Kampf den Dickpics!
Digitale Belästigung: Seit 1. September ist das unaufgeforderte Versenden von Genitalbildern - so genannten Dickpics - in Österreich endlich strafbar.
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Ein Bild auf dem Handy, das niemand sehen wollte und plötzlich fühlt man sich beschmutzt, wütend, hilflos. Viele Frauen haben das schon erlebt. Seit 1. September ist das unaufgeforderte Versenden von Genitalbildern – so genannten Dickpics – in Österreich endlich strafbar.
Denn seitdem gilt eine neue gesetzliche Regelung: Wer absichtlich und unaufgefordert Fotos von Genitalien (auch künstlich erstellte) versendet und damit eine Belästigung verursacht, macht sich strafbar. Das Verbot umfasst primäre Geschlechtsorgane, sofern diese den zentralen Bildinhalt darstellen, und betrifft alle digitalen Übertragungswege – also Social Media, Messenger-Dienste, E-Mail oder Dating-Apps.
Umgesetzt wird die neue Regelung durch eine Erweiterung des § 218 Strafgesetzbuch („Sexuelle Belästigung und öffentliche geschlechtliche Handlungen“). Als Strafmaß ist eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten oder eine Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen vorgesehen. Dieses Gesetz ist ein längst überfälliger Schritt, ist digitale Belästigung doch mittlerweile ein Alltagsphänomen geworden.
Wer ist betroffen?
Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts „Marketagent“ zeigt deutlich: Dieses Problem ist kein Randphänomen. 37 Prozent der 500 befragten österreichischen Frauen im Alter von 14 bis 75 Jahren gaben an, bereits unerwünschte sexuelle Bilder oder Nachrichten erhalten zu haben. In der Generation Z (cirka 15 bis 30 Jahre) liegt der Anteil sogar bei rund 68 Prozent, also fast sieben von zehn jungen Frauen. Die digitale Belästigung durch Dickpics ist ein verbreitetes Problem und betrifft junge Frauen besonders stark. Da das Gesetz nur einen rechtlichen Rahmen schaffen kann, müssten aber laut „Marketagent“ auch die Plattformbetreiber stärker in die Pflicht genommen werden, um digitale Räume sicherer zu machen.
Natürlich kann digitale Belästigung alle Geschlechter betreffen und auch von allen Geschlechtern ausgehen. Da beim unaufgeforderten Versenden von Genitalbildern der überwiegende Teil der Opfer Frauen und der Täter Männer sind, hat sich diese Studie darauf konzentriert.
Wie reagieren Betroffene?
Unerwünschte intime Bilder lösen bei den meisten Frauen starke Ablehnung aus. 65 Prozent der Empfängerinnen empfinden beim Anblick eines solchen Bildes Ekel, 42 Prozent ärgern sich darüber, 12 Prozent fühlen sich bedroht, lediglich ein Prozent sieht ein Dickpic als Kompliment. 67 Prozent blockieren den Absender sofort, 40 Prozent melden das Profil der Plattform, 32 Prozent ignorieren die Nachricht.
Warum machen Männer das?
Viele Männer, die solche Bilder verschicken, haben ein verzerrtes Verständnis von Sexualität und Grenzen – oft beeinflusst durch einen schädlichen Umgang mit Pornografie. Sie hoffen auf Komplimente oder darauf, ebenfalls anzügliche Bilder von den belästigten Frauen zu erhalten und dass diese vielleicht sogar Sex mit ihnen haben möchten. Die Männer denken nicht über die psychologischen Auswirkungen auf die Frauen nach und empfinden ihre Tat meist als „harmlosen Flirt“. In vielen Fällen geht es allerdings nicht um die Anbahnung von sexuellen Kontakten, sondern um ein Zeichen von Machtausübung. Je eher man das Gefühl hat, dass ein Verhalten keine negativen Konsequenzen hat, desto eher wird es wiederholt. Daher ist dieses Gesetz so wichtig! Frauen wird damit nun ein rechtliches Mittel in die Hand gegeben, um sich gegen solche Handlungen zu wehren.
Was könnt ihr tun?
Macht einen Screenshot. Haltet Datum, Uhrzeit, Absender und Plattform fest. Meldet Profil und Nachricht der Plattform. Blockiert den Absender. Geht mit euren Beweisen zur Polizei und erstattet Strafanzeige. Überprüft eure Einstellungen: Wer darf euch kontaktieren, wer Bilder schicken? Nehmt die psychische Belastung ernst! Solche Fotos können Gefühle wie Ekel, Scham, Schuld oder Ohnmacht auslösen. Sprecht mit Vertrauenspersonen darüber oder wendet euch an eine Beratungsstelle.
Digitale Übergriffe sind kein Kavaliersdelikt. Mit dem neuen Gesetz können Frauen endlich sagen: Stopp – das ist strafbar!
Die Frauenhelpline gegen Gewalt ist österreichweit, rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr und kostenlos für Erst- und Krisenberatung erreichbar unter Tel. 0800/222 555.
Der Dickpic-Paragraph
Wortlaut § 218 Abs 1b Strafgesetzbuch:
Ebenso ist zu bestrafen, wer eine andere Person belästigt, indem er ihr im Wege einer Telekommunikation oder unter Verwendung eines Computersystems eine Bildaufnahme, die wesentlich menschliche Genitalien zeigt, eine vergleichbare bearbeitete Bildaufnahme oder vergleichbares künstlich erstelltes Material unaufgefordert und absichtlich übermittelt.
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