederösterreichisches Beispiel darf ich noch Viktoria Hutter nennen, die mit ihrer Aktion „waldsetzen.jetzt“ zur Staatspreisträgerin für Wald gekürt wurde. 

Zuletzt gab es auch eine Nominierung bei den Minerva Awards.

Ja, bei diesem wichtigen Frauenpreis wurde der Verein Forstfrauen in der Kategorie „Organisationen“ nominiert und kam unter die Top drei. Aber schlussendlich haben wir dann doch nicht ganz in die Vorstellung von dem gepasst, wie „richtige“ Frauen zu sein haben.

Eine private Frage: Ihre Liebe zum Wald teilen Sie mit Ihrem Ehemann Richard, studierter Forstwirt, der 30 Jahre das Forstamt Ottenstein als Forstdirektor leitete, viele Jahre Wirtschaftsdirektor im Stift Altenburg und im Stift Geras war, sowie derzeit in den Stiften Zwettl und Kremsmünster. Ich habe gelesen, zu seinen Hobbys gehört auch die Theologie. Ist der Wald für Sie beide auch ein Ort der Spiritualität?

Unsere benediktinischen Brüder sagen: Der Wald ist die Wüste der Mönche. Damit ist gemeint, dass der Wald und die Bäume auch eine große Quelle der Inspiration, der Kontemplation und der inneren Einkehr sind, die man braucht, um in der äußeren Welt bestehen zu können. Aber für meinen Mann und mich ist der Wald bei Weitem nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, er ist ein Verwandler zum Schöneren und Besseren, ein Ort der Ruhe und Erholung und – der entspannten Zweisamkeit. Und weil Sie das Forstamt Ottenstein erwähnen: Dessen Verwaltungssitz befindet sich auf Schloss Waldreichs. Dort durften wir gemeinsam viele glückliche Jahre unseres Lebens verbringen. Irgendwie habe ich alleine den Namen dieses zauberhaften Hauses (nomen est omen) auch immer als eine Art „heiligen Auftrag“ betrachtet.

ÖSTERREICHS WALD

47,9 % der Bundesfläche sind von Wald bedeckt
3,89 Millionen Hektar Wald
65 Baumarten
406 Bäume pro Einwohner

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