Im Wordrap: Dorli Muhr
Sie ist fundierte Kommunikationsexpertin für Genuss und erfolgreiche Winzerin. Bei den Rohrauer Gesprächen erweitert Dorli Muhr ihren Aktionsradius.
© Anna Stöcher
Haydns Heimatregion ist auch ihre. Während sie ihre renommierte Agentur „Wine & Partners“ aufbaute, kehrte sie parallel an jenen Ort zurück, wo einst ihre Großmutter einen Weingarten besaß, um Winzerin zu werden: nach Prellenkirchen. Das ist beinahe drei Jahrzehnte her, Dorli Muhr ist heute weder aus der Kommunikationsbranche noch aus der Weinbauszene wegzudenken. Ab Juni ist sie zudem Gastgeberin bei den „Rohrauer Gesprächen“ im Rahmen des Festivals Haydnregion Niederösterreich. Ihren ersten Gast begrüßt sie am 18. Juni in Haydns Geburtshaus: die Slow-Food-Pionierin Barbara van Melle.
Was fasziniert Sie an Wein?
Dorli Muhr: Die Fähigkeit von Wein, seine Herkunft auszudrücken. Analytisch kann man diesen „Sense of Place“ nicht nachweisen, aber unsere Nase und unser Gaumen erkennen es eindeutig. Das ist faszinierend.
Sie führen quasi eine Tradition fort, die Ihre Großmutter am selben Ort begann. Was verbindet Sie beide?
Meine Großmutter war eine starke Frau, die große Schicksalsschläge meistern musste. Und trotzdem kannte ich sie als einen an allem interessierten Menschen, und ihre Tür stand immer für Besucher offen. Ich hörte sie nie klagen, sondern nur Pläne schmieden. Ich hoffe, dass ich diese Eigenschaften von ihr geerbt habe.
… und mit Ihrer Gesprächspartnerin Barbara van Melle?
Barbara ist eine toughe Frau, die immer wieder unglaubliche Projekte erfindet und stemmt. Mit ihrer Energie und dem unbändigen Wunsch, diese Welt zu einem besseren Platz zu machen, ist sie ein großes Vorbild für mich.
Wie definieren Sie Erfolg?
Ein Projekt muss wirtschaftlich funktionieren, das ist die Basis. Erfolg aber ist, wenn man etwas in der Welt bewegt damit.
Ganz persönlich
Was liegt Ihnen als Mutter am Herzen?
Dass nachkommende Generationen sich selbst und die Umwelt weniger ausbeuten, als dies meine Generation tat und tut.
Was ärgert Sie ?
Schwarz-Weiß-Denken ist die heutige Geißel unserer Gesellschaft. Sie spaltet jede Gemeinschaft in zwei feindliche Lager. Ich bin ein Fan von Schattierungen und vom Wunsch, das Verbindende zu finden.
Wie sieht ein schöner Tag aus?
Er beginnt mit einem Morgenlauf, bringt mich mindestens dreimal schallend zum Lachen und gibt mir am Abend das Gefühl, Sinnvolles getan zu haben.
Welche Persönlichkeit würden Sie gerne treffen?
Quentin Tarantino.
Was möchten Sie ihn fragen?
Was siehst du? – Denn ich liebe den schrägen Blick in seinen Filmen.
Welcher Song berührt Sie gerade emotional?
Mahlers 2. Symphonie.
Was bereuen Sie, wenn Sie zurückblicken?
Noch nichts.
Welche Vision möchten Sie verwirklichen?
Im Weinberg gibt man den Reben gerade so viel Halt und Struktur, dass sie sich individuell entwickeln und die Weine ihre Herkunft zeigen können. Im Idealfall sollten wir sowohl unseren Kindern als auch unseren Mitarbeitern genau so zu Verfügung stehen: nur Support geben, wo es notwendig ist, ihnen sonst aber Raum und Möglichkeiten geben, zu wachsen und sich zu entwickeln.
Ihr Lebensmotto?
Nichts geschieht, außer wir tun es.